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Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
Autoren: Lee Bacon
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durch den Türspalt. Meine Eltern saßen auf der Couch. Der Fernseher war auf Stumm gestellt. Das Licht des Bildschirms flackerte über das Gesicht meines Dads, als er sich vorbeugte und die Schläfen rieb.
    »Joshua wird bald selbst drauf kommen«, sagte er. »Egal, ob wir es ihm sagen oder nicht, er wird die Wahrheit herausfinden.«
    »Bald«, sagte Mom. »Wir sagen es ihm bald. Aber nicht jetzt. Lass ihm noch etwas Zeit.«
    Wovon sprachen sie? Was hatte ich verdient zu wissen? Ehe ich eine Antwort erfuhr, zeigte der Fernseher Captain Saubermann in einem Werbespot für Pegasus-Schuhe. Kurze Szenen, wie er lief, Gewichte stemmte, mit holographischen Nunchucks hantierte – alles in Pegasus-Schuhen.
    Dad zog seinen Plasma-Revolver und drückte ab. Der Fernseher löste sich praktisch in Luft auf.
    Wenn es schon so weit war, dass bei uns irgendwelche Haushaltsgegenstände eingedampft wurden, dann war das nicht gerade der ideale Zeitpunkt für eine Unterhaltung. Also kehrte ich um und schlich mich auf Zehenspitzen wieder nach oben.
    *
    Am nächsten Morgen stieg ich aus dem Bett und ging ins Bad. An der Wand neben dem Waschbecken befand sich eine silberfarbene Box mit der Aufschrift »Handlos-Wunderzahnbürste«. Sie war eine von Dads Erfindungen. Wenn mein Dad nicht gerade damit beschäftigt war, irgendwelche fiesen Geräte zu erfinden, um die Erde zu terrorisierten, verbrachte er seine Zeit mit der Erfindung fieser Geräte, die den Rest der Familie terrorisierten.
    Seine Erfindungen sollten eigentlich gar nicht gefährlich sein . Aber Dad war ein ungeduldiger Erfinder. Mom beschuldigte ihn, ein SADS (Superschurken-Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) zu haben. Er fing ein Projekt an, dann hatte er plötzlich eine andere Idee, auf die er sich stürzte, bis ihm wieder irgendwas anderes einfiel, und so weiter und so weiter … du verstehst das Problem?
    Durch Dads SADS war unser Haus voller Erfindungen, für die er zu unkonzentriert war, um sie richtig zu Ende zu bringen. Manche seiner Ideen waren echt cool, aber viele waren auch mehr oder weniger lebensgefährlich.
    Wie zum Beispiel die Handlos-Wunderzahnbürste.
    »Dieses kleine Gerät macht das Zähneputzen leichter denn je!«, hatte Dad mir erklärt, als er vor einem Jahr den Prototyp im Badezimmer installierte. Ich hatte überlegt, ob ich sagen sollte, dass ich Zähneputzen eigentlich nicht so wahnsinnig schwierig fand, doch er war ganz gebannt von seiner eigenen Erklärung. Er drückte einen Knopf, und ein mechanischer Arm schwang aus der Wand, mit einer Zahnbürste am vorderen Ende. »Siehst du?«, sagte er. »Ganz einfach. Und jetzt entspann dich, während die Handlos-Bürste für dich deine Zähne putzt!«
    Soweit zumindest die Idee. Das eine Mal, als ich sie ausprobierte, putzte die Handlos-Bürste aber hauptsächlich meine Augäpfel. Seitdem benutze ich lieber eine herkömmliche Zahnbürste.
    Doch es ist nicht so, dass Mom mir das Leben leichter machte. Ständig testete sie irgendwo im Haus ihre Experimente. Und dieser Morgen war keine Ausnahme. Als ich zum Frühstück herunterkam, stellte sie gerade einen kleinen Baum in einem Blumentopf neben dem Esstisch auf den Boden.
    »Wonach sieht er aus?«, fragte sie und deutete auf den Baum.
    Es musste eine Fangfrage sein. »Äh … nach einem Baum?«, antwortete ich.
    »Genau genommen ist es ein gentechnisch mutierter Ficus«, erklärte sie.
    Verstehst du, was ich meine? Fangfrage.
    »Ich habe seit Monaten im Labor daran gearbeitet. Jetzt, glaube ich, ist er fertig.« Mom drehte sich um und sah den Baum an. »Nicht wahr, jetzt bist du fertig.«
    Sie sprach mit dem Baum. Und das war noch nicht das Schlimmste. Denn einen Moment später schlenkerte der Baum ein paar Mal vor und zurück. Als würde er nicken.
    »Hast du ihn das machen lassen?«, fragte ich.
    »Nein«, meinte Mom. »Micus hat das ganz von sich aus getan.«
    »Micus?«
    »Mutierter Ficus. Er ist genetisch so verändert, dass er die menschliche Sprache versteht, indem er die Vibration unserer Stimmen misst. Außerdem kann er auch auf einfache Fragen antworten.«
    Der Baum schien jetzt zu Mom aufzusehen. Seine Äste schlugen auf und ab wie Arme.
    »Und, äh – was will er jetzt?«, fragte ich.
    Mom betrachtete den Baum. »Im Moment scheint er … Hunger zu haben?«
    Micus nickte noch begeisterter als beim letzten Mal.
    »Magst du ihn mal füttern?«, fragte Mom.
    Der Baum drehte sich in meine Richtung. Ist ein komisches Gefühl, wenn du dich plötzlich von
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