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Jürgen Klopp: Echte Liebe

Jürgen Klopp: Echte Liebe

Titel: Jürgen Klopp: Echte Liebe
Autoren: Elmar Neveling
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hatte damit kein Problem. Binde hin oder her. »Kloppo war doch auch so einer unserer Führungsspieler und ein Sprachrohr des Trainers«, so Christian Hock. »Kloppo« – so riefen sie ihn in Mainz fast alle.
    Der Letzte hat einen Plan
    Die Spieler des Tabellenletzten hatten zwar immer noch wenig Punkte, aber jetzt schon mal einen Plan, die meisten zum ersten Mal in ihrer Karriere. »Jeder wusste, was auf seiner Position zu tun war. Wenn du einen Fehler gemacht hattest, konntest du sicher sein, dass ein Mitspieler auf seiner vorgegebenen Position zur Absicherung stand, und dass eigentlich nichts passieren konnte. Das war das Allerwichtigste«, so Christian Hock. Um diese Sicherheit zu erreichen, mussten sie allerdings deutlich mehr laufen als zuvor. Die intelligenten Mainzer Profis sahen die Situation nicht als Belastung. Es gab doch die einmalige Chance, als Schlusslicht einfach nur noch zu gewinnen, so Christian Hock. Diese Chance nutzten sie auf eindrucksvolle Weise. Nach der Winterpause kamen sie rasch aus der Abstiegszone weg. In der Rückrundentabelle wurde Mainz Erster, in der Gesamtrechnung landeten sie auf Platz elf.
    In knapp einem halben Jahr hatte Wolfgang Frank den Klub verändert. Er redete nun offen vom Aufstieg in die Erste Liga und forderte von Präsident Harald Strutz, das Bruchwegstadion auszubauen, obwohl die Kapazität von 13.000 Zuschauern bis dahin so gut wie nie ausgeschöpft worden war. Sein Ehrgeiz machte auch vor der Persönlichkeitsentwicklung seiner Spieler nicht Halt. In den Teamsitzungen nahm das Mentaltraining immer breiteren Raum ein. Einige, die daraus ihren Nutzen ziehen konnten, hörten ihrem Trainer weiterhin aufmerksam zu. Andere, die darin für sich keinen Wert sahen, fühlten sich gegängelt. »Im Nachhinein muss man sagen: Dieses Gezwungene hat nicht funktioniert. Du kannst niemanden zum Mentaltraining bringen, wenn er nicht will. Damit bewirkst du eher das Gegenteil«, sagt Christian Hock.
    Die ausufernden Mentalsitzungen änderten nichts daran, dass die Mainzer Profis immer noch von der Wirksamkeit des intensiven Trainings überzeugt waren. Doch Wolfgang Frank machte es ihnen immer schwerer, nach der Belastung auch mal abzuschalten. Zu Jahresbeginn 1997 waren zehn Tage Trainingslager auf Zypern angesetzt, die der Trainer voller Begeisterung über die guten Trainingsbedingungen und angesichts vereister Plätze in Mainz auf dreieinhalb Wochen ausdehnte. »Er war verbissen und hat nicht die Balance gefunden, um uns zu sagen, dass wir zwischendurch mal ruhiger machen konnten. Man war praktisch drei Wochen unter Hochspannung. Das hat an uns gezehrt«, so Christian Hock.
    Zweimal verloren die mental ausgebrannten Mainzer nach ihrer Rückkehr aus Zypern, als Wolfgang Frank aus heiterem Himmel seinen Rücktritt erklärte. Seine Spieler, allen voran Jürgen Klopp, versuchten, ihn umzustimmen. Der Trainer aber blieb seiner konsequenten Linie auch beim Abschied treu. Er war durch niemanden mehr zum Bleiben zu überreden.
Die Generation Frank
So viel Fußball wie unter Wolfgang Frank war selten. Viele Spieler, die in Mainz bei den langen Teamsitzungen des Verfechters der Viererkette dabei waren, sind nach ihrer Profikarriere Trainer geworden. »Das ist ganz sicher kein Zufall«, sagt Christian Hock. »Wir haben uns so intensiv mit Taktik beschäftigt, dass der Schritt dahin, eine Mannschaft zu trainieren, nicht mehr weit war.« Neben ihm und Jürgen Klopp gehören Torsten Lieberknecht (Cheftrainer des Zweitligisten Eintracht Braunschweig), Jürgen Kramny (Cheftrainer VfB Stuttgart II in der Dritten Liga), Sven Demandt (U23-Trainer von Borussia Mönchengladbach), Peter Neustädter (trainierte die U23-Mannschaft von Mainz 05 in der Regionalliga, derzeit vereinslos) und Peter Stöver (Trainer beim 1. FC Kaiserslautern, derzeit Sportlicher Leiter beim Zweitligisten FSV Frankfurt) zur Generation der Mainzer Wolfgang-Frank-Schüler.
    Dass Franks Nachfolger Reinhard Saftig und Dietmar Constantini die Viererkette nach einer Schamfrist Viererkette sein ließen, kam bei den Profis gar nicht gut an. Der Kern der Mannschaft war sich sicher, dass es mit dem System von Wolfgang Frank besser gelaufen wäre. Auch Jürgen Klopp und Christian Hock. »Wir hatten und haben da ähnliche Vorstellungen«, sagt Letzterer.
    Davon war allerdings wenig zu sehen, wenn der rechte Verteidiger und linke Offensivspieler im Trainingsspiel aufeinander trafen. Die Zweikämpfe zwischen Christian Hock, 1,74 Meter, gegen
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