Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham
Autoren: Das Gesettz
Vom Netzwerk:
erzählen. Dann wissen wir zumindest, ob er okay ist.«
    »Aber die kommen uns bestimmt mit Widerstand gegen die Staatsgewalt und wahrscheinlich auch noch mit Trunkenheit am Steuer.«
    »Also, was schlägst du vor?«
    »Der Deputy ist bestimmt längst wieder weg. Dass kein Krankenwagen da ist, heißt, dass mit Roger alles okay ist, ganz egal, wo er ist. Ich wette, er hat sich irgendwo verkrochen. Am besten machen wir einen kurzen Abstecher zum Haus, schauen uns um und fahren dann weiter nach Memphis.«
    »Ist einen Versuch wert.«
    Sie fanden Roger am Straßenrand, Richtung Memphis humpelnd. Nach einem scharfen Wortwechsel beschlossen sie weiterzufahren. Roger nahm wieder seinen Platz in der Mitte ein, Calvin saß an der Tür. Zehn Minuten lang schwiegen sie, die Augen starr geradeaus gerichtet. Alle drei kochten vor Wut.
    Rogers Gesicht war zerkratzt und blutig. Er stank nach Schweiß und Urin, und seine Sachen waren voller Schlamm und Schmutz. Nach ein paar Meilen öffnete Calvin das Fenster, und noch ein paar Meilen weiter sagte Roger: »Mach das Fenster wieder zu.«
    »Wir brauchen frische Luft«, erwiderte Calvin.
    Sie hielten, um als Balsam für die Nerven einen neuen Sixpack zu besorgen, und nach ein paar Schlucken fragte Calvin: »Hat er auf dich geschossen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Roger. »Ich hab ihn gar nicht gesehen.«
    »Das klang wie eine Kanone.«
    »Ihr hättet das mal von da hören sollen, wo ich war.«
    Das fanden Aggie und Calvin witzig, und sie lachten los. Roger, der sich inzwischen auch beruhigt hatte, ließ sich von ihrem Lachen anstecken, und bald johlten alle drei über den Alten mit seiner Knarre und seiner Frau, die die Schlüssel versteckt und Roger damit vermutlich das Leben gerettet hatte. Beim Gedanken an Deputy Dudley, der immer noch mit seinem Blaulicht auf dem Highway auf und ab flitzte, mussten sie noch mehr lachen.
    Aggie hielt sich an die Nebenstraßen. Als sie unweit von Memphis auf den Highway 78 trafen, rasten sie die Auffahrt hoch, um in den Verkehr auf der vierspurigen Straße einzufädeln.
    »Da vorn ist eine Truckerkneipe«, sagte Roger. »Ich muss mich mal waschen.«
    Im Laden kaufte er ein T-Shirt mit einem NASCAR- Motiv und eine Kappe, dann wusch er sich auf der Männertoilette Gesicht und Hände. Als er zum Wagen zurückkehrte, waren Aggie und Calvin beeindruckt von seiner Verwandlung. Sie sausten weiter, den hellen Lich tern der Stadt entgegen. Es war jetzt fast zehn Uhr abends.
    Die Werbetafeln wurden größer und greller und standen immer dichter. Seit einer Stunde hatten die drei das Desperado nicht mehr erwähnt, aber jetzt wurden sie plötzlich daran erinnert, durch ein aufreizendes Plakat mit einer jungen Frau, die aus den spärlichen Fetzen, die sie trug, förmlich herauszuquellen drohte. Ihr Name war Tiffany, und sie strahlte von einer riesigen Werbetafel herab, die das Desperado als den Herrenclub mit den heißesten Stripperinnen des gesamten Südens anpries. Der Dodge verlangsamte merklich.
    Tiffanys nackte Beine schienen mindestens eine Meile lang zu sein, und das hauchdünne Nichts, das sie trug, ließe sich ihr zweifellos mit einem Handgriff vom Leib reißen. Sie hatte wasserstoffblonde Haare, üppige rote Lippen und einen verheißungsvollen Blick. Der Gedanke, dass sie möglicherweise nur ein paar Meilen von hier entfernt arbeitete und dass man sie leibhaftig sehen konnte, war überwältigend.
    Der Dodge nahm wieder Fahrt auf. Ein paar Minuten lang sprach keiner. Schließlich sagte Aggie: »Am besten fahren wir gleich zum Krankenhaus. Bailey könnte inzwischen tot sein.«
    Baileys Name fiel zum ersten Mal seit Stunden.
    »Das Krankenhaus ist über Nacht offen«, sagte Roger. »Die machen nie zu. Meinst du vielleicht, die schließen abends und schicken alle heim?« Um seine Solidarität zu demonstrieren, lachte Calvin herzhaft los.
    »Ihr wollt also vorher ins Desperado?«, fragte Aggie kompromissbereit.
    »Warum nicht?«, sagte Roger.
    »Wä r doch was.« Calvin trank Bier und versuchte, sich Tiffany bei der Arbeit vorzustellen.
    »Wir bleiben ein Stündchen und fahren dann zum Krankenhaus«, sagte Roger. Nach zehn Bier war er immer noch erstaunlich klar im Kopf.
    Der Türsteher beäugte sie misstrauisch. »Zeig mal deinen Ausweis«, brummte er Calvin an, der einundzwanzig war, aber jünger aussah. Aggies Gesicht entsprach seinem Alter. Roger ging mit seinen siebenundzwanzig für vierzig durch. »Mississippi, hm?«, sagte der Türsteher mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher