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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Titel: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
Autoren: Michael Ende
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Jim.
    »Ich mein’, im Verhältnis zu Mandala.«
    »O nein!« rief die Prinzessin. »Ich finde ein kleines Land viel hübscher als ein großes. Besonders wenn es eine Insel ist.«
    »Dann is’ ja alles in Ordnung«, meinte Jim zufrieden.
    »Man könnte ein paar schöne Tunnels bauen«, stellte Lukas fest. »Quer durch die Terrassen durch. Was meinst du, Jim? Es soll ja deine Insel werden.«
    »Tunnel?« sagte Jim nachdenklich. »Das war’ famos. Aber ich hab’ ja noch nicht einmal eine Lokomotive.«
    »Willst du denn immer noch Lokomotivführer werden?« fragte Lukas.
    »Freilich«, antwortete Jim ernsthaft. »Was denn sonst?«
    »Hm«, brummte Lukas und zwinkerte mit einem Auge. »Vielleicht habe ich schon was für dich in Aussicht.«
    »Eine Lokomotive?« rief Jim aufgeregt.
    Aber Lukas wollte noch nichts Näheres sagen, so sehr Jim auch bat und bettelte. »Wart ab, bis wir nach Lummerland kommen«, mehr war aus ihm nicht herauszubringen.
    »Hast du übrigens schon einen Namen für die neue Insel, Jim?« mischte sich schließlich der Kaiser ins Gespräch. »Wie wirst du sie taufen?«
    Jim überlegte eine Weile, dann schlug er vor: »Wie war’s mit Neu-Lummerland? «
    Damit waren alle einverstanden, und so blieb es gleich dabei.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    in dem Verlobung gefeiert wird und dieses Buch mit einer freudigen Überraschung endet

    Es war ein paar Tage später, an einem strahlenden Morgen, etwa um sieben Uhr, als Frau Waas aus der Tür ihres Kaufladens trat, den sie soeben geöffnet hatte. Herr Ärmel streckte den Kopf aus dem Fenster seines Hauses, um festzustellen, ob er heute seinen Schirm mitnehmen müßte oder nicht. Da sahen beide gleichzeitig das riesige, prunkvolle Schiff neben Lummerland im Meer liegen.
    »Was ist denn das für ein sonderbares Schiff?« fragte Frau Waas. »Das vom Postboten ist doch viel kleiner. Außerdem hat es auch kein Posthorn am Bug, sondern ein vergoldetes Einhorn. Was kann das bedeuten?«
    »Leider kann ich Ihnen keine Auskunft geben, meine Verehrteste«, antwortete Herr Ärmel. »Sehen Sie doch nur, es hat eine ganze Insel im Schlepptau! Oh, ich ahne Schreckliches! Das sind vielleicht Inselräuber, die es auf Lummerland abgesehen haben.«
    »Meinen Sie?« fragte Frau Waas unsicher. »Ja, was machen wir denn da?«
    Aber noch ehe Herr Ärmel antworten konnte, hörte man vom Schiff her einen Freudenschrei, und dann sprang Jim mit einem halsbrecherischen Satz über die Reling ans Land.
    »Frau Waas!« schrie er.
    »Jim!« rief Frau Waas.
    Und dann stürzten sie sich in die Arme und begrüßten sich. Und das dauerte begreiflicherweise eine ganze Weile. Inzwischen kamen auch Lukas und Li Si und der Kaiser an Land, und schließlich wurde sogar Emma vorsichtig vom Schiff heruntertransportiert und auf ihre alten Gleise gesetzt, auf denen in der Zwischenzeit Moos und Gras gewachsen war. Emma trug noch immer den großen goldenen Orden mit der blauen Schleife und stieß in einem fort kleine Freudenpfiffe aus.
    Als Herr Ärmel, der ganz fassungslos vor Staunen dastand, endlich begriffen hatte, wer da gekommen war, rannte er sofort zum Schloß zwischen den beiden Gipfeln hinauf und polterte aufgeregt gegen die Tür.
    »Aber ja doch, ich komme ja schon! Was ist denn?« hörte man König Alfons den Viertel-vor-Zwölften schlaftrunken und verwirrt im Innern brummen.
    »Majestät!« rief Herr Ärmel atemlos, »entschuldigen Sie gnädigst, aber es ist von höchster Wichtigkeit! Lukas der Lokomotivführer ist eben angekommen und Jim Knopf und ein kleines Mädchen und ein alter Herr, der sehr vornehm aussieht, und ein Schiff ist da mit einer Insel im Netz …«
    Aber weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick flog die Tür des Palastes auf, und der König stürzte heraus. Er hatte nur ein Nachthemd an und bemühte sich, im Laufen seinen Schlaf rock aus rotem Samt überzuziehen. Seine Krone hatte er sich in aller Eile schon auf den Kopf gestülpt.
    »Wo?« fragte er aufgeregt, denn er hatte seine Brille vergessen.
    »Einen Augenblick, Majestät!« flüsterte Herr Ärmel. »So können Sie doch die Leute nicht empfangen!« Und er half dem König ordentlich in den Schlafrock hinein. Dann rannten sie zusammen zum Schiff hinunter, und vor lauter Eile verlor der König einen schottisch karierten Pantoffel, so daß er humpelnd unten ankam.
    Nun, und dann gab es ein Begrüßen und Händeschütteln und Umarmen, das überhaupt kein Ende nehmen wollte. Lukas machte den Kaiser von Mandala
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