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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes
Autoren: Alex Berenson
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hervor, und legen Sie sich flach auf den Boden. Arme ausgestreckt.«
    Wells drückte sein Gesicht auf den steinigen Boden und küsste die Erde. Sein Plan war aufgegangen. Er hatte den Kontakt hergestellt.
    Mit schwerem Schritt näherten sich ihm die Soldaten von hinten. »Was zum Teufel ist das?«, rief einer von ihnen aus, als sie Hamid und Abdullah entdeckten. Während ein Scheinwerfer den Boden rund um Wells hell erleuchtete, drückte man ihm die Mündung eines Gewehrs gegen den Schädel.
    »Ich rate Ihnen, sich nicht zu rühren, Amerikaner«, erklang nun dieselbe Stimme dicht hinter ihm. »Wer zum Henker sind Sie? Und was ist mit Ihren Freunden dort hinten passiert?«
    »Ich bin von der CIA«, antwortete Wells. »Ich heiße John Wells.«
    Die Mündung zuckte zurück und ein scharfer Pfiff ertönte. »Major«, erklang nun dieselbe Stimme über ihm. Dann folgten einige geflüsterte Worte und schließlich eine neue Stimme. »Wie haben Sie gesagt, heißen Sie?«
    »John Wells.«
    Wieder drückte man ihm die Mündung des Gewehrs gegen den Kopf. »Wie lautet Ihre Notfallkennung, Mr Wells?« Die Notfallkennung ist eine kurze Phrase, die jedem Agenten individuell zugewiesen wird und es ihm ermöglicht, seine Identität in Situationen wie dieser zweifelsfrei nachzuweisen. Im Normalfall wurde sie nur innerhalb der CIA genannt. Wells war überzeugt, dass er eine Ausnahme machen durfte, denn die Männer waren offenbar davon unterrichtet, dass in den Reihen der Taliban möglicherweise auch amerikanische Agenten kämpften. Die Gewehrmündung an seinem Kopf ließ auch letzte Zweifel verfliegen.
    »Meine Notfallkennung lautet Red Sox, Major.« Wieder vergingen einige Sekunden, in denen Wells hörte, wie einer der Soldaten in Papieren blätterte.
    »Stimmt«, bestätigte die Stimme schließlich deutlich
freundlicher mit leichtem Südstaatenakzent. »Das ist richtig. Ich bin Glen Holmes. Sie können jetzt aufstehen.«
    Als sich Wells erhob, streckte ihm Holmes, ein kleiner muskulöser Mann mit kurzem Bürstenhaarschnitt und rotblondem Spitzbart die Hand entgegen. »Ich würde Ihnen ja gern ein Bier anbieten, Agent Wells, aber das ist leider in Tadschikistan zurückgeblieben.«
    »Nennen Sie mich John«, sagte Wells, obwohl er wusste, dass Holmes dieses Angebot nicht annehmen würde. Er fühlte, dass ihm die Soldaten der Spezialeinheit nicht wirklich vertrauten. Nur »zur Verwahrung« nahmen sie ihm das Gewehr, die Pistole und das Messer ab, das er an seine Wade gebunden hatte. Allerdings schienen sie ihm die Geschichte zu glauben, wie er seine Männer in den Hinterhalt gelockt hatte, um mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Immerhin verzichteten sie darauf, ihn zu fesseln oder ihm einen Sack über den Kopf zu ziehen, um seine Kooperationsbereitschaft zu steigern.
    Deshalb sagte er ihnen genau das, weshalb er gekommen war: Was er über die Lager der Al-Quaida wusste, über die Ausbildung, die die Dschihadis erhielten, und die Experimente der Al-Quaida mit chemischen Waffen. »Das läuft ab wie im Chemieunterricht der 6. Stufe. Man mische Becher A mit Becher B und warte ab, was passiert. Vielleicht gelingt es, damit ein paar Hunde zu töten.«
    »Wie steht es mit biologischen und atomaren Waffen?«
    »Wir konnten uns nicht einmal darauf verlassen, dass wir Strom hatten, Major. Wir … sie …« Der Wechsel von »wir« zu »sie« verwirrte ihn. Er war doch Amerikaner, jetzt und für alle Zeiten, und würde sein Land nie verraten. Aber er hatte nach all den Jahren in den Lagern auch einige der Männer dort zu schätzen gelernt. Wie Achmed, dessen Tod er eben
herbeigeführt hatte. Wells schüttelte den Kopf. Über all das würde er sich später Gedanken machen.
    Die ganze Zeit über beobachtete ihn Holmes schweigend.
    »Keine Frage, dass sie dieses Zeug gern in die Finger bekommen hätten – biologische Waffen, Atombomben –, aber sie wussten nicht, wie sie drankommen konnten.«
    »Kommt es Ihnen seltsam vor, so viel Englisch zu sprechen? «, erkundigte sich Holmes plötzlich.
    »Nicht wirklich«, gab Wells zurück. »Ja. Schon.«
    »Wollen Sie eine kurze Pause machen?«
    »Nein, ich bin in Ordnung. Nur …« Wells zögerte, denn er wollte nicht albern wirken. »Aber wenn Sie vielleicht eine Flasche Gatorade hätten? Das vermisse ich wirklich.«
    »Fitz, haben wir noch Gatorade?«
    Nachdem die Männer eine Packung Gatorade mit Orangengeschmack in einer Wasserflasche aufgelöst hatten, stürzte Wells den Durstlöscher hinunter wie ein
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