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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
Autoren: Dan Simmons
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Verteidigung, als der schwarze Umriss auch schon wieder auf ihn zuwirbelte und mit drei weiteren schnellen Tritten seinen rechten Unterarm lähmte, eine weitere Rippe brach und Kurtz die Beine unter dem Körper wegholte. Er landete hart auf dem Boden und spürte, wie ihm Glasscherben in den Rücken schnitten, während ihm der Aufprall die Luft aus den Lungen presste.
    Hansen? Nein. Wer dann?
    Kurtz erhob sich mühsam und tastete erneut nach der Ersatzwaffe, doch sein Mantel war durch den Sturz aufgerissen und verdreht worden, sodass er die Tasche auf Anhieb nicht finden konnte. Vielleicht war die Waffe auch herausgefallen, aber Kurtz konnte sie im Dämmerlicht des Fensters nicht sehen.
    Sein Angreifer trat leise hinter ihn und holte Kurtz mit einem äußerst schmerzhaften Zerren an den Haaren auf die Füße.
    Instinktiv riss Kurtz seinen linken Arm zum Kinn hoch – der rechte Arm baumelte unbrauchbar an der Seite seines Körpers herab – und fühlte, wie die Klinge bis zum Knochen in seinen Unterarm statt in seine Kehle eindrang. Kurtz keuchte und trat so fest, wie er konnte, nach hinten.
    Der Angreifer tänzelte davon.
    Kurtz taumelte, konnte kaum stehen, spürte, dass eine zerschmetterte Rippe in seine rechte Lunge stach. Er blutete stark, seine Beine zitterten, der lädierte Arm war ein Meer aus Schmerzen. Er würde sich nur noch wenige Sekunden auf den Beinen halten können. Ihm blieb vielleicht eine halbe Minute, bis ihn die Bewusstlosigkeit übermannte.
    Sein Angreifer bewegte sich zu seiner Rechten, ein Schatten inmitten von Schatten.
    Kurtz zog sich ans Fenster zurück. Eine große, scharfe Glasscherbe ragte aus dem unteren Teil des Holzrahmens. Falls er den Mann in Richtung des ...
    Das Dunkle in Menschengestalt sprang ihm aus der Schwärze entgegen. Kurtz gab die Fensterstrategie auf, riss mit der blutigen linken Hand seine Jacke herum und griff in die Tasche, als draußen ein gleißend helles Licht aufblitzte.
    Die Gestalt, die ihn erneut an der Brust getroffen hatte, ließ sich davon nicht ablenken. Der Mann blockte Kurtz mit dem Körper ab, hob ihn über die Schulter und schleuderte ihn rückwärts durch das Fenster, gerade als Kurtz’ linke Hand sich in seiner eigenen Jackentasche verfing.
    Kurtz nahm benommen wahr, dass er sich bei seinem Flug durch die bitterkalte Nachtluft mehrfach überschlug. Er blickte zum dunklen Rechteck des Fensters fünf Meter über ihm zurück, in dem sich das Gesicht seines Angreifers weiß gegen die Schwärze abzeichnete. Dann schlug Kurtz mit dem Rücken auf das Vordach, krachte durch den brüchigen Mörtel, die Verschalung und die Moniereisen hindurch und stürzte weitere fünf Meter tief auf das verschneite Pflaster.
    Mehr als hundert Meter weiter, durch dichtes Schneetreiben von den chaotischen Ereignissen getrennt, bekam Hansen, der in der wohligen Wärme auf dem Fahrersitz der Cadillac-Limousine seine durchgefrorenen Knochen aufwärmte, von alledem nichts mit. Er drehte den Zündschlüssel, lauschte, wie der V8-Motor röhrend zum Leben erwachte, stellte die Heizung auf die höchste Stufe und schaltete die Halogenscheinwerfer ein.
    Er hatte gerade die Hand an den Schalthebel gelegt, als ein leises Tick-tick erklang und 16 Kilogramm C4-Sprengstoff, die unter den Pedalen, im Motorraum, hinter dem Armaturenbrett und besonders sorgfältig um den 150-Liter-Tank herum verteilt waren, kurz hintereinander detonierten.
    Die erste Explosion riss Hansens Füße direkt über den Knöcheln ab. Die zweite Ladung C4 wirbelte die Motorhaube 50 Meter hoch in die Luft und zertrümmerte die Windschutzscheibe. Die Hauptladung setzte den Benzintank in Brand und hob das zweieinhalb Tonnen schwere Fahrzeug fast schon spielerisch anderthalb Meter in die Luft, bevor es auf brennenden Reifen zurück auf den Boden prallte. Das Innere des Cadillacs füllte sich mit dem tödlichen Benzin-Luft-Gemisch des brennenden Treibstoffs.
    Hansen lebte. Selbst als er die lodernden Flammen inhalierte, dachte er triumphierend: Ich lebe! Er drückte gegen die Tür, aber sie war verriegelt. Der nach vorne geschleuderte Beifahrersitz brannte. Hansen selber brannte. Das Lenkrad aus Holz und Polymer zerschmolz unter seinen Händen.
    Hansen, der noch nicht wusste, dass er keine Füße mehr hatte, beugte sich vor und krallte sich in das Armaturenbrett, um sich durch das zackige Loch nach draußen zu stemmen, das anstelle der Windschutzscheibe vor ihm hing.
    Die Motorhaube gab es nicht mehr, das Innere des Motors
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