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Josephine Mutzenbacher

Josephine Mutzenbacher

Titel: Josephine Mutzenbacher
Autoren: Josefine Mutzenbacher
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und da ist er ganz närrisch geworden.«
Ich: »Das glaub ich. Das war halt anders wie bei dem dummen Ganserl.«
Zenzi: » >Na<, meint er, >willst du lauter Einser haben, dann laß mich vögeln ..., willst du .. .?< O ja, ich will schon, gab ich zur Antwort, aber ich brauch nicht lauter Einser. >Was denn?< fragt er ganz erstaunt... Ein Geld, sag ich drauf, ein Geld! Er war ganz baff. >Ich soll dir ein Geld geben .. .?< Ja. Ich hab ihm ins Gesicht gelacht. >Wofür denn?< fragt er und laßt mich los. Aber ich hab meinen Kittel in die Höhe gehalten, wie er von ihm aus hersah, und hab alles hergezeigt, und dabei sag ich ganz keck: Wofür? Na, dafür, daß mich der Herr Lehrer vögeln darf und daß ich niemandem was sag.«
Ich: »Das hat ihm eingeleuchtet?«
Zenzi: »Ja ..., und er hat gleich zum remmeln angefangen. Aber er hat probiert, ob er mir ihn nicht hineinstecken kann. Aber das ist noch nicht gegangen.«
Ich: »Warst du dann noch oft im Turnsaal?«
Zenzi: »Aber ja ..., und in den Mund genommen hab ich’s ihm, und er hat mir nur fünfzig Kreuzer gegeben.« Ich: »Und wie bist du denn da in die Stadt hereingekommen?«
Zenzi: »Nur durch den Rudolf.«
Ich: »Der kennt aber auch alles.«
Zenzi: »Ja, er hat gesagt, draußen bei uns ist ja doch kein Geschäft, und er hat mich hergeführt.«
Ich: »Und ich bin auch da.«
Zenzi: »Ja ..., er hat immer gesagt..., die Peperl..., die kann was verdienen, wenn sie gescheit ist.. .«
Ich: »Das möcht mir schon passen.«
Zenzi: »Na, du siehst ja, es geht.«
Ich: »Na, und ob das geht.«
Zenzi: »Was hast denn verdient?«
Ich: »Wart! Zwei Gulden im Haustor, fünf Gulden der Alte ..., zehn Gulden jetzt..., zwei Gulden muß ich der Alten geben, bleiben fünfzehn Gulden. Na, der Vater der wird schöne Augen machen, wenn ich so viel z’ Haus bring.« Zenzi: »Was dir nicht einfällt, da wärst aber schön dumm ...«
Ich: »Wieso?«
Zenzi: »Du wirst doch nicht alles hergeben?«
Ich: »Nicht?«
Zenzi: »Gott bewahre. Vielleicht verdienst du morgen gar nix ..., was machst denn dann?«
Ich: »Dann sag ich halt, ich hab nix verdient.« Zenzi: »So? Und laßt dich vielleicht zusammenschimpfen ... A nein, schau mich an ..., wie ich’s mach. Ich geb einmal drei Gulden, einmal fünf, einmal sechs her, und der Rudolf freut sich, weil ich jeden Tag was bring, und außerdem, sie möchten ja ohnedies alles gleich versaufen.« Ich: »Ja ..., ja ..., da hast du recht...«
Zenzi: »Und dann, du kannst doch selber ein Geld brauchen. Hast du eins, mußt du keins verlangen, und wenns dich freut, kauf dir was.«
Ich: »Ja, und dann ahnt es der Vater und weiß gleich, daß ich geschummelt hab.«
Zenzi: »Oh, du Tschapperl, du ..., wenn er was sieht, dann sagst du, du hast es von einem Herrn geschenkt gekriegt ..., immer geschenkt..., das ist das beste. Und übrigens mußt du halt lieb sein zum Vater..., immer nur lieb sein . .., dann laßt er dir alles zu.«
Ich: »Aha! Also deswegen schmeichelst du dem Rudolf so?«
Zenzi: »Natürlich. Damit ich keinen Verdruß mit ihm hab und machen kann, was ich will.«
Wir kleideten uns an, beschlossen, obwohl es kaum noch dämmerte, heute schon nach Hause zu gehen. Wir hatten beide genug, dürften eines freundlichen Empfanges sicher sein und wollten keinen Herrn mehr suchen. Wir fuhren mit dem Stellwagen in die Vorstadt.
Ich gab dem Vater fünf Gulden. Er sagte nichts, aber er nahm das Geld und holte Wein. Zenzi mußte Rudolf beichten, wie ich mich angestellt hätte. Er lobte mich. Dann begann das übliche Saufgelage, und ich lag in dieser Nacht wieder unter meinem Vater.
So endete der erste Tag meines Hurenlebens. Ich war nun käuflich, war ein Ding für jedermann.
Ich ging nun täglich in den ersten Nachmittagsstunden mit Zenzi oder auch allein in die Stadt. Und das Geld, das ich verdiente, lieferte ich prompt meinem Vater ab, der jetzt gar nicht mehr daran dachte, sich eine Arbeit zu suchen, sondern es vorzog, auf meine Kosten zu leben und meinen Verdienst zu vertrinken. Meine Brüder sah ich gar nicht mehr. Franz war in Simmering, weit draußen, am entgegengesetzten Ende der Stadt in der Lehre, und Lorenz, der die Wirtschaft, die bei uns war, von Anfang an durchschaute und der auch Rudolf nicht leiden mochte, ließ sich gar nicht mehr blicken.
Von dem Geld, das ich mir behielt, kaufte ich mir heimlich hie und da ein Stück zum Anziehen oder auch zum Putzen. Aber Rudolf erlaubte es weder Zenzi noch mir, mit den guten Sachen angekleidet auf den Strich zu
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