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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
Autoren: Dan Simmons
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Slapstickfilm in voller Körperpanzerung in den Bahnhof geschlurft waren. Er war ihnen zu Kurtz gefolgt und entschied, dass noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen war, sich um Millworth zu kümmern. Das erschien ihm angesichts der geballten Feuerkraft in den Händen dieser Komiker als zu riskant. Und jetzt diese Explosion. Mit etwas Glück war Millworth aus dem Rennen. Und wenn das da draußen nicht der Scheiterhaufen des Mordinspektors war, würde Mickey Kee zu Millworths Haus fahren und die Sache dort zu Ende bringen. Der Abend war schließlich noch jung.
    Kee bewegte sich geräuschlos über die Glasscherben auf die Zwischenetage und die Treppen hinunter, durchquerte den Rundbau und ging zum Vordereingang hinaus. Kurtz hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
    Kee zog seine Beretta aus dem Holster und näherte sich vorsichtig. Sein Widersacher hatte ein ziemliches Chaos angerichtet, als er durch das Vordach gekracht war. Rostige Moniereisen baumelten wie Spaghetti herab. Mörtel und verrottetes Holz lagen um den Körper verstreut. Kurtz’ rechter Arm schien gebrochen zu sein, der Knochen ragte heraus, das linke Bein bog sich in einem grotesken Winkel, der schon beim Anschauen wehtat. Der linke Arm war beim Sturz unter dem Körper eingeklemmt worden. Um Kurtz’ Kopf herum tränkte Blut den Schnee und seine Augen standen offen und blickten durch das Loch im Vordach starr in den Himmel. Schneeflocken rieselten auf die Pupillen.
    Mickey Kee brachte sich mit gespreizten Beinen über Kurtz’ Körper in Position und zählte bis 20. Kein Atem stieg in die kalte Luft auf. Kee spuckte in Kurtz’ offenen Mund. Nichts. Die Augen glotzten an Kee vorbei in intergalaktische Tiefen.
    Kee grunzte, steckte die Beretta ein, nahm den Jutesack vom Gürtel und ließ die 20-Zentimeter-Klinge seines Kampfmessers aufschnappen.
    Kurtz blinzelte, zog die linke Hand unter seinem Körper hervor und drückte den Abzug der .45 Compact Witness, die er während des Sturzes aus der Tasche gezogen hatte. Die Kugel traf Mickey Kee unterhalb vom Kinn, durchschlug seinen Gaumen und sein Hirn und blies ihm die Schädeldecke weg.
    Die 45er war plötzlich zu schwer, um sie zu halten, deshalb ließ Kurtz sie fallen. Er hätte gerne die Augen geschlossen, um vor den Schmerzen zu fliehen, aber Kees Leiche lag zu schwer auf seiner verletzten Brust, um atmen zu können. Also zog er den Toten mit der linken Hand von sich herunter und begann, bäuchlings den fernen Flammen entgegenzurobben.

Kapitel 38
    John Wellington Frears brachte Kurtz in dieser Nacht ins Erie County Medical Center. Es war vom Bahnhof aus nicht das nächstgelegene Krankenhaus, aber es war das einzige, das Frears kannte, denn er war auf dem Weg vom und zum Sheraton-Hotel am Flughafen mehrmals daran vorbeigefahren. Trotz des Schneesturms, oder gerade deswegen, war die Notaufnahme fast leer. Deshalb wurde Kurtz die seltene Ehre zuteil, dass sich nach seiner Einlieferung sage und schreibe acht Leute um ihn kümmerten. Die beiden Ärzte in der Gruppe wunderten sich über die Verletzungen – tiefe Schnitte, Platzwunden, Gehirnerschütterung, gebrochene Rippen, gebrochenes Handgelenk, Frakturen an beiden Beinen –, aber der gut gekleidete afroamerikanische Gentleman, der den Patienten vorbeigebracht hatte, behauptete, es sei ein Unfall auf einer Baustelle gewesen. Die Glasscherben, die in Kurtz’ Körper steckten, schienen diese Geschichte zu bestätigen.
    Frears wartete, bis man ihm versichert hatte, dass der Patient nicht länger in Lebensgefahr schwebte, dann verschwanden er und der schwarze Lincoln wieder im Schneesturm.
    Arlene kämpfte sich knapp eine Stunde später durch die Schneeverwehungen zum Krankenhaus durch, wich bis zum nächsten Nachmittag nicht von seiner Seite und kehrte täglich für weitere Besuche zurück. Als Kurtz eines späten Vormittags das Bewusstsein wiedererlangte, blätterte sie gerade in der Buffalo News . Von nun an bestand sie darauf, ihm jeden Tag laut aus der Zeitung vorzulesen.
    Am ersten Tag nach den Morden, einem Donnerstag, überschattete das Blutbad im alten Hauptbahnhof sogar die Nachrichten über den verheerenden Schneesturm. »Das Bahnhofsmassaker« schreckten die Zeitungen und Fernsehsender nicht vor einem plakativen Aufmacher zurück. Drei Polizisten der Mordkommission waren tot, zu den weiteren Opfern zählte ein Zivilist namens Donald Rafferty, ein Kleinkrimineller aus Newark namens Marco Dirazzio und ein bislang nicht identifizierter Mann
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