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Joschka, die siebte Kavallerie

Joschka, die siebte Kavallerie

Titel: Joschka, die siebte Kavallerie
Autoren: Joachim Masannek
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gäbe auch ihm einen Kuss, versetzte ich ihm eine Kopfnuss. Ja, und zwar eine, die er verdiente.
    „Hey! Autsch! Was soll das? Bist du verrückt?“
    „Nein! Das bin ich nicht!“, grinste ich frech. „Ich wollte mich nur für den Zettel bedanken, den du an deine Mütze geklebt hast!“
    Juli schaute verdutzt aus der Wäsche.
    „Ich hab überhaupt keine Ahnung, wovon du sprichst! Joschka! Echt, wirklich nicht!“, stammelte er und er wirkte dabei so scheinheilig wie ein Ostereier legender Hase.
    „Ach, was du nicht sagst!“, zischte ich und zog den Zettel aus der Schlafanzugtasche hervor.
    „Bitte liebes Monster!“, las ich deutlich und laut. „Nimm bitte nicht mich, nimm meinen Bruder Joschka mit zu dir in die Hölle!“
    Mein Bruder wurde plötzlich ganz klein.
    „Ja, ähm, weißt du ...?“, druckste er verlegen herum. „Das war, ja, ich meine, das war ...“
    „Das war die coolste und gruseligste Geburtstagsüberraschung, die es auf der ganzen Welt gibt!“, lachte ich. „Und dafür liebe ich dich!“
    Ich lief auf ihn zu und wollte ihn küssen, als mich sein Kinnhaken traf.
    „Untersteh dich!“, fauchte er böse. „Sonst mach ich dir gleich einen Heiratsantrag!“
    Ich rieb mein geschundenes Kinn.
    „Ist das dein Ernst?“, fragte ich. „Und was wirst du der hübschen Cousine vom Dicken Michi erzählen?“
    „Ich schlage dich tot!“, rief mein Bruder und ging auf mich los.
    Ich rannte ins Haus.
    „Mama! Papa! Er darf mich nicht töten! Das ist mein Geburtstag!“, rief ich und weil das so war, saßen wir wenig später in der Küche am Tisch.
    Zum ersten Mal taten wir das. Ich meine, alle zusammen: mein Vater, meine Mutter, mein Bruder Juli und ich. Es gab heißen Kakao aus meiner nachtschwarzen Wilde Kerle -Totenkopftasse und als ich die Kerzen auf meiner Geburtstagstorte ausblies, war ich so glücklich, dass ich mir nichts anderes wünschen konnte, als dass alles so bleibt, wie es ist.
    Doch das hätte ich besser nicht tun sollen. Nein! Und ich hätte es auch nicht getan, wenn ich an diesem Morgen gewusst hätte, was danach noch alles passiert. Das müsst ihr mir glauben. Verflixt! Und ich warne euch! Haltet mich ja nicht für abergläubisch. Ich zieh euch die Ohren lang, hört ihr! Abergläubisch sind Brasilianer wie Rocce. Aber ich weiß Bescheid. Beim tyranno-touristischen Monster-Rex! Und deshalb war dieser Wunsch die Einladung an alle Gespenster, Hexen und Schlawiner der Welt. An alle! Das sage ich euch! Sie standen Schlange, um mir meinen Tag zu vermiesen, meinen Geburtstag. Ja, und damit es sich auch recht für sie lohnte, gleich noch das ganze folgende Jahr. Dieses Jahr und alle Jahre danach. Ratzfatz, basta und Schluss!

Das Wilde Kerle -Geburtstagsrennen
    Der Weg zur Schule begann an diesem Morgen wie ein Triumph. Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt, der zusammen mit seiner Mutter im Haus gegenüber wohnte, pfiff durch die Zähne, als ich auf meinem Fahrrad aus dem Gartentor fuhr. So wie er hatten wir alle gestaunt, als er vor sechs Wochen bei Glatteis am Tag der Qualifikation zur Hallen-Stadtmeisterschaft mit echten Speedway-Motorradspikes aufgetaucht war. Die Hallen-Stadtmeisterschaft, die wir dann gegen die Bayern gewannen.
    „Heiliger Muckefuck!“, raunte Fabi und zwei Straßen weiter staunten Leon, der Slalomdribbler, Torjäger und Blitzpasstorvorbereiter und sein um ein Jahr älterer Bruder Marlon, die Nummer 10.
    Auch Raban, der Held, stieg in die Bremsen und brachte sein Zwölf-Zoll-Mountainbike mit dem Traktorhinterradreifen ehrfurchtsvoll neben mir zum Stehen.
    „Dampfender Honigkuchenpferdeapfel!“, zischte der Junge mit den knallroten Haaren und schob seine Coca-Cola-Glas-Brille zurecht. „Joschka! Das ist das wildeste Fahrrad der Welt!“
    „Worauf du Gift nehmen kannst!“, strahlte ich. „Das ist ein Raketenrennrad, hörst du? Und zwar das schnellste, das es für einen Wilden Kerl gibt.“
    „Was du nicht sagst!“, erklang eine Stimme in meinem Rücken. Ich drehte mich um und schaute Vanessa direkt in die Augen.
    „Dann nimmst du meine Herausforderung ja ganz bestimmt an“, grinste die Unerschrockene. „Ein Wettrennen bis zur Schule. Was hältst du davon?“
    Ich schluckte verdattert. Vanessa war nicht nur das wildeste Mädchen, das es diesseits des Finsterwalds gab. Sie war auch die beste Fahrradfahrerin der Wilden Fußballkerle e.W . Ich konnte mich nur an ein einziges Rennen erinnern, das sie verloren hatte. Im letzten Jahr gegen Juli. Doch bei
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