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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham
Autoren: Das Gesettz
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Ärsche, als sie versuchten, aus dem Altarraum zu flüchten. Ich ging weiter auf den Prediger zu, und als ich ihn erreicht hatte, streckte ich meine Hand aus. Er bewegte sich nicht. Er konnte nicht sprechen. Die Kirche war leer, es war totenstill.« Adrian trank einen Schluck Tee und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Erzählen Sie weiter. Was ist dann passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin aufgewacht und habe mich vor Lachen fast ausgeschüttet. Träume können sehr real sein. Einige Sünder sind wohl ein hoffnungsloser Fall.«
    »Davon steht in der Bibel aber nichts.«
    »Danke, Emporia. Und danke für das Mittagessen. Ich muss mich jetzt hinlegen.«
    Um drei Uhr traf sich Emporia mit Reverend Biler in seinem Büro in der Kirche. Ein Gespräch an einem solchen Ort konnte nichts Gutes bedeuten, und nach einigen anfänglichen Nettigkeiten kam der Reverend auch gleich zur Sache. »Ich habe gehört, dass man Sie in Willie Rays Whiskeyladen gesehen hat.«
    Das war beileibe keine Überraschung, und Emporia hatte sich vorbereitet. »Ich bin fünfundsiebzig Jahre alt, also mindestens dreißig Jahre älter als Sie, und wenn ich Medikamente für einen Freund kaufen möchte, tue ich das auch.«
    »Medikamente?«
    »So nennt er das, und ich habe seiner Familie versprochen, dass er alle Medikamente bekommt, die er braucht.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen, Emporia, aber die Kirchenältesten sind darüber sehr verärgert. Eine unserer Seniorinnen wird in einem Whiskeyladen gesehen. Was für ein Vorbild ist das für unsere Jugend?«
    »Es ist Teil meiner Arbeit, und diese Arbeit wird nicht mehr lange dauern.«
    »Es geht das Gerücht um, dass Sie ihn zu unserem Gottesdienst eingeladen haben.«
    Danke, Doris, dachte Emporia. Doris war die Einzige, die wusste, dass sie Adrian in den Gottesdienst eingeladen hatte. »Reverend, ich lade jeden ein, zu unserem Gottesdienst zu kommen. Das wollen Sie doch. Das steht doch in der Bibel.«
    »Dieser Fall liegt ein wenig anders.«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Er wird nicht kommen.«
    »Gepriesen sei der Herr. Der Tod ist der Sünde Lohn, Emporia, und dieser junge Mann bezahlt jetzt für seine Sünden.«
    »O ja, das tut er.«
    »Und wie sicher sind Sie, Emporia? Diese Krankheit wütet in unserem Land, in der ganzen Welt. Sie ist hochansteckend, und um ehrlich zu Ihnen zu sein, es gibt ernsthafte Bedenken in unserer Kirchengemeinde, was Ihre Gesundheit angeht. Warum gehen Sie dieses Risiko ein? Warum lassen Sie es darauf ankommen? Das passt gar nicht zu Ihnen.«
    »Die Krankenschwester hat gesagt, dass mir nichts passieren kann. Ich sorge dafür, dass alles sauber ist und er sein Essen und seine Medikamente bekommt, und wenn ich seine Wäsche mache, trage ich Gummihandschuhe. Das Virus wird durch Geschlechtsverkehr und Blut übertragen, und beidem gehe ich aus dem Weg.« Sie lächelte. Reverend Biler nicht.
    Er faltete die Hände vor sich auf dem Tisch, was sehr fromm aussah. Auf seinem Gesicht lag ein harter Ausdruck, als er sagte: »Einige unserer Kirchenmitglieder fühlen sich in Ihrer Gegenwart nicht mehr wohl.«
    Emporia hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, und als ihr klarwurde, was er gerade gesagt hatte, war sie sprachlos.
    »Sie fassen das an, was er anfasst. Sie atmen dieselbe Luft wie er, Sie essen dasselbe Essen, trinken dasselbe Wasser, denselben Tee und Gott weiß was noch alles. Sie waschen seine Kleidung und seine Bettwäsche, und Sie tragen Gummihandschuhe wegen des Virus. Sollte Ihnen das nicht zu denken geben und Ihnen sagen, dass Sie in Gefahr sind, Emporia? Und dann bringen Sie die Bazillen auch noch hierher, in das Haus Gottes.«
    »Mir kann nichts passieren, Reverend. Ich weiß, dass mir nichts passieren kann.«
    »Das mag sein, doch es zählt, was ankommt. Einige unserer Brüder und Schwestern halten Sie für verrückt, weil Sie das tun, und sie haben Angst.«
    »Jemand muss ihn doch pflegen.«
    »Das sind vermögende Weiße, Emporia.«
    »Er hat sonst niemanden.«
    »Das bestreiten wir nicht. Mir geht es einzig und allein um meine Kirche.«
    »Es ist auch meine Kirche. Ich war schon lange da, bevor Sie gekommen sind, und jetzt soll ich plötzlich wegbleiben?«
    »Ich möchte, dass Sie eine Art Urlaub in Erwägung ziehen, so lange, bis er tot ist.«
    Minuten vergingen, ohne dass etwas gesagt wurde. Emporia starrte mit Tränen in den Augen, aber hoch erhobenen Hauptes aus dem Fenster und beobachtete die Blätter eines Baums. Biler
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