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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell
Autoren: Susanna Clarke
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Fähigkeiten übertrieben und mir Kräfte zugeschrieben habe, die ich unmöglich besitzen kann, habe ich nur Folgendes zu sagen: Andere Männer mögen ihren Mangel an Erfolg einem Defekt der Welt zuschreiben statt ihren eigenen armseligen Kenntnissen, aber die Wahrheit ist, dass Zauberei auch in diesen Zeiten möglich ist, genauso wie in allen anderen; wie ich selbst zu meiner eigenen vollständigen Zufriedenheit während der letzten zwanzig Jahre viele Male bewiesen habe. Aber was ist der Lohn dafür, dass ich meine Kunst mehr liebe als andere Männer, dass ich hart gearbeitet habe, um sie zu vervollkommnen? Es wird behauptet, ich wäre ein ›Fabulierer‹; meine professionellen Fähigkeiten werden verunglimpft, und mein Wort wird in Zweifel gezogen. Sie werden, wie ich annehme, nicht überrascht sein, wenn ich unter diesen Umständen nicht sehr geneigt bin, der Aufforderung der Gilde von York nachzukommen – schon gar nicht der Bitte, meine Zauberkunst vorzuführen. Die Gelehrte Gilde der Zauberer von York tritt am nächsten Mittwoch erneut zusammen, und an diesem Tag werde ich Sie von meinen Absichten in Kenntnis setzen.
    Ihr ergebener Diener,
    Gilbert Norrell
    Das klang alles auf unangenehmste Weise geheimnisvoll. Die theoretischen Zauberer warteten einigermaßen nervös darauf, was der praktische Zauberer ihnen als Nächstes übermitteln würde. Was ihnen Mr. Norrell als Nächstes übermittelte, war nichts Beunruhigenderes als ein Advokat, ein lächelnder, hüpfender, sich verneigender Advokat, ein sehr gewöhnlicher Advokat namens Robinson in ordentlichen schwarzen Kleidern und sauberen Glacehandschuhen, mit einem Dokument, wie es die Herren der Gilde von York noch nie gesehen hatten: ein Vertragsentwurf, aufgesetzt gemäß dem lange vergessenen Codex der englischen Zauberei.
    Mr. Robinson betrat den oberen Saal des Old Starre Inn Punkt acht Uhr und schien zu glauben, dass er erwartet würde. Mr. Robinson hatte eine Kanzlei und zwei Angestellte in der Coney Street. Er war vielen der Herren wohl bekannt.
    »Ich muss Ihnen gestehen, verehrte Herren«, sagte Mr. Robinson und lächelte, »dass dieses Papier überwiegend der Feder meines Mandanten Mr. Norrell entstammt. Ich bin kein Fachmann für thaumaturgisches Recht. Wer ist das heutzutage schon? Dennoch, sollte ich mich an irgendeiner Stelle irren, so gehe ich davon aus, dass Sie so freundlich sein und mich korrigieren werden.«
    Mehrere der Zauberer von York nickten weise.
    Mr. Robinson war sozusagen eine glänzende Person. Er war so sauber und gesund und erfreut über alles, dass er ganz eindeutig strahlte – eine Eigenschaft, die man eigentlich nur Elfen oder Engeln zuschrieb, die bei einem Advokaten jedoch etwas beunruhigend wirkte. Er trat den Herren der Gilde von York gegenüber sehr ehrerbietig auf, denn er hatte keine Ahnung von Zauberei, aber er hielt sie für schwierig und glaubte, dass sie große geistige Konzentration erforderte. Neben seiner professionellen Bescheidenheit und der ungeheuchelten Bewunderung für die Gilde von York verfügte Mr. Robinson zudem über eine frohgemute Eitelkeit und erwartete, dass diese monumentalen Geister eine Weile lang nicht über esoterische Angelegenheiten nachgrübelten, sondern ihm zuhören mussten. Er setzte sich eine goldgefasste Brille auf die Nase, ein weiteres kleines Funkeln an dieser strahlenden Person.
    Mr. Robinson erklärte, dass Mr. Norrell bereit wäre, an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit ein Beispiel seiner Zauberkunst zu geben. »Ich hoffe, Sie haben keine Einwände, Gentlemen, wenn mein Mandant Zeit und Ort festlegt?«
    Die Herren hatten keine Einwände.
    »Dann wird es die Kathedrale sein, Freitag in vierzehn Tagen.« 8
    Mr. Robinson führte aus, dass Mr. Norrell, sollte er beim Zaubern versagen, seine Behauptung, ein praktischer Zauberer, ja, überhaupt ein Zauberer zu sein, öffentlich widerrufen und einen Eid schwören würde, nie wieder Behauptungen dieser Art aufzustellen.
    »So weit braucht er nicht zu gehen«, sagte Mr. Thorpe. »Wir verspüren nicht den Wunsch, ihn zu bestrafen. Wir möchten nur seine Behauptungen überprüfen.«
    Mr. Robinsons strahlendes Lächeln verblasste ein wenig, als hätte er etwas sehr Unangenehmes zu überbringen und wüsste nicht recht, wie er es anstellen sollte.
    »Warten Sie«, sagte Mr. Segundus, »wir kennen den zweiten Teil der Vereinbarung noch nicht. Wir haben noch nicht gehört, was er von uns erwartet.«
    Mr. Robinson nickte. Mr.
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