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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes
Autoren: Alex Berenson
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Lied an. »Nur ein schwarzes Boot, und seine Segel leuchten weiß …«
    Hinter ihm ging der Anhänger mit über dreißigtausend
Litern Benzin in die Luft. Die Druckwelle verschluckte Nepetrow und den nächsten Vers für immer, riss ihn augenblicklich in Stücke - ein gnadenloser und doch barmherziger Tod. Er würde nie erfahren, dass er nicht einem bizarren Unfall zum Opfer gefallen war.
     
    Ein Tiger - ein tarngrün lackiertes, geländegängiges Militärfahrzeug aus russischer Produktion, das dem amerikanischen Hummer ähnelte - führte den Konvoi an. Auf den Vordersitzen saßen zwei angespannt wirkende Uniformierte, deren Atem in der Kälte sichtbar in der Luft hing. Es folgte ein BTR-80, ein breiter, hoher Schützenpanzerwagen mit acht übergroßen Rädern und einer spitzwinklig zulaufenden Frontpartie, die Granaten mit Raketenantrieb ablenken sollte.
    Dahinter kam ein Lkw, ein Ural 4320, mit einem speziellen Laderaum, dessen Wände aus zweieinhalb Zentimeter dickem Stahl bestanden. Zwei Männer, die ihre AK-47-Sturmgewehre locker neben dem Körper hielten, bibberten in dem ungeheizten Frachtraum. Daneben standen zu beiden Seiten des Laderaums zwei große Stahlkisten. Ketten hielten die acht Meter langen, 1,20 Meter hohen und fast ebenso breiten Behältnisse auf der Ladefläche fest. Jede Kiste enthielt eine SS-26-Kurzstreckenrakete, die bei der russischen Armee unter der Bezeichnung »Iskander« lief, eine Waffe mit Nuklearsprengkopf und einer Reichweite von knapp fünfhundert Kilometern.
    Für den Transport wurden die Atombomben des Iskanders entfernt und getrennt in Stahlgehäusen von der Größe eines kleinen Schrankkoffers verpackt, die mit den Raketen im Laderaum transportiert wurden. Die Gefechtsköpfe
waren von unermesslichem Wert. Nie zuvor hatte der Mensch solche Zerstörungskraft erschaffen. Obwohl die Sprengköpfe keine hundertvierzig Kilogramm wogen, konnte man damit eine ganze Stadt vernichten.
    Die Männer hinten im Ural wussten, dass Feuer, Erdbeben, Meteoriten, und was das Universum sonst noch an Gefahren bereithalten mochte, den Gefechtsköpfen nichts anhaben konnten. Falls Terroristen unter der Straße eine Bombe deponierten und ein Loch in den Laderaum des Urals sprengten, mochte diese Explosion die Soldaten töten. Die Gefechtsköpfe würden jedoch nur zünden, wenn sie vorher geschärft worden waren. Dafür wiederum waren Codes erforderlich, die niemand im Konvoi kannte. Nach menschlichem Ermessen waren die Sicherheitsvorkehrungen perfekt. In den zwei Generationen, seit die Vereinigten Staaten die erste Atomwaffe gezündet hatten, waren überall auf der Welt von verschiedenen Nationen Hunderte von Tests durchgeführt worden. Nie jedoch war eine Bombe aus Versehen explodiert.
    Trotzdem fragten sich die fröstelnden Männer im Neonlicht des Laderaums, wie es sich anfühlen würde, wenn irgendetwas schiefging und die Wahrscheinlichkeit von einer Billion zu eins Realität wurde. Was, wenn einer der Gefechtsköpfe mit einer Gewalt von zweihundert Kilotonnen Sprengstoff explodierte? Zweihundert Kilotonnen … zweihunderttausend Tonnen … zweihundert Millionen Kilogramm, die keine drei Meter von ihnen entfernt in die Luft gehen würden. Wie würde sich das anfühlen? Was würden sie fühlen? Sie kannten die Antwort: Vermutlich gar nichts.
    Aber irgendwie war das kein rechter Trost.

    Hinter dem Ural ging der Konvoi weiter.
    Noch ein Ural. Noch ein Tiger. Zwei weitere Urals. Schließlich ein zweiter BTR und zum Abschluss noch einmal zwei Tiger. Insgesamt zehn Fahrzeuge, die vierzig Mann und acht Raketen transportierten. Der Kommandant des Konvois, Major Jurij Akilew von der 12. GUMO, der für die Sicherheit der russischen Atomwaffen zuständigen Direktion des Verteidigungsministeriums, kannte die Route gut. Er hatte für die knapp fünfhundert Kilometer von Ischim zur Kernanlage Majak, ihrem Ziel, acht Stunden eingeplant. Bis zum frühen Nachmittag, als sich der Verkehr vor ihnen zu stauen begann, hatten sie gut in der Zeit gelegen. Nachdem er ein paar Minuten gewartet hatte, schickte Akilew einen Sergeanten los, um herauszufinden, was passiert war. Der Mann meldete, es habe vor ihnen einen Unfall gegeben. Ein brennender Tanklastzug blockiere die Straße.
    Akilew war nicht überrascht. Wie für viele Russen bestand das Leben für ihn aus einer Reihe sinnloser Zufälle, an denen ein zürnender Gott seine Freude haben mochte, sofern er sie nicht selbst herbeigeführt hatte. Trotzdem wäre es ihm
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