Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Sincalir - 0969 - Mandragoros Geschöpf (1 of 3)

John Sincalir - 0969 - Mandragoros Geschöpf (1 of 3)

Titel: John Sincalir - 0969 - Mandragoros Geschöpf (1 of 3)
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gegen die Hauswand. Tief mußte er durchatmen, bis alles wieder okay war. Er spürte seinen harten Herzschlag, die Röte war in sein Gesicht gestiegen, und er merkte auch, wie ein Kribbeln über seine Haut rann.
    Im Haus brannte Licht. Kline lächelte darüber. Licht bedeutete Wärme, Leben und Hoffnung. Seine Frau hatte das Haus geerbt. Es war sehr klein, bestand aus Fachwerk, war schon ziemlich alt, und es gab immer etwas zu renovieren und zu reparieren.
    Vor dem Fenster standen Sommerblumen in den Holzkästen. Hinter der Scheibe eines Fensters bewegte sich ein Teil der Helligkeit in einer unnatürlichen Art und Weise.
    Kline schaute durch das Fenster und war zunächst einmal beruhigt. Marion hockte vor der Glotze in einem breiten Sessel. Sie hielt ihre Puppe im Arm, aber sie schaute nicht hin, was sich auf dem Bildschirm abspielte, wo irgendein Film lief, denn sie war einfach eingeschlafen. Wie ein kleiner Engel sieht sie aus, dachte der Mann. »Ja, wie ein kleiner Engel«, flüsterte er. Dabei schloß er bereits die Haustür auf. Wenig später stand er vor Marion, beugte sich über sie und fuhr sanft mit der Hand über das dünne, blonde Haar.
    Seine Tochter zuckte zusammen. Sie schlug die Augen auf, denn die Berührung hatte sie geweckt.
    »Daddy – du?« murmelte sie verschlafen.
    »Ja, mein Liebling, ich bin es.«
    »Ich bin eingeschlafen.«
    »Das habe ich gesehen.«
    »Ist Mum schon zurück?«
    »Nein, Marion, nein. So spät ist es noch nicht. Aber Zeit genug, um dich ins Bett zu bringen.«
    »Bleibst du denn hier?«
    »Aber klar doch, ich bleibe bei dir. Ich lasse meinen kleinen Sonnenschein nicht allein.«
    Marion sah, daß sich ihr Vater bückte, und sie streckte ihm zuerst die Arme entgegen, bevor sie damit seinen Hals umschlang und sich von ihm in die Höhe ziehen ließ.
    Er nahm sie auf den Arm und ging mit ihr in das Kinderzimmer. Alle Räume der Klines lagen unten, denn die in der ersten Etage mußten noch renoviert werden. So begnügte sich die Familie zunächst mit einer gewissen Enge, aber Marion hatte ein eigenes Zimmer, auch wenn es nur ein winziger Raum war.
    Dort stand ihr Bett. Das Licht der Deckenlampe verteilte sich auf dem bunten Bezug und floß auch über die selbst gemalten Bilder, die an den Wänden hingen.
    Melvin legte seine Tochter hin. Sie trug schon ihr blaues Nachthemd mit den Bären als Motiv auf dem Stoff. Er gab ihr einen Kuß, und Marion lächelte. »Das ist schön, Daddy«, sagte sie. »Das ist sehr schön. Viel schöner als das andere.«
    »Welches andere meinst du?«
    »Der Traum.«
    »Du hast geträumt?«
    »Ja, im Sessel.«
    »Und? Willst du es mir sagen?«
    »Es war nicht schön«, flüsterte sie. »Ein schlimmer Traum, ehrlich …«
    »Dann sag ihn lieber nicht.«
    Das Kind schlug jetzt die Augen auf. Melvin Kline entdeckte darin deutlich den Ausdruck der Angst. Da wußte er, daß sie reden mußte, und deshalb nickte er ihr zu. »Sprich darüber, mein Schatz.«
    Er setzte sich auf das Bett. »Ich höre zu.«
    »Ich war wieder im Sumpf, Dad.«
    In Klines Kehle zog sich etwas zusammen. »Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber es ist vorbei.«
    »Stimmt. Nur ein Traum.«
    »Weiter!«
    »Ich spürte alles so deutlich, Dad, wirklich.« Sie klammerte sich mit ihren kleinen Händen am Arm ihres Vaters fest. »Es war wie ein Film, wenn du verstehst.«
    »Das begreife ich. Aber so etwas wird nicht wieder passieren, Marion, das verspreche ich dir.«
    Sie hörte nicht hin, sondern redete weiter. »Ich sank immer tiefer in das Loch. Ich habe auch geschrieen, aber niemand hat mich gehört, Dad – niemand. Ehrlich.«
    »Ich weiß.«
    »Du und Mummy, ihr seid auch nicht dagewesen, aber dann kam der Mann im dunklen Mantel. Er war so groß«, flüsterte sie. »Er war wie ein Riese, ein richtiger Riese. Er hatte weiße Augen. Keine richtigen Augen wie du oder ich, sondern weiße. Als wären darin Lichter, Dad. Das habe ich alles genau gesehen. Er war so düster, er kam auf mich zu, und nur seine Augen leuchteten, sonst war alles dunkel. Ich sank immer tiefer. Es war so kalt um mich herum, aber der Mann sank nicht. Er kam näher, bückte sich sogar, und dann streckte er mir seine Hand entgegen. Ich kriegte sie zu fassen, und er zog mich hervor. Einfach so raus, Daddy, verstehst du?«
    »Ja, mein Liebes, ich verstehe dich. Es ist alles okay. Du kannst beruhigt sein.«
    »Ich träume immer davon.«
    »Das wird vorbeigehen, Marion, glaub es mir. In ein paar Wochen lachst du darüber.«
    Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher