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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Titel: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
Autoren: Michael Ende
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gefeiert werden sollte. Und während der ganzen Zeit nähte und arbeitete Frau Waas abends an einer Überraschung für die beiden Kinder. Schneidern war ja ihre besondere Leidenschaft.
    Der Kaiser und Li Si wohnten während dieser vier Wochen mit dem König zusammen in dem Schloß zwischen den beide n Gipfeln. Das war natürlich etwas eng, aber sie schränkten sich gerne ein, denn auf Lummerland war es einfach gar zu schön. Nicht einmal das Schlößchen aus himmelblauem Porzellan, das die kleine Prinzessin in den großen Ferien zu bewohnen pflegte, konnte sich mit dieser Insel vergleichen. Eines Tages war es soweit, die vier Wochen waren um. Der Tag der Verlobung war gekommen. Als erstes bekamen die beiden Kinder die Überraschungen, die Frau Waas für sie vorbereitet hatte.
    Für Jim hatte sie einen himmelblauen Lokomotivführeranzug geschneidert, genauso einen wie Lukas hatte, bloß kleiner. Und natürlich war auch eine richtige Schirmmütze dabei. Für die kleine Prinzessin hatte sie ein wunderschönes kleines Brautkleid genäht, mit einem Schleier und einer langen seidenen Schleppe. Natürlich zogen die beiden ihre neuen Sachen sofort an.
    Dann schenkte Li Si Jim zur Verlobung eine Tabakspfeife, so eine wie Lukas hatte, bloß viel neuer und auch nicht so groß. Und Jim schenkte Li Si ein kleines, zierliches Rubbelbrett zum Wäschewaschen. Die kleine Prinzessin freute sich riesig, denn so etwas hatte sie natürlich bisher nie in die Hand nehmen dürfen, wegen ihres hohen Standes, obwohl sie wie alle Mandalanier für das Wäschewaschen begeistert war. Und schließlich gaben sie sich einen Kuß, und König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte erklärte im Namen der Vereinigten Staaten von Lummerland und Neu-Lummerland, daß sie nun verlobt seien. Die Untertanen warfen ihre Hüte in die Luft, und auch der Kaiser von Mandala schrie mit allen zusammen aus Leibeskräften: »Das Brautpaar, es lebe hoch! hoch! hoch!«
    Und die Matrosen auf dem kaiserlichen Staatsschiff entzündeten einen großen Böller, den sie eigens mitgebracht hatten, und schössen Salut und winkten und schrien Vivat, während Jim und Li Si sich bei den Händen nahmen und feierlich auf den beiden Inseln herumzogen.
    Das Fest ging den ganzen Tag fort. Nachmittags rief Fing Pong an, um dem Verlobungspaar zu gratulieren. Alle waren vergnügt und ausgelassen. Nur Lukas schien noch auf irgend etwas zu warten.
    Als es Abend geworden war und die Dunkelheit hereinbrach, wurden auf Lummerland und Neu-Lummerland Hunderte von Lampions aufgehängt. Und dann ging der Mond auf, und da das Meer an diesem Abend ganz still und glatt war, spiegelten sich all die bunten Lichter im Wasser. Ein unvergleichlicher Anblick, wie sich denken läßt.
    Frau Waas hatte sich für diesen Anlaß ganz besondere Mühe gegeben und nicht nur Vanilleeis und Erdbeereis, sondern auch Schokoladeneis gemacht. Und jeder mußte zugeben, daß es das beste Eis war, das er je gegessen hatte. Sogar der Kapitän, der doch weit auf der Welt herumgekommen war. Und das wollte schon etwas heißen.
    Jim war gerade ein wenig an den Strand gegangen, um von hier aus in aller Ruhe die Lichterpracht zu betrachten. Er stand ganz versunken in den märchenhaften Anblick, da fühlte er plötzlich eine Hand, die sich auf seine Schulter legte. Er drehte sich um. Es war Lukas, der ihm mit dem Finger winkte.
    »Komm mal mit, Jim«, raunte er geheimnisvoll.
    »Was is’« fragte Jim.
    »Du wolltest doch immer eine Lokomotive haben, alter Junge. Den passenden Anzug hast du ja schon«, antwortete Lukas schmunzelnd.
    Jims Herz begann zu klopften.
    »Eine Lokomotive?« fragte er, und seine Augen wurden größer und größer. »Eine richtige Lokomotive?« Lukas legte den Finger an die Lippen und zwinkerte Jim verheißungsvoll zu. Dann nahm er ihn an der Hand und führte ihn zu der kleinen Bahnstation, wo Emma stand und schnaufte.
    »Hörst du was?« fragte er.
    Jim lauschte. Er hörte nur das Schnaufen von Emma. Aber da - täuschte er sich nicht? Da war doch noch ein anderes, ganz leises kurzes Zischen zu hören? Und jetzt klang es wie ein leiser, hoher, kleiner Pfiff.
    Jim blickte Lukas mit großen, fragenden Augen an. Lukas nickte lächelnd, führte ihn zu Emmas Kohlentender und ließ ihn hineinblicken.
    Da saß eine ganz kleine Lokomotive und schaute Jim mit großen, dummen Babyaugen an. Sie schnaufte emsig vor sich hin und stieß winzigkleine Rauch Wölkchen aus. Es schien übrigens eine sehr gute kleine Babylokomotive zu
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