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Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
Autoren: Lee Bacon
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annähernd. Ich gebe ja zu, dass ich für mein Alter ziemlich klein war, aber so zusammenklappbar, wie ich aussah, war ich nun auch wieder nicht. Ich versuchte, das Joey und Ziegelstein zu erklären, doch als ich den Mund aufmachte, klang ich wie ein Hamster vor dem Erstickungstod.
    Ich warf einen Blick auf Ziegelsteins Hand. Im Verhältnis zu meinem dürren Arm schien sie die Größe von einem Baseball-Handschuh zu haben.
    Ziegelstein zerrte mich näher an den Spind heran.
    »Ich hoffe, du bist gelenkig«, meinte Joey. »Denn da drin wird’s echt eng.«
    Ich kann gar nicht genau erklären, was dann passierte, denn ich verstand es ja selbst nicht. Aber plötzlich überkam mich ein eigenartiges Gefühl. Es begann mit einem Kribbeln in den Fingerspitzen und breitete sich danach auf die Arme und bis in meine pochende Brust aus. Dann lief ein Energieschub durch meinen Körper, eine Powerwelle, die durch die Adern schoss.
    Auf einmal flog Ziegelstein rückwärts, als ob ihn ein unsichtbarer Lastwagen erwischt hätte. Der Aufprall, als er in eine der Spindreihen krachte, hallte durch den ganzen Flur.
    Joey schaute von Ziegelstein zu mir, die Augen weit aufgerissen vor Schock. »Wie hast du …«, murmelte er. »Das ist doch nicht möglich …«
    Ausnahmsweise waren Joey und ich uns mal absolut einig. Mein Kopf brummte vor lauter Verwirrung. Irgendwie hatte ich es geschafft, den stärksten Jungen der ganzen Schule in einen Spind zu rammen, ohne einen Finger krumm zu machen.

4
    Es ist völlig normal, sich fremd und anders zu fühlen.

    In den letzten Monaten hatte es bereits ähnliche Vorfälle gegeben. Verrückte, unerklärliche Dinge, die um mich herum passierten. Zum Beispiel irgendwann mitten in einer Mathearbeit, als plötzlich der Stift in meiner Hand explodierte. Oder das andere Mal, ein paar Wochen später, als ich auf dem Boden saß, um ein Videospiel zu spielen, und plötzlich spürte, dass irgendwas brannte. Ich warf den Controller zur Seite und rappelte mich hoch. Und da sah ich den Brandfleck im Teppich, exakt dort, wo ich gerade eben noch gesessen hatte. Und er hatte genau die Form von meinem Hintern.
    Unsere Lehrerin für Gesundheitserziehung hatte uns erklärt, dass »der Körper in eurem Alter eine Menge merkwürdiger und wunderbarer Veränderungen durchmacht«.
    Aber irgendwie glaubte ich nicht, dass sie so was damit gemeint hatte.
    Die folgenden Schulstunden verbrachte ich mehr oder weniger in benebeltem Zustand. Irgendetwas Merkwürdiges passierte hier, und ich musste unbedingt herausfinden, was.
    Zum Mittagessen setzte ich mich in der Cafeteria an einen freien Tisch und versuchte noch einmal die Powerwelle zu erzeugen, die ich zuvor gespürt hatte. Ich blendete sämtliche Geräusche um mich herum aus und konzentrierte mich. Zuerst passierte nichts. Aber dann spürte ich es. Ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen. Mein Herz pochte, als sich ein Energieschub die Arme entlang ausbreitete, und dann –
    »Alles in Ordnung? Du siehst aus, als ob du einen Käfer verschluckt hättest.«
    Milton stellte sein Tablett neben mir auf den Tisch. Meine ganze Konzentration war plötzlich verpufft. Ich war mir nicht mal mehr sicher, ob ich überhaupt etwas gespürt hatte.
    »Hey, Milton«, sagte ich.
    Den Mund noch halb voll mit Makkaroni und Käse, setzte Milton zu einer detaillierten Nacherzählung des Kampfs zwischen meinen Eltern und Captain Saubermann an. »Und wie Captain Saubermann die Fernbedienung mit seiner Lanze der Freiheit zerstört hat!« Milton hob eine Gabel voll Makkaroni, als wäre sie eine Lanze. »Hast du das Gesicht von Dr. Schreck bemerkt, als plötzlich das Wetter besser wurde? Er hat so dämlich ausgesehen!«
    Ich wusste nicht, wie viel mehr ich noch aushalten würde. Es war schon schlimm genug, zuzuhören, wie meine Eltern in den Nachrichten und auf dem Schulflur beleidigt wurden. Jetzt kriegte ich es auch noch von meinem besten Freund zu hören.
    Aber was sollte ich tun? Ich konnte ja schlecht herumlaufen und das Schreck-Duo verteidigen.
    Auf einmal schwieg Milton. Als ich aufblickte, sah ich, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Die Cafeteria Girls hatten sich gerade an das andere Ende von unserem Tisch gesetzt.
    Es waren vier. Siebtklässlerinnen. Schön – wenn man auf total mit Make-up vollgekleisterte Gesichter steht. Sie teilten schon seit zwei Monaten unseren Tisch (nicht dass sie je Notiz von uns nahmen), und irgendwann hatten Milton und ich damit angefangen, sie Cafeteria
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