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Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Titel: Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
Autoren: Dagmar Winter
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Wo ich dann wieder auf den Boden der Tat-sachen geholt werde. Ob ich will oder nicht.
    Wir gingen also von Bord und in Nha Trang spazieren. Kleine, armselig eingerichtete Hütten waren zu sehen. Dort war vieles ziemlich baufällig. Die Menschen am Hafen sind darauf angewiesen, dass der eine oder andere Tourist dort etwas kauft. Das ist ihr Einkommen, von dem sie täglich leben müssen. An der Strandpromenade, und das Wort Strandpromenade ist jetzt ein bisschen übertrieben, war wenig Luxus und Glamour zu sehen. Dort kam Sandy und mir ein Mann entgegen. Strahlend über das ganze Gesicht. Er freute sich seines Lebens und steckte uns mit seiner puren Lebensfreude förmlich an. Er war armselig gekleidet. Dieser Mann besaß fast keine Zähne. Außerdem hatte er keine Arme. Ohne Arme eben auch kein Zähneputzen. Dieses Leuchten in den Augen habe ich bis zum heutigen Tag nicht vergessen. Bis zu dem Tag, an dem ich in dieses Koma fiel, glaubte ich immer, dass ich viele materielle Dinge zum Leben benötige. Bis zu diesem Tag glaubte ich, dass materielle Dinge manches schwere Schicksal aufwiegen können. Jetzt, in meinem Zustand, im Zustand dieses Komas stelle ich vieles in Frage. Und dennoch bin ich auf einer Suche. Und ich habe keine Ahnung, was ich suche. Dieser Vietnamese brauchte weder Arme noch Beine, weder Zähne noch Augen, weder Gold noch Geld, um zu lächeln, Freude auszustrahlen. Schon damals hätte ich das von diesem einfach lebenden Vietnamesen lernen können. Hätte ich es damals schon begriffen, wäre mein Leben die letzten Jahre über wohl etwas anders verlaufen. Naja, um Erkenntnis zu erreichen, ist es nie zu spät. Und manche Menschen brauchen eben einen Herzinfarkt dafür.“
    JOY hörte gespannt zu, machte sich seine Gedanken und fragte mit ruhiger Stimme:
    „ Robert, und was sagt dir das für dein weiteres Leben? Welche Schlüsse ziehst du daraus? Wohin geht deine Reise jetzt? Was willst du machen? Wie willst du dein Leben umgestalten?“
     
    „ Du stellst Fragen, JOY“, antwortete Robert. So viele Fragen auf einmal. „Woher soll ich das denn jetzt so schnell wissen? Ich will jetzt erst mal sortieren. Habe keine Ahnung, wohin meine Reise geht. Wenn ich das wüsste, hätte ich wohl keinen Herzinfarkt bekommen.
    Ich habe ständig in Hektik gelebt. War hier und da und meistens schon dort. Und irgendwie war ich nirgends zu keiner Zeit. Ich wollte immer alles schnell vom Tisch haben. Arbeitete ich gerade an einem Projekt, dann war das nächste schon in meinem Kopf in Planung. Obwohl das derzeitige meine volle Aufmerksamkeit benötigte. Ich habe es immer bewundert, wenn die Menschen den Spruch ,Carpe diem (Nutze den Tag)‘ wirklich gelebt haben. Ich weiß nicht, wie ich je ,Carpe diem‘ leben könnte. Die meisten Menschen gelangen wohl erst über den Weg der Krankheit dorthin. Und von diesen Menschen schaffen es eben auch nur wenige, in diesem Zustand zu verweilen. Jede Krankheit kann ein Wegweiser sein. Sie kann uns wachrütteln. Uns eine neue Richtung zeigen. Eigentlich ist Krankheit ein Weg zu mehr Kreativität. Krankheit ist ein Wegweiser, um wieder Ideen für sein eigenes Leben zu entwickeln. Um anders zu leben, sich von der Stelle wegzubewegen. In meiner Position als Personalchef habe ich das häufig anders betrachtet.
    Da mussten die Zahlen, Daten und Fakten stimmen. Was ist eigentlich die wirkliche Aufgabe eines Personalchefs? Sollte nicht an oberster Stelle stehen, dass er sich um die Anliegen der Mitarbeiter kümmert? Dass er alles tut, um deren Wohlbefinden zu steigern? Ein Geben und ein Nehmen – natürlich immer im Sinne der Firma. JOY, wenn man sich heute die Aufgabenbereiche der Personalchefs ansieht, da kann einem wirklich übel werden. Die sind alle ziemlich arm dran. Meistens sind sie der Prellball zwischen Betriebsrat und Firmenleitung. Nun liege ich selbst hier und treibe die Krankenstände in die Höhe. Und weißt du was, JOY, ich habe nicht vor, dem so schnell wie möglich Abhilfe zu schaffen. Ich werde in diesem Koma bleiben, bis ich weiß, wohin ich will. Bis ich weiß, in welche Richtung ich die Weichen in meinem Leben stelle. Ich bleibe solange in diesem Koma, bis ich weiß, wo ich ankommen möchte. Vielleicht brauche ich dieses Koma dazu. Ich habe keine Ahnung. Ich glaube, es ist eine Lernaufgabe für mich. Vielleicht ist das, nach was ich suche, für mich gar nicht zu finden. Vielleicht gibt es gar nichts, nach dem ich suchen sollte. Ich weiß es einfach nicht. Irgendwie bin
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