Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham
Autoren: Das Gesettz
Vom Netzwerk:
»Buford!«
    »Ich glaube, die sind noch in der Nähe«, sagte er und lud die Browning Kaliber .16 nach.
    »Hast du sie gesehen?«
    »Vielleicht.«
    »Was soll das heißen, vielleicht? Worauf hast du denn geschossen?«
    »Geh wieder rein, ja?«
    Die Tür wurde zugeschlagen.
    Roger kauerte unter dem Ford-Pick-up, drückte sich mit angehaltenem Atem die Weichteile und schwitzte heftig, während er fieberhaft überlegte, ob er sich an die Getriebewelle direkt über ihm hängen oder auf dem Schotter wegkrabbeln sollte. Stattdessen rührte er sich nicht vom Fleck. Die dröhnenden Schüsse hallten immer noch in seinen Ohren, und die quietschenden Reifen seiner feigen Freunde ließen ihn lautlos fluchen. Er wagte kaum zu atmen.
    Die Tür öffnete sich wieder, und die Frau sagte: »Hier ist eine Taschenlampe. Vielleicht sieht du dann, worauf du schießt.«
    »Geh wieder rein und ruf bei der Gelegenheit den Sheriff an.«
    Die Tür schlug erneut zu, dann hörte man die Frau gedämpft reden. Kaum eine Minute später war sie zurück. »Ich hab beim Sheriff angerufen. Es heißt, Dudley wäre irgendwo in der Gegend auf Streife.«
    »Hol mir die Autoschlüssel«, sagte der Mann. »Ich dreh eine Runde auf dem Highway.«
    »Du kannst doch bei Dunkelheit gar nicht fahren.«
    »Jetzt hol mir endlich die verdammten Schlüssel.«
    Abermals fiel die Tür krachend ins Schloss. Roger versuchte rückwärtszukriechen, aber auf dem Schotter machte er zu viel Lärm. Er bewegte sich vorwärts, in Richtung der Stimmen, aber auch das verursachte Knirschgeräusche. Also beschloss er zu warten. Wenn der Pick-up rückwärts losfuhr, würde er bis zum letzten Moment warten, um dann die vordere Stoßstange zu packen und sich ein paar Meter weit ziehen zu lassen, bis er in der Dunkelheit entkommen konnte. Wenn ihn der Alte entdeckte, würde er mehrere Sekunden brauchen, um anzuhalten, seine Waffe zu nehmen, auszusteigen und die Verfolgung aufzunehmen. Dann wäre Roger schon längst im Wald verschwunden. Es war ein Plan, der funktionieren konnte. Ebenso gut könnte es aber auch passieren, dass Roger von den Rädern zermalmt, bis zum Highway mitgeschleift oder von einer Kugel tödlich getroffen wurde.
    Buford trat von der seitlichen Veranda und begann mit seiner Taschenlampe zu suchen. Von der Tür aus schrie Mrs. Gates: »Ich hab deine Schlüssel versteckt. Du darfst in der Nacht nicht fahren!«
    Braves Mädchen, dachte Roger.
    »Besser, du gibst sie mir jetzt.«
    »Ich hab sie versteckt.«
    Buford brummte im Dunkel vor sich hin.
    Der Dodge raste ein paar Meilen weit wie von der Kette gelassen, bis Aggie schließlich vom Gas ging und sagte: »Wir müssen zurück.«
    »Warum?«
    »Wenn er getroffen wurde, müssen wir erklären, was passiert ist, und uns um die Einzelheiten kümmern.«
    »Hoffentlich ist er getroffen worden, und zwar so, dass er nicht mehr reden kann. Wenn er nicht mehr reden kann, kann er uns auch nicht verpfeifen. Komm, wir fahren nach Memphis.«
    »Nein.« Aggie wendete, dann fuhren sie schweigend, bis sie wieder an der Nebenstraße angelangt waren, wo sie zuvor gewartet hatten. Unweit eines Zauns saßen sie auf der Motorhaube und überlegten, was sie als Nächstes tun sollten. Es dauerte nicht lange, und sie hörten eine Sirene, dann zischte Blaulicht auf dem Highway vorüber.
    »Wenn der Krankenwagen kommt, haben wir ein Riesenproblem«, sagte Aggie. »Und Roger erst.«
    Als Roger die Sirene hörte, geriet er in Panik. Aber während sie näher kam, begriff er, dass sie die Geräusche übertönen würde, die er bei seiner Flucht verursachte. Er griff nach einem Stein, rutschte damit zu einer Seite des Pick-ups und schleuderte ihn in Richtung des Hauses. Etwas wurde getroffen. Mr. Gates sagte: »Was war das?«, und rannte zur Veranda zurück. Roger wand sich wie eine Schlange unter dem Wagen hervor, durch den Urin, den er vorhin hinterlassen hatte, und das feuchte Gras bis zu einer Eiche. In diesem Moment erschien mit lautem Gedröhne Deputy Dudley auf der Bildfläche. Er stieg auf die Bremse und schlitterte in die Einfahrt, dass Schotter aufspritzte und Staub aufwirbelte. Der Aufruhr rettete Roger. Mr. und Mrs. Gates liefen Dudley entgegen, während Roger sich weiter in die Dunkelheit zurückzog. Binnen Sekunden war er hinter einer Reihe Sträucher, dann an einem alten Schuppen vorbei und schließlich in einem Bohnenfeld verschwunden. Eine halbe Stunde verstrich.
    Aggie sagte: »Ich denke, wir sollten zum Haus gehen und denen alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher