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Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
Autoren: Lee Bacon
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Girls zu nennen (auch wenn wir ihnen das natürlich nie sagten). Sofort taten sie das, was sie immer taten – jeden zu kritisieren, der in ihrem Blickfeld aufkreuzte.
    »Jetzt guckt euch mal Jenny Allens neue Frisur an!«
    »Ist das ein Pickel oder wächst James Wendler da ein zweiter Kopf?«
    »Schaut mal die Schuhe von Maria Rodriguez an! Wo stammen die denn her? Hat sie die einem obdachlosen Astronauten geklaut?«
    So ging es die nächsten zehn Minuten immer weiter. Bei jedem, der durch die Cafeteria lief, zogen sie über Klamotten, Aussehen oder Körperpflege her. Weil wir so dicht in ihrer Nähe saßen, waren wir über sämtliche Gerüchte und alles Gerede, das die Sheepsdale Middle School zu bieten hatte, stets auf dem allerneuesten Stand.
    »Wer ist denn die Neue da?« Eines der Mädchen zeigte durch die Cafeteria auf jemanden, den ich noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Sophie Smith aus der Sechsten.«
    »Wisst ihr, was Daniel Clark über sie erzählt hat?«
    Die übrigen Cafeteria Girls schüttelten den Kopf.
    »Daniels älterer Bruder arbeitet nämlich bei der Spedition, die Sophie Smith und ihrem Dad beim Einzug in dieses – wie soll ich sagen –, in dieses Schloss geholfen hat, das da draußen vor der Stadt liegt. Eine Mom hat sie nicht. Brüder oder Schwestern auch nicht. Das heißt, es gibt nur die zwei in dem riesigen Haus. Und das ganze Zeug, mit dem sie umgezogen sind! So was, sagt Daniel, hätte sein Bruder noch nie gesehen.«
    »Was denn für Zeug?«
    Das Mädchen, das die Geschichte erzählte, senkte die Stimme und beugte sich über den Tisch. Die anderen beugten sich auch vor. Milton und ich reckten die Hälse, um noch irgendwas mitzubekommen.
    »Komisches Zeug«, flüsterte sie. Drei Umzugswagen voll mit Flachbildfernsehern. Aber es gab noch mehr. Ein Wagen hatte nur leere Kisten geladen. Ich meine, wer zieht denn mit einem ganzen Laster voll Kisten um, in denen nichts drin ist?«
    Während ich in mein Sandwich biss, fragte ich mich, ob irgendetwas von dem Ganzen tatsächlich stimmte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Milton seine Schokomilch schlürfte und dabei zu lauschen versuchte, ohne aufzufallen.
    »Aber wollt ihr das Allerverrückteste hören?« Das Mädchen machte eine ausreichend lange Pause, um genüsslich ihr Kaugummi platzen zu lassen. »Draußen vor dem Haus gibt es Wachtürme. Mit Maschinengewehren.«
    Der ganze Tisch stöhnte auf. Milton spuckte seine Milch aus. Zum Glück waren die Cafeteria Girls zu sehr von der Geschichte gebannt, um es zu merken.
    »Maschinengewehre? Wieso das denn?«
    »Das ist es ja gerade. Niemand hat eine Ahnung, warum. Deshalb glaube ich, Sophie Smith ist die Tochter von – wie soll ich sagen – von irgendeinem Mafiaboss, der total auf Fernseher steht, oder von irgendeinem superreichen Typen, der komisches Zeug sammelt, einfach nur so, ohne Grund, und sich ziemlich um seine Sicherheit sorgt, oder –«
    »Psst. Da kommt sie.«
    Der Tisch verstummte. Ich warf einen Blick auf Sophie, als sie vorbeiging. Sie hatte leuchtende blaugraue Augen. Während sie mit der einen Hand ihr Tablett hielt, schob sie sich mit der andern eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
    Dann schweifte ihr Blick durch den Raum, auf der Suche nach einem freien Platz. Für einen Augenblick tat sie mir leid. Der erste Tag in einer neuen Schule, ohne jegliche Freunde. Das kannte ich nur zu gut.
    Ich war schon drauf und dran, Sophie einen Platz an unserem Tisch anzubieten – es wäre die Sache wert gewesen, allein um die dummen Gesichter der Cafeteria Girls zu sehen. Doch bevor ich etwas sagen konnte, kehrte sie um und ging wieder hinaus.
    *
    Die Gerüchte über Sophie Smith verbreiteten sich wie ein schlimmer Fall von Akne. Die Leute behaupteten, dass ihr Dad irgendeine Berühmtheit sei, die sich hier verstecke. Dass sie die letzten Jahre auf einer Eliteschule für Kids einflussreicher Eltern verbracht habe. Dass sie eine abgedrehte Einzelgängerin sei. Dass sie nur mit Kindern berühmter Leute rede. Dass ihr Dad nach Sheepsdale gezogen sei, um den Paparazzi zu entkommen …
    Aber natürlich waren das alles nur Gerüchte. Sophie und ihr Vater waren allen ein Rätsel. Ein Rätsel, über das alle in der Schule Bescheid zu wissen schienen.

    Als ich in die siebte Stunde ging, setzte ich mich auf einen Platz ganz hinten. Joey und Ziegelstein saßen wie immer in der Mitte der Klasse (an der günstigsten Stelle für ihre Mogelabsichten). Sobald ich mich hingesetzt hatte, drehten sie
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