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Julia Exklusiv Band 0194

Julia Exklusiv Band 0194

Titel: Julia Exklusiv Band 0194
Autoren: Violet Winspear , Lynne Graham , Catherine George
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zurück. Eine sehr hübsche, blonde Frau lachte. Sie erinnerte Anita an Charme, ihre Stiefschwester.
    „Ich werde jetzt gehen“, murmelte Anita und ging ein paar Schritte rückwärts. Mit sportlicher Eleganz sprang der Schauspieler über die Rampe und war schon neben ihr. Er legte einen Arm um ihre Schultern und geleitete sie durch den Mittelgang des Theaters in das Foyer und durch die großen Schwingtüren hinaus ins Freie. Vor ihnen breitete sich die Grünanlage am Fluss aus. Ein paar Schwäne glitten lautlos und langsam vorüber.
    „Das ist wie eine Szene aus ‚Schwanensee‘“, lächelte Tarquin Powers,„gleich werden sich die großen Vögel aufrichten und zu tanzen anfangen.“
    Anita betrachtete ihn verwundert von der Seite. Niemand in ihrem Familienkreis sprach so, keiner der Freunde ihrer Stiefschwester konnte sich so leicht und beschwingt unterhalten, und die Bekannten ihres Stiefvaters sprachen sowieso nur von Geld.
    „Ja“, erwiderte Anita, „der Fluss und die Schwäne sind zu dieser Zeit wunderschön.“
    Sie kam sich fast prosaisch vor. Wie konnte er ihre langweilige Gesellschaft den Theaterleuten vorziehen? Da wartete doch die hübsche Schauspielerin mit den langen, hellblonden Haaren.
    „Viele Dinge sind wunderschön. Ein Baum, ein alter Turm, ein Gesicht in der Menge, das man nicht mehr vergisst.“
    Wieder blickte er sie forschend an. Dann lächelte er und brachte auch Anita zum Lächeln.
    „Sieh mal an, da ist ja ein Grübchen in der Wange. Ist es für Pfeffer oder Salz bestimmt?“, fragte er lustig.
    Sie musste laut lachen, war aber doch verwirrt. Noch nie hatte jemand so etwas zu ihr gesagt. Und nun war es ein Mann wie Tarquin Powers, der so mit ihr sprach.
    „Warum sind Sie so scheu, so zurückhaltend?“, fragte er dann, ernst werdend.
    „Sie sind ein berühmter Künstler.“
    Anita ließ Taffy von ihrem Arm springen. Wie ein Pfeil schoss der Pudel zum Flussufer hinunter, wo er die Schwäne verbellte. „Ich möchte mich noch einmal entschuldigen, dass wir die Probe gestört haben“, begann Anita.
    „Haben Sie schon einmal eine ‚Hamlet‘-Aufführung gesehen?“
    Mit unnachahmlicher Lässigkeit lehnte er sich an die Steinmauer des Theaters, eine „Hamlet“-Figur ganz in Schwarz. Sein freundliches Gesicht hatte dennoch einen etwas traurigen Ausdruck.
    Anita nickte. Sie wusste jedoch gleich, dass sie seinen „Hamlet“ sehen musste und die Aufführung lieben würde, schon aus dem besonderen Grunde, weil er mit ihr gesprochen und sie sogar geneckt hatte.
    „Leben Sie hier in Avendon-upon-Avon, oder sind Sie Touristin?“
    „Ich lebe hier. Es ist eine hübsche, kleine Stadt. Ich liebe sie sehr.“
    „Ja, das kann ich verstehen.“
    Tarquin ließ seine Blicke über den Theatervorplatz schweifen, über die Wiesen, den Fluss.
    „Wenn man nur einmal für eine Stunde die Zeit zurückdrehen könnte, um zu sehen, wie das hier im siebzehnten Jahrhundert ausgesehen hat. Würde Ihnen das auch Spaß machen?“, fragte er.
    „Das geschieht doch ständig, Mister Powers, wenn Menschen wie Sie die Figuren Shakespeares auf der Bühne darstellen.“
    „Da haben Sie recht.“
    Wieder sah er sie an. Seine Augen wanderten von ihrem Gesicht, das von rotbraunen Haaren umrahmt war, über die zarte Figur bis zu den roten Schuhen.
    „Haben Sie jemals daran gedacht, Schauspielerin zu werden?“
    „Ich?“ Anita lachte. „Ich habe Sommersprossen und bin schüchtern.“
    „Viele Schauspieler sind im Grunde schüchtern, Miss.“
    „Wirklich? Sie kommen mir sehr selbstsicher vor.“
    „Sie haben mich noch nie ohne meine Maske gesehen“, erwiderte er.
    Unsicher gab sie seinen Blick zurück. War dieses strenge, sensible Gesicht nur eine Maske? Und dieses Lächeln, war es einstudiert? War dieser Anflug von Traurigkeit vielleicht der einzige kleine Teil, der auf den richtigen Tarquin Powers hinwies?
    „Darf ich Sie überhaupt noch länger von Ihrer Probe abhalten?“, fragte Anita schnell, um abzulenken.
    „Bitte, bevor Sie gehen, müssen Sie mir Ihren Namen sagen.“
    Anita wollte sich abwenden, da hatte er schon zwei Finger unter ihr Kinn gelegt und ihr Gesicht zu sich aufgehoben.
    „Merkwürdige Augen“, flüsterte er, „bezaubernde Veilchenaugen. Sie sind Keltin, wenn ich mich nicht irre, nicht wahr?“
    „Mein Name ist Anita Perry.“
    Ihr Herz klopfte stark. Sie wusste nicht, woher es kam, konnte diesem Gefühl keinen Namen geben. Dieser Fremde, der da dicht vor ihr stand, war so
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