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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell
Autoren: Susanna Clarke
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Herren ihm seinen Stuhl anbot und ein anderer ihm ein Glas kanarischen Wein holte, und der leicht erregbare Herr mit dem sandfarbenen Haar, der Efeublätter auf Mr. Norrells Pfad hatte streuen wollen, hegte insgeheim die Hoffnung, Mr. Segundus wäre verzaubert und sie würden etwas Außergewöhnliches zu sehen bekommen.
    Mr. Segundus seufzte und sagte: »Ich danke Ihnen. Ich bin nicht krank, aber in der letzten Woche habe ich mich sehr schwerfällig und töricht gefühlt. Mrs. Pleasance hat mir Pfeilwurz gegeben und einen heißen Trunk aus Süßholzwurzeln, aber das alles hat nichts geholfen – was mich nicht überrascht, denn ich glaube, der Sitz der Verwirrung ist mein Kopf. Aber es geht mir schon besser. Wenn Sie fragen, meine Herren, warum ich glaube, dass die Zauberkunst nach England zurückgekehrt ist, sollte ich sagen: Es ist so, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Der Eindruck ist lebhaft, hier und hier.« (Mr. Segundus berührte seine Stirn und sein Herz.) »Und doch weiß ich, dass ich nichts gesehen habe. Norrell hat nicht gezaubert, als wir bei ihm waren. Deswegen vermute ich, dass ich es geträumt habe.«
    Es folgte ein erneuter Ausbruch der Herren der Gilde von York. Der matte Herr lächelte matt und fragte, ob jemand aus dem Gesagten schlau würde. Dann rief Mr. Thorpe: »Guter Gott! Es ist absolut unsinnig, dass wir alle hier sitzen und behaupten, Mr. Norrell könne dies oder das tun oder nicht tun. Ich denke, wir sind alle vernunftbegabte Wesen, und die Antwort liegt auf der Hand – wir werden ihn bitten, für uns zu zaubern –, zum Beweis für seine Behauptung.«
    Das klang so vernünftig, dass alle Zauberer einen Moment lang verstummten – was nicht heißen soll, dass der Vorschlag sich allgemeiner Beliebtheit erfreute, ganz im Gegenteil. Mehreren Zauberern (darunter Dr. Foxcastle) gefiel er überhaupt nicht. Wenn sie Mr. Norrell baten zu zaubern, bestand die Gefahr, dass er es tatsächlich tat. Sie wollten nicht, dass gezaubert wurde; sie wollten nur in Büchern darüber lesen. Andere waren der Ansicht, dass sich die Gilde von York der Lächerlichkeit preisgeben würde, wenn sie ihn auch nur darum bäten. Aber letztlich stimmten die meisten Zauberer mit Mr. Thorpe überein, der meinte: »Das Mindeste, was wir als Gelehrte tun können, meine Herren, ist, dass wir Mr. Norrell die Gelegenheit geben, uns zu überzeugen.« Und so wurde beschlossen, Mr. Norrell einen zweiten Brief zu schreiben.
    Alle Zauberer waren sich einig, dass Mr. Honeyfoot und Mr. Segundus die Sache sehr schlecht gehandhabt hatten und zumindest in einem Punkt – Mr. Norrells wunderbare Bibliothek – beachtliche Dummheiten von sich gaben, denn einen verständlichen Bericht brachten sie nicht zustande. Was hatten sie gesehen? Bücher, viele Bücher. Eine bemerkenswerte Anzahl von Büchern? Ja, sie hatten sie im Augenblick, als sie davor standen, für bemerkenswert gehalten. Seltene Bücher? Äh, wahrscheinlich. War ihnen gestattet gewesen, sie aus den Schränken zu nehmen und darin zu blättern? O nein! Mr. Norrell war nicht so weit gegangen, ihnen das anzubieten. Aber sie hatten die Titel gelesen? Ja, natürlich. Nun, wie lauteten die Titel der Bücher, die sie gesehen hatten? Sie wussten es nicht; sie konnten sich nicht erinnern. Mr. Segundus meinte, der Titel eines Buches habe mit einem »B« angefangen, aber mehr wusste er nicht zu berichten. Es war sehr sonderbar.
    Mr. Thorpe wollte den Brief an Mr. Norrell selbst schreiben, aber im Saal befanden sich viele Zauberer, die Mr. Norrell im Gegenzug für seine Unverschämtheit ärgern wollten, und diese Herren waren zu Recht der Ansicht, dass der beste Weg, Mr. Norrell für seine Unverschämtheit zu bestrafen, darin bestand, Dr. Foxcastle den Brief schreiben zu lassen. Und so geschah es. In angemessenem zeitlichem Abstand erhielten sie eine wütende Antwort.

    Hurtfew Abbey, Yorkshire 1. Feb. 1807
    Sir,
    Zweimal wurde mir in den letzten Jahren die Ehre zuteil, einen Brief der Gilde der Zauberer von York zu erhalten, in dem Sie bekundeten, meine Bekanntschaft machen zu wollen. Nun kam ein dritter Brief, der das Missvergnügen der Gilde zum Ausdruck bringt. Die gute Meinung der Gilde von York scheint man ebenso schnell wieder verspielen zu können, wie man sie erwerben kann, und man erfährt nie, was im einen wie im anderen Fall der Grund ist. Als Antwort auf die spezielle Anschuldigung, die mir in Ihrem letzten Brief zur Last gelegt wird, nämlich dass ich meine
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