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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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mich vor
meinen Feinden versteckt. Erst als Yanis Le Jouteur, später
als rote Peitsche unter dem Schutz von Tête-de-Mort und
schließlich als Antoine Du Puits. Ich habe kein weiteres Mal
die Kraft, mir einen neuen Namen zu geben.«
    »Dann willst du tatsächlich sterben?«
    »Ich bin bereits einmal gestorben, und ich kann dir
versichern, es war …« Sie kam nicht dazu, weiterzusprechen,
denn Pierre war mit einem Satz bei ihr und packte ihre
Schultern.
    »Bei den Hörnern des Teufels! Die Jacquotte, die ich
kannte, hätte gekämpft. Sie hätte nicht einfach aufgegeben
und sich in ihr Schicksal gefügt. Sie hätte …« Er zögerte
kurz, bevor er sie küsste und in ihren Mund murmelte: »…
mich aufgespießt, wenn ich das gewagt hätte.«
    Jacquotte stieß ihn von sich. Trotz der hereinbrechenden
Dunkelheit konnte sie sehen, dass sich ein Grinsen auf
seinem Gesicht ausbreitete.
    »Du solltest dich nicht mit Gegnern anlegen, denen du
nicht gewachsen bist«, sagte sie in Erinnerung an ihre
gemeinsame Kindheit.
    »Aye. Das sollte L’Olonnais ebenso wenig.« Pierre drehte
sich um und ging zu seiner Mannschaft.
    Die nachfolgenden Tage waren geprägt von unerträglicher
Schwüle. Kein Windhauch blähte die Segel der Schiffe, die
schwerfällig die Küste entlangtrieben. Keine Siedlung
erregte die Aufmerksamkeit der Flibustier, und die Aussicht
auf Beute war so weit entfernt wie ihre Heimat. Erst eine
Woche später traf die Gruppe der Kapitäne zufällig wieder
auf L’Olonnais, der sich gerade auf Landgang befand. Durst,
Hunger und Hitze setzten auch seiner Mannschaft zu, und die
vielen geschossenen Affen legten Zeugnis davon ab, dass
L’Olonnais alle Hände voll zu tun hatte, um die dreihundert
Männer seines Verladeschiffs satt zu bekommen.
    Als die Kapitäne zu ihrem Anführer traten, waren seine
Augen eingefallen und die Kleidung hing locker um seinen
abgemagerten Körper. Sein Blick traf Jacquotte und ihr Magen
zog sich zusammen. Niemals zuvor hatte er seine
Feindseligkeit derart offen gezeigt. Selbst den anderen
entging die Spannung nicht, die in der Luft lag, während
Moïse Vauquelin seine Sicht der Dinge schilderte und
L’Olonnais von den Lagerhäusern in Puerto Caballo erzählte.
    »Nach eingehenden Beratungen sind wir zu dem Schluss
gekommen, dass wir dort gute Prise machen könnten«, schloss
Moïse Vauquelin.
    L’Olonnais spuckte aus. »Seid ihr gemeinsam an Land
gegangen, um euch gegen mich zu verschwören?«, fragte er.
Sein Blick blieb erneut an Jacquotte hängen.
    »Wir gingen an Land, um Proviant zu sichern.«
    »Ihr habt Euren Anführer im Stich gelassen!«
    Moïse Vauquelin zuckte kaum merklich zusammen. »Das war
nicht unsere Absicht«, erwiderte er eilig.
    L’Olonnais trat an den Mann heran, der auch dieses Mal von
D’Ogeron zum Vizeadmiral ernannt worden war. »Ihr werdet
dafür sorgen, dass sich niemand mehr meinen Anweisungen
widersetzt! Schickt Eure Mannschaft aus. Sie sollen sich mit
meinen Männern um ausreichend Proviant kümmern. Ich sage
Euch, diese verdammte Küste ist so leer wie der Bauch meines
Schiffes. Nur Indianer.« Er zog die Luft scharf durch seine
Vorderzähne ein. »Wir müssen den Männern geben, wonach sie
verlangen. Der Rum wird knapp und die Seelen werden
ungeduldig.«
    Er trat vor Bigford. »Besorgt den Besatzungen indianische
Frauen! Aber schneidet denen die Kehle durch, die alle durch
ihr Geschrei erzürnen.«
    L’Olonnais ging weiter zu Pierre. »Geht mit Bigford und
sorgt dafür, dass die indianischen Krieger uns nicht in die
Quere kommen!«
    Jacquotte sah die Halsschlagader an Pierres Hals pochen,
als L’Olonnais ihn listig anlächelte. Doch ihr Freund wusste
sich zu beherrschen und tat einen Schritt zurück.
    »Und Ihr …« L‘Olonnais trat vor den Basken und zückte sein
Messer. »… werdet Euch zurücknehmen! Dies ist meine
Kaperfahrt. Eure Zeit ist vorbei, Baske. Ihr habt mich oft
genug vor allen belehrt, drum seht Euch vor. Wenn ich höre,
dass Ihr gegen mich intrigiert, schneide ich Euer falsches
Herz heraus.«
    Michel Le Basque verzog keine Miene, selbst dann nicht,
als L’Olonnais mit einer Bewegung andeutete, wo er vorhatte,
ihm das Messer ins Brustbein zu rammen.
    »So sei es«, durchbrach die Stimme von Moïse Vauquelin die
angespannte Situation. »Schickt die Männer aus!«
    L’Olonnais verengte seine Augen und griff so plötzlich
nach Jacquotte, dass sie nicht zurückweichen

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