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John Sincalir - 0969 - Mandragoros Geschöpf (1 of 3)

John Sincalir - 0969 - Mandragoros Geschöpf (1 of 3)

Titel: John Sincalir - 0969 - Mandragoros Geschöpf (1 of 3)
Autoren: Jason Dark
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selten darüber nachgedacht. An diesem Abend und nach der Begegnung mit Cursano drückten sich die Gedanken wieder hoch. Zuerst dachte er allgemein an das Böse, dann speziell und endlich kam er zu dem Entschluß, daß es schon gewisse Varianten gab.
    War Cursano eine dieser Varianten?
    Sein Anblick konnte einen Menschen schon erschrecken. Auf der anderen Seite aber schien er nicht abgrundtief schlecht zu sein, sonst hätte er Marion nicht aus dem Sumpfloch geholt.
    Er wollte sie nicht vergessen. Das hatte er klar und deutlich zu verstehen gegeben. Er würde zurückkehren – irgendwann.
    Der Mann leerte sein Glas bis auf einen geringen Rest. Noch immer schaute er hinaus. Er spürte den Druck auf seinem Magen. Zu sehen war dort draußen nichts, dennoch glaubte er daran, daß sich in der Nähe des Hauses jemand aufhielt, der die erleuchteten Fenster sehr genau beobachtete.
    Cursano etwa?
    »Nein«, flüsterte Melvin Kline. »Was immer du auch getan hast, wir sind dir dankbar, aber wir werden nicht zulassen, daß du unsere Tochter wieder anfaßt. Nie mehr. Nicht heute und auch nicht in der Zukunft …«
    Da jedoch irrte der gute Mann. Bis es soweit war, sollten Jahre vergehen …
     
    *
     
    Was war das für eine Welt?
    Ich faßte sie nicht, ich begriff sie nicht. Ich wußte nur, daß es sie gab und ich sie mir nicht einbildete. Sie war real und irreal zugleich, denn sie mußte bisher in den Tiefen der Erde gelauert haben und war erst durch die Blutfontäne befreit worden.
    Nur nahm sie keine feste Gestalt an. Die seltsame Welt blieb schwammig.
    Die Gestalt bewegte sich auf der Stelle, aber sie veränderte ihren Standort um keinen Deut.
    Eine Welt des Traums oder des Alptraums, so jedenfalls kam sie mir vor. Ich fühlte mich integriert, stand aber trotzdem außen vor, was ich von meinem Kreuz nicht sagen konnte.
    Es spielte verrückt.
    Den Platz auf der Hand behielt es, als wäre sie von allen Seiten gesichert worden. Es stand auch weiterhin auf seinem unteren Ende, aber es blieb nicht ruhig. Das Kreuz neigte sich einmal nach rechts, danach in die andere Richtung, und plötzlich – für mich unerwartet – drehte es auf der Stelle, als wollte es sich dabei in das Fleisch meines Handballens hineinbohren. Dabei verspürte ich kaum einen Druck, sondern nur ein gewisses Kitzeln, das sich allerdings gut aushalten ließ.
    Ich hatte meinen ersten Schock überwunden. Es fiel mir leichter, mich auf diese seltsame Geisterwelt zu konzentrieren. Es war nicht herauszufinden, aus was sie sich genau zusammensetzte. Das konnten durchaus Gestalten sein, aber auch Pflanzen, Bäume oder Büsche. Da verschwamm einiges miteinander. Menschen- und baumähnlich. Ausgestreckte Arme oder Äste von etwas, das längst in der Tiefe der Erde versunken war und als Realität nicht mehr zum Vorschein kommen würde.
    Nur noch als Geist, als Aura, wie auch immer. Ein Stück Natur und so stark, daß selbst mein Kreuz davon beeinflußt worden war.
    Die Welt trieb auf mich zu. Es war schon seltsam, mit ansehen zu können oder zu müssen, wie sich der Kreis ständig verengte, so daß ich schließlich einen Mittelpunkt bildete. Die Welt fiel über mir zusammen, ich war ein Teil ihrer, aber ich spürte sie nicht körperlich. Niemand berührte mich so, daß ich es merkte, aber ich sah trotzdem jemanden zwischen all den geisterhaften Gestalten, der sich dort aufhielt wie ein Imperator dieser seltsamen Welt.
    Eine hohe und dunkle Gestalt. Ein Mensch mit einem kahlen Kopf und einem dunklen Umhang oder Mantel. Ich sah ihn sogar ziemlich deutlich und wurde an den alten Nosferatu-Darsteller aus dem Stummfilm vor mehr als siebzig Jahren erinnert.
    Nur war dessen Gesicht bleicher geworden. Dieses nicht. Eine dunklere Haut. Zwar nicht natürlich, dafür wie eingefärbt wirkend, aber gut zu erkennen.
    Wie auch die Augen.
    So kalt, so hell und zugleich weiß. Dieser Mann hatte den bösen Blick. Er wollte einen anderen verhexen, zu sich heranziehen, und das hatte die unheimliche Gestalt auch mit mir vor, denn sie hob den rechten Arm an und streckte ihn mir entgegen.
    Sehr langsam, wie jemand, der sich bewußt Zeit läßt, um den anderen zittern zu lassen. Ich schaute zu, wie die Gestalt ihre Hand spreizte. Die Finger kamen mir plötzlich wahnsinnig lang vor und wenig normal, denn sie erinnerten mich an Wurzeln, die aus dem Erdreich hervorgerissen worden waren. Über seine ausgestreckte Hand hinweg schaute mich der Typ an. Seine hellen Augen schienen plötzlich zu
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