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JULIA COLLECTION Band 10

JULIA COLLECTION Band 10

Titel: JULIA COLLECTION Band 10
Autoren: MIRANDA LEE
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äußerst weltmännisch. Ich habe ihn kennengelernt, als ich mit sechzehn Jahren das erste Mal nach Sydney kam, um zu modeln. Er war einige Jahre älter als ich, so um die dreißig. Als er mich zum Essen ausführte, fühlte ich mich geschmeichelt und war ganz aufgeregt. Danach lud er mich noch auf einen Mitternachtsdrink in sein Apartment ein, und ich bin blöderweise mitgegangen. Ich … ich hatte schon ziemlich viel Alkohol intus und habe dann bei ihm auch noch ein Glas getrunken.“
    Aha, so langsam begriff Ali, warum Charmaine ihm gegenüber am Anfang so feindselig gewesen war und warum sie Alkohol ablehnte. „Dieser Mistkerl hat es sich zunutze gemacht, als du betrunken warst.“
    „Nein, so zivilisiert ist die Sache nicht abgelaufen“, sagte Charmaine und lachte trocken, und Ali gefror das Blut in den Adern.
    „Hat er dich vergewaltigt?“
    Sie nickte.
    Ali schluckte. „Ich hoffe, das hat ihm Knast eingebracht, denn sonst bringe ich ihn um.“
    „Er ist schon tot“, sagte Charmaine ausdruckslos, „vor einigen Jahren an einer Überdosis gestorben.“
    „Allah ist gerecht.“
    „Ich erinnere mich auch nicht an die Vergewaltigung. Er hat mir irgendetwas ins Glas getan. Ich weiß noch, wie mir plötzlich ganz merkwürdig wurde, sodass ich mich aufs Sofa legen musste. Von da ab bis zum nächsten Morgen habe ich eine Gedächtnislücke. Als ich aufgewacht bin, lag ich nackt in seinem Bett und wusste einfach, dass er … Sachen mit mir gemacht hat, während ich bewusstlos gewesen bin. Das Problem war nur: Ich konnte nicht beweisen, dass er mir Gewalt angetan hat. Ich blutete nicht und hatte auch keine blauen Flecken. Als ich ihn zur Rede stellte, hat er es zugegeben. Dann meinte er, ich bräuchte erst gar nicht zur Polizei zu gehen, weil sein Vater ein wichtiger Mann sei und ohnehin nichts aus einer Anzeige werden würde. Aber ich bin trotzdem hingegangen, ich Trottel.“
    „Wieso, was ist passiert?“
    „Das Übliche. Ein peinlicher Besuch im Krankenhaus. Dort wurde leider kein Beweis für eine Vergewaltigung gefunden, nur unheimlich viel Sperma. Der Bluttest ergab keine Drogenrückstände. Was auch immer er mir eingeflößt hatte, war bis dahin abgebaut. Als er von dem Polizisten befragt wurde, gab er zu, mehrmals mit mir geschlafen zu haben. Es sah auch nicht gut aus, dass ich freiwillig mit ihm in die Wohnung gegangen bin. Aber den Rest hat er mir mit den Polaroids gegeben.“
    „Wie bitte?“ Ali war ganz schlecht.
    „Er hat Fotos von mir gemacht, als ich nackt war, in allen möglichen Stellungen. Dummerweise hatte ich auf einigen die Augen halb offen. Meiner Meinung nach sah ich eindeutig benebelt aus. Aber der Polizist sagte, ich würde aussehen, als sei ich hin und weg vom Sex gewesen.“
    Ali unterdrückte ein Stöhnen. Er verstand immer mehr, warum Charmaine am Anfang so abweisend zu ihm war. Er hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er sie begehrte. Aber Charmaine musste all die Jahre bei der an sich schönsten Sache der Welt mit der Erinnerung an dieses Drama leben.
    „Er hat dem Polizisten erzählt, ich sei ein ehrgeiziges Model, das sich gern für die Fotos hergegeben hätte, hätte aber ärgerlich reagiert, als er es bei dem One-Night-Stand hätte belassen wollen. Sein Vater hat dann irgendeinen Staranwalt eingeschaltet, um ihn zu verteidigen, und es dauerte nicht lang, da wurden sämtliche Anschuldigungen fallen gelassen.“
    „Ich möchte ja nicht gefühllos erscheinen, Charmaine, aber warum hast du unter den Umständen nicht abgetrieben?“
    „Am Anfang wollte ich es einfach nicht wahrhaben, dass ich schwanger bin, und habe die ganze Sache verdrängt. Erst als ich einen Job nicht bekam, weil mein Bauch bereits dicker zu werden begann, war ich gezwungen, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Ich sagte meinem Agenten, ich sei krank, und bin zu meinen Eltern gefahren. Da war ich bereits über den fünften Monat hinaus. Ich … ich hatte so etwas wie einen Nervenzusammenbruch und wollte das Kind zur Adoption freigeben.“
    „Mein armer Darling!“ Ali streichelte sie, aber Charmaine zuckte zurück, während sie einen imaginären Punkt an der Decke fixierte.
    „Meine Mutter hat gewusst, dass zu dem Zeitpunkt alles zu viel für mich war, ich aber irgendwann bedauern würde, mein Kind weggegeben zu haben. Deshalb schlug sie mir vor, es als ihr Baby auszugeben, und wenn sie ins Städtchen fuhr, hat sie sich etwas unter die Kleidung gestopft und jedem erzählt, sie würde ein Kind erwarten. Wir
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