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Joschka, die siebte Kavallerie

Joschka, die siebte Kavallerie

Titel: Joschka, die siebte Kavallerie
Autoren: Joachim Masannek
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verloren haben, dann besitzen wir den größten Vorteil der Welt.“ Willi strahlte mich an. „Ich mein, so würde es Chradadadatsch ganz bestimmt sehen. Und der weiß Bescheid! Joschka! Wenn wir alles verloren haben, dann bleibt uns nur eins: Wir können nur noch gewinnen!“
    Ich lachte und ich wischte mir gleichzeitig die Tränen aus dem Gesicht.
    „Aber wie?“, fragte ich ihn. „Willi! Was soll ich denn tun?“

Die siebte Kavallerie
    Noch bevor es dunkel wurde, zogen wir uns zurück. Geschlagen und müde schoben wir unsere Räder den Hügel vor dem Teufelstopf hoch. Wir gingen so weit, bis wir außer Sicht des Bolzplatzes waren. Dann holte Markus sein Handy heraus, das er als Einziger von uns allen besaß. Er reichte es Willi. Der seufzte. Er wehrte sich. So was hasste er genauso wie wir. Doch irgendjemand musste es tun. Willi biss sich noch mal auf die Lippen. Dann rief er an. Allen unseren Eltern musste er jetzt erklären, wann wir in dieser Nacht nach Hause kommen würden. Nämlich sehr spät. Ja, und das natürlich, ohne die wahren Gründe zu nennen.
    „Entschuldigung, Herr Maximilian. Aber Ihr Sohn führt gerade einen Krieg gegen die Flammenmützen aus der Nebelburg. Wir werden noch heute Nacht den Teufelstopf stürmen, um den blassen Vampir zu vertreiben!“, konnte er schließlich nicht sagen.
    Nein. So ging das auf gar keinen Fall. Die Wahrheit war einfach nicht drin. Stellt euch doch nur mal vor, eure Eltern würden einen solchen Anruf bekommen. Katas-touristischer Donnerblitzschock! Aber Willi machte das gut. Nicht nur Maxis Vater gab sein ,Okay‘. Nein, auch die Mutter von Felix, der Direktor im „Haus der Sonne“, dem Waisenhaus, in dem Jojo untergebracht war, und selbst der Vater von Markus. Der Unbezwingbare konnte es einfach nicht fassen. Sein Vater hatte doch tatsächlich geglaubt, dass er zu Marlon nach Hause gehen würde, um mit dem Mathe-Ass noch für einen Test zu pauken.
    „Dampfender Teufelsdreck!“, gluckste der Torwart. „Das hab ich noch nie im Leben gemacht. Auf jeden Fall freiwillig nicht.“
    Aber damit war der Spaß auch schon wieder vorbei. Wir zuckten zusammen. Ein Sirren erfüllte die Luft. Die Baustrahler-Flutlichtanlage erlosch und ließ den Teufelstopf in dieser bewölkten und mondlosen Nacht einfach verschwinden. Solange jedenfalls, bis sich unsere Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnten. Dann warteten wir bis die Musik der Flammenmützen verstummte. Wir warteten mindestens zwei Stunden lang. Dann schlich ich mit Willi zum Bolzplatz zurück. Ich ganz allein. Die anderen Wilden Fußballkerle blieben zurück. Wilson „Gonzo“ Gonzales und seine Flammenmützen sollten, nein sie mussten unbedingt denken: Diese Kindergartenkinder-Clowns, die geben jetzt auf.
    Und genau das hoffte und wünschte ich mir, als mich Willi zu meinem Bestimmungsort führte. Ich wollte aufgeben! Denn dort, wohin Willi mich führte, gab es nur ein Loch in der Erde. Oder besser gesagt, ein langes Rohr. Ein Rohr, das in den Teufelstopf führte. Doch davor lief es von der Stelle, wo wir uns befanden noch zehn Meter unter der Erde entlang. Ja! Und es war verflixt alt und rostig und höchstens 30 Zentimeter dick.
    „Was soll das!“, protestierte ich vehement. „Ist das der Grund, warum ich Chradadadatsch bin? Hast du mir deshalb diesen Unsinn erzählt? Da passt doch außer mir keiner durch!“
    Willi schaute mich stirnrunzelnd an.
    „Da hast du Recht“, sagte er trocken. „Aber was würdest du tun, wenn es anders wäre? Wenn jeder durchkriechen könnte?“
    Ich blitzte ihn an.
    „Wäre das dann etwas anderes?“ Willi ließ einfach nicht locker. „Würdest du es dann machen? Joschka, würdest du durch das Rohr durchkriechen, oder hättest du dann immer noch Angst?“
    „Ja. Ich hab Angst!“, fuhr ich ihn an. „Terro-touristische Monster-Angst. Ist das etwa verboten?“
    „Nein, das ist es nicht!“, sagte Willi ganz ruhig. „Es ist sogar gut. Die Angst wird dich vorsichtig machen.“ Jetzt lächelte er. „Das wird sie doch, oder?“
    Ich spürte den Felsbrocken auf meiner Brust. Verflixt! Ich hätte zu gern genickt. Aber ich konnte es nicht. Ich wusste nicht, was mir in diesem Rohr oder dahinter passieren würde.
    „Okay!“, nickte Willi. „Dann gehen wir jetzt noch mal alles durch. Zwei der Flammenmützen bewachen das Tor und auf jedem ihrer Türme ist einer von ihnen positioniert. Aber die schauen alle nach außen. Was im Teufelstopf drinnen passiert, interessiert sie ’nen
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