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John Sincalir - 0969 - Mandragoros Geschöpf (1 of 3)

John Sincalir - 0969 - Mandragoros Geschöpf (1 of 3)

Titel: John Sincalir - 0969 - Mandragoros Geschöpf (1 of 3)
Autoren: Jason Dark
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hatte. Ein Mann stieg aus.
    Marion hörte Cursanos Ruf. »Komm, Marion! Komm her! Ich habe lange gewartet …«
    »Ja!« flüsterte sie. »Ja, ich werde kommen!«
    Und sie ging weiter. Ihr eigenes Ich war ausgeschaltet. Es gab jetzt nur Cursano und seine andere Macht.
    Hinter ihr wurde eine Wagentür zugeworfen. Ein Mann war ausgestiegen – Melvin Kline, Marions Vater. Schon auf den letzten Metern während der Fahrt hatte er das Unglück gesehen, in das seine Tochter hineinging, aber er hatte nichts tun können und auch daran geglaubt, daß ihm die eigenen Augen einen Streich spielten.
    Dem war nicht so.
    Er rutschte auf dem feuchten Boden aus, weil er zu hastig ausgestiegen war. Am rechten Kotflügel zog er sich mit der linken Hand wieder hoch, und dann sah er das Schreckliche.
    Melvin konnte nichts mehr tun. Seine Tochter war bereits zu weit entfernt. So schrie er nur ihren Namen. »Mariooonnnn!«
     
    *
     
    Für einen Moment zögerte die junge Frau. Sie mußte diesen Schrei einfach gehört haben, aber sie achtete nicht auf ihn und ging trotzdem weiter in diesen Sumpf hinein, den Blick dabei starr nach vorn auf den gerichtet, der auf sie wartete.
    Das sah auch Melvin Kline. Er stand am Rand des Gewässers. In seinem Innern tobte eine Hölle. Er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Wenn er Marion folgte, war er verloren, denn der Sumpf war gnadenlos. Er holte sich alles, und er nahm erst recht keine Rücksicht auf Menschen.
    Nur Marion ließ er in Ruhe. Sie konnte ihn durchschreiten, als ginge sie durch ein Schwimmbecken.
    Es gab für sie nur den normalen Widerstand des Wassers, der zähe Boden aber ließ sie in Ruhe. Da konnte sie ihre Füße heben und wieder hineinstoßen, wie auf einer völlig normalen Straße.
    Auf der kleinen Schräge, die zum Wasser führte, blieb er stehen. Melvin hatte sich ebenfalls schräg hingestellt. Den linken Arm ausgestreckt, dabei die Hand zur Faust geballt.
    Wieder brüllte er den Namen seiner Tochter. Verdammt noch mal, die mußte ihn hören.
    Sie ging weiter.
    Cursano aber lächelte. »Ja, komm her. Ich habe nicht grundlos so lange gewartet. Ich werde dich beschützen. Du wirst bei mir bleiben, das verspreche ich …«
    Und Marion gehorchte ihm, nicht ihrem Vater. Sie schritt schaukelnd durch das Wasser, ihre Arme schwebten dabei über der Oberfläche, und die Hände waren gespreizt, als wollte sie jetzt schon zufassen, wie jemand, der es kaum erwarten kann.
    Sie lächelte selig.
    Ihr Vater sah es nicht. Er schaute gegen ihren Rücken und erstarrte beinahe vor Angst.
    Tränen rannen aus seinen Augen. Verzweifelt bewegte er den Kopf, um nach einem Gegenstand zu suchen, der ihm half, Marion aus dem verdammten Sumpf zu holen.
    Es gab ihn nicht.
    Er sah weder eine Leiter noch einen Ast, der lang genug war, um diese Aufgabe zu lösen.
    Und so schaute er zu, wie seine Tochter diesem Monstrum Cursano entgegenschritt. Er hatte sein Versprechen wahr gemacht, und Melvin dachte an das Treffen damals, als er auf der Bank gesessen hatte.
    Aber konnte er es wirklich zulassen?
    Nein.
    Seine Frau würde ihm Fragen stellen. Er würde ihr die Wahrheit nicht verschweigen können. Die Jahre bis zu seinem Tod würden zu einer Hölle werden, denn er wußte sehr genau, daß ihn das Gewissen peinigte. Er war kein Mensch, der es unterdrücken konnte. Er wollte wirklich alles einsetzen, um Marion zu holen. Möglicherweise hatte sich dieser Sumpf auch verändert. Wenn Marion ihn durchschreiten konnte, warum nicht auch er?
    Es war ein verflucht hohes Risiko, das wußte Melvin. Aber Cursano Macht hatte diesen Sumpf verändert. Da brauchte er nur einen Blick auf das schimmernde Licht zu werfen.
    Bei Marions Schritten klatschte das Wasser. Die Geräusche kamen Melvin Kline vor wie Beifall, der von irgendwelchen starren Totenhänden geklatscht wurde.
    Bleiben oder gehen?
    In den nächsten Sekunden mußte er sich entscheiden. Melvin hörte seinen eigenen heftigen Atem.
    Noch einmal schaute er sich um, aber es war kein Gegenstand da, der aus diesem tückischen Sumpf ragte, um sich daran festhalten zu können. Die Erlen standen zu weit von ihm und Marion entfernt.
    Nein, es gab nur die eine Möglichkeit. Er mußte ebenso in den Sumpf hinein wie es seine Tochter getan hatte.
    Der letzte Ruck fehlte ihm noch.
    Dann setzte er sein rechtes Bein vor. Der Fuß glitt in das Wasser, das sich wenig später schmatzend um sein Bein schloß wie ein feuchtes Etui.
    Auch das andere Bein zog er nach.
    Zugleich berührten
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