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Jürgen Klopp: Echte Liebe

Jürgen Klopp: Echte Liebe

Titel: Jürgen Klopp: Echte Liebe
Autoren: Elmar Neveling
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bei Klopp?
    Ich glaube, dass Klopp sehr leistungsbezogene Glaubenssätze verinnerlicht hat. Hierbei ist offenbar sein Vater sehr prägend gewesen. Nach eigener Aussage hatte Klopp einen absolut sportbegeisterten Vater, der eine sehr hohe sportliche Erwartung an ihn knüpfte. Dadurch hat er sich weiterentwickelt und sehr früh gelernt, dass persönliches Wachstum, Erfolg und Zufriedenheit nur dann entstehen können, wenn sich Menschen außerhalb ihrer Komfortzone bewegen. Klopp wurde dank eines geschützten und vertrauenswürdigen Umfelds auch mental frühzeitig gestärkt. In seiner Kindheit hat er bestimmte Dinge über sich und das Leben gelernt, die er jetzt als Trainer natürlich wunderbar weitergeben kann. Diese Glaubenssätze über Leistung an sich hat Klopp in die Wiege gelegt bekommen.
    Und wie gelingt es, diese Glaubenssätze zu übertragen? Denn wenn die Spieler sie nicht für sich akzeptieren, werden sie ihrem Trainer nur bedingt folgen.
    Man hört aus Klopps Aussagen heraus, dass er positive Glaubenssätze über sich und die Welt hat. Und das überträgt sich, denn die Menschen schwingen immer mit, wenn sie zuhören oder zuschauen. Warum sind wir berührt, wenn Spitzensportler ihre Erfolge feiern? Warum lassen wir uns von ihren Freudentränen anstecken? Weil sie echt sind. Warum weinen wir nicht bei einer Doku-Soap im deutschen Nachmittagsfernsehen? Weil sie eben nur gespielt, nicht aber mit Leib und Seele verkörpert wird. Menschen haben feine Antennen und erkennen diesen Unterschied. Wissenschaftlich landen wir im spannenden Feld der Spiegelneuronen. Dazu nur soviel: Klopp glaubt an das, was er sagt. Das spüren wir. Und genau das lässt uns mitfühlen. Das schafft Emotionen.
    Klopp beim »Unternehmen des Aufbaus« – das passt!
    Inwiefern sind Ihre Aussagen abhängig davon, für welchen Klub Jürgen Klopp arbeitet? Käme seine Persönlichkeit bei einem anderen Arbeitgeber als Mainz 05 und Borussia Dortmund, die beide in ihrer Emotionalität und Bodenständigkeit gut zu ihm passen, in gleicher Weise zur Entfaltung?
    Ich glaube, dass Klopp mit Dortmund den idealen Verein für sich gefunden hat. Lassen Sie mich erneut einen Bezug zur Wirtschaft herstellen: Grundsätzlich gibt es einen Unterschied zwischen Unternehmen des Aufbaus und Unternehmen der Perfektionierung. Der bekannte Wirtschaftsprofessor und Unternehmensberater Hermann Simon unterscheidet zwischen diesen beiden Unternehmensmodellen und stellt heraus, dass bei beiden unterschiedliche Persönlichkeiten an der Spitze stehen. Ebenso werden von ihnen verschiedene Führungssyteme und -stile eingefordert.
    Und zwar?
    Die Führungspersönlichkeiten, die ein Unternehmen aufgebaut haben, verfügen in aller Regel über andere Qualitäten, als jene, die später zu einem gesetzten System dazustoßen. Besonders im deutschen Mittelstand ist das stark zu beobachten. Alle Mittelstandsunternehmen waren zunächst Unternehmen des Aufbaus. Bei ihnen sind Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, Vitalität, Ausdauer oder Inspiration besonders wichtig. Ich denke, dass Borussia Dortmund zu Klopps Amtsübernahme 2008 ebenfalls ein solches Unternehmen des Aufbaus war – gerade nach den erheblichen wirtschaftlichen Problemen in den Jahren zuvor.
    Und bei Unternehmen der Perfektionierung?
    Zu ihnen gehört im deutschen Fußball vor allem Bayern München. Hier werden ambitionierte Ziele auch öffentlich und offensiv artikuliert. Die Marktführerschaft soll behauptet, globale Präsenz erreicht werden. Dementsprechend muss Bayern München stets in der Champions League spielen. In Dortmund ging es erstmal darum, eine gute und möglichst kostengünstige Mannschaft zu formen. Bei einem solchen Unternehmen des Aufbaus kann diese energetische, visionäre Art von Klopp Vertrauen stiften und Erfolg generieren. Was nicht heißen soll, dass Klopp nicht auch beim FC Bayern erfolgreich sein könnte. Doch der Unterschied liegt in Zeit und Geduld, bis sich der Erfolg einstellt: Davon wäre ihm bei einem Unternehmen der Perfektionierung vermutlich weniger eingeräumt worden, als bei einem Unternehmen des Aufbaus.
    Und wie hat Klopp beim »Unternehmensaufbau« mitgeholfen?
    Indem er fordert und fördert. Ich schaue immer gerne auf Sprachmuster, die sich heraushören lassen. Klopp hat eine Eigenart, auch Journalisten in Interviews gleich auf irgendeine Art und Weise zu fordern. Indem er zum Beispiel völlig anders antwortet als erwartet und dabei auf nette Art süffisant ist. Das klingt nie nach
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