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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes
Autoren: Alex Berenson
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überrascht an, sagte jedoch kein Wort. Auch zuvor hatte Wells schon oft genug recht gehabt, außerdem war er ihr Anführer und konnte tun, was er wollte.
    So stiegen sie auf und ritten in der Dunkelheit nach Norden. Im Gegensatz zu den eindrucksvollen Bergen Nordafghanistans wirkte die Schamali-Kette vergleichsweise verkümmert und unruhig, nichts als niedrige Hügel aus zerbröckelndem Fels und Erde. In beständigem Trab ritten die Männer einer hinter dem anderen unter der Führung von Hamid, dem besten Reiter der Gruppe. Unter ihnen schlugen erneut die Bomben ein. Einige Scheinwerfer waren schon wieder nach Süden in Richtung Kabul abgedreht. Der Angriff der Taliban war zerschlagen worden, noch ehe er begonnen hatte.
    »Langsam«, befahl Wells, als sich sein Trupp dem Kamm eines Hügels nördlich ihres Lagers näherte. Er war überzeugt, dass die amerikanische Einheit eine ähnliche Position gewählt hatte wie er. Sobald er mit seinen Männern den Hügel überwunden hatte, hielten sie an. Vor ihnen fiel das Gelände ab und stieg dann wieder an. Durch das Fernglas sah er sie. Sie waren da, ein halbes Dutzend Männer stand neben ein paar Lehmhütten und starrte hinunter auf die Frontlinie der Taliban. Man hätte sie für Dorfbewohner halten können, die durch den Bombenhagel aufgeschreckt worden waren … aber es waren keine Dorfbewohner. Es waren Amerikaner, wie der halb hinter einer Hütte versteckte Pickup bewies.
    Der Kleinlaster bedeutete allerdings, dass die Männer der
Spezialeinheit zumindest ein SAW besaßen – ein leichtes Maschinengewehr – , vielleicht aber auch ein MG Kaliber 50, eine wesentlich stärkere Waffe als die seiner Männer. Wells und sein Trupp hätten jedoch das Überraschungselement auf ihrer Seite. Mit der Warnung, leise zu sein, bedeutete er seinen Männern, weiter vorzudringen. Mittlerweile hatte eine seltsame Spannung von ihnen Besitz ergriffen. Der Gedanke, die Amerikaner anzugreifen, erregte sie – und auch Wells selbst, wie er nur ungern zugab.
    U.S.S. Starker, Atlantischer Ozean
    Der Flug auf das Meer hinaus war ruhig verlaufen. Trotzdem fühlte Jennifer Exley, wie sich ihr Magen verkrampfte, als der Hubschrauber landete und sie achtzig Kilometer östlich von Norfolk, Virginia, auf das graue Metalldeck der Starker hinunterstieg. Das Schiff lag selbstverständlich in internationalen Gewässern, damit seine wertvolle Fracht nicht unter die Rechtsprechung der amerikanischen Gerichtsbarkeit fiele.
    Als einstiges amphibisches Sturmboot der Marine war die Starker nun zu einer Brigg umgebaut worden, die als schwimmendes Gefängnis diente. Zurzeit beherbergte das Schiff nur einen einzigen Häftling: Tim Keifer alias Mohammed Faisal, einen zweiundzwanzigjährigen Amerikaner, der bei den Kämpfen der Taliban in der Nähe von Mazar-e Scharif in Nordafghanistan gefangen genommen worden war. Er hatte auf Seiten der Taliban gegen die Vereinigten Staaten gekämpft.
    Während über die Gefangennahme von John Walker Lindh, dem zweiten amerikanischen Taliban-Kämpfer, weltweit berichtet
worden war, hatte man über Keifers Verhaftung Stillschweigen gewahrt. Präsident Bush hatte eine Anweisung unterzeichnet, die Keifer als »feindlichen Kombattanten« klassifizierte und ihn all seiner Rechte enthob, einschließlich des Rechts, vor ein amerikanisches Gericht gestellt zu werden. Nun trieb Keifer buchstäblich in einem stählernen Niemandsland dahin, in dem die amerikanischen Gesetze keine Anwendung fanden. Exley war nicht sicher, inwieweit ihr diese Entscheidung gefiel, aber vielleicht war dies nicht der richtige Zeitpunkt, um sich über Nebensächlichkeiten wie die amerikanischen Grundrechte Gedanken zu machen.
    Als sich das Schiff unter ihr bewegte und sie auf dem glatten Metalldeck den Halt verlor, stieß sie einen kurzen Schrei aus. Sofort bot ihr der junge freundliche Marinesoldat, den man ihr als Führer zugewiesen hatte, die Hand, um sie zu stützen.
    »Alles in Ordnung, Mrs Exley?«
    »Ja, danke. »
    Er führte sie vom Deck einen hell erleuchteten Gang hinunter. »Mohammed ist in der Krankenabteilung«, erklärte er. »Er hat immer den einen oder anderen Unfall, so sehr wir uns auch bemühen. Mal stößt er sich den Kopf an der Tür und ähnlichen Sch…« Exley konnte dem jungen Mann ansehen, dass er sich gerade noch rechtzeitig daran erinnerte, dass er mit einer Frau sprach. »Und ähnliche Sachen. «
    Das war wohl vorherzusehen, dachte Exley. Solange sie ihn nicht umbrachten. »Die
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