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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Titel: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
Autoren: Michael Ende
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helfen können. Aber so war sie es, die ihm gute Ratschläge gab und die Gescheitere war. Das war ihm natürlich nicht besonders angenehm.
    Als sie dann später beim Mittagessen saßen, erkundigte sich der Kaiser:
    »Sagt einmal, Jim und Li Si, wann soll denn eigentlich eure Verlobung gefeiert werden?«
    Die kleine Prinzessin wurde ein wenig rot und sagte mit ihrer Vogelstimme: »Das muß Jim bestimmen.«
    »Ja«, sagte Jim, »ich weiß auch nicht. Ich rieht’ mich ganz nach dir, Li Si.«
    Aber sie schlug die Augen nieder und schüttelte den Kopf.
    »Nein, du mußt es sagen.«
    »Also«, erklärte Jim nach kurzem Nachdenken, »dann feiern wir die Verlobung, wenn wir in Lummerland sind.«
    Damit waren alle einverstanden. Und der Kaiser meinte: »Die Hochzeit könnt ihr dann später feiern, wenn ihr groß genug seid.«
    »Ja«, sagte die kleine Prinzessin, »wenn Jim lesen und schreiben kann.«
    »Ich will aber nicht solche Sachen lernen!« rief Jim.
    »Doch, bitte, Jim!« bat Li Si. »Du mußt lesen, schreiben und rechnen lernen! Tu es für mich!«
    »Warum?« fragte Jim. »Du kannst es doch selbst, wozu soll ich es denn auch noch lernen?«
    Die kleine Prinzessin senkte ihr Köpfchen und sagte leise und stockend: »Jim, ich kann doch nicht - es ist nämlich - es geht doch nicht - also, ich möchte eben, daß mein Bräutigam nicht nur mutiger ist als ich, er soll auch viel klüger sein, damit ich ihn bewundern kann.«
    »So«, sagte Jim und machte ein verstocktes Gesicht.
    »Also ich finde«, brummte Lukas begütigend, »wir sollten uns darüber jetzt nicht streiten. Vielleicht will Jim selber eines Tages lesen und schreiben lernen, und dann wird er’s auch tun. Und wenn er nicht will, ist es auch gut. Wir sollten ihm das ruhig selbst überlassen, meine ich.«
    Danach wurde über diese Sache nicht weiter gesprochen, aber Jim mußte doch noch ab und zu an das denken, was die kleine Prinzessin zuletzt gesagt hatte.
    Es war am nächsten Tag kurz vor Zwölf Uhr mittags, und die vier saßen gerade beim Essen, als plötzlich der Matrose hoch oben im Mastkorb durch die hohle Hand herunterrief: »Laaaaaand in Sicht!«
    Alle sprangen auf und rannten nach vorne zum Bug, um Ausschau zu halten. Jim, der ein Stückchen in die Takelage hinaufgeklettert war, sah es als erster.
    »Eine Insel!« schrie er aufgeregt. »Da - eine ganz kleine Insel!«
    Und als sie näher kamen, sahen auch die anderen das kleine Eiland, das anmutig durch die Wellen dahintrieb.
    »He!« rief Lukas zum Kapitän hinauf, »was sagen Sie jetzt?«
    »Ich will mich von einem erkälteten Walroß platt walzen lassen!« antwortete der Kapitän. »Wenn ich’s nicht selber sähe, würde ich’s nicht glauben. Wie fangen wir das Ding denn ein?«
    »Habt Ihr vielleicht zufällig ein großes Fischernetz an Bord?« fragte Lukas.
    »Haben wir!« rief der Kapitän zurück. Er gab den Matrosen Befehl, die Netze auszulegen. Das geschah, während das Schiff in einem großen Kreis um das Eiland herumfuhr. Das letzte Ende ließen sie nicht ins Wasser, sondern machten es auf Deck fest. Und als sie schließlich an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt waren, holten sie auch den Anfang des Netzes wieder ein, und nun lag das schwimmende Eiland wie in einer großen Schlinge im Schlepptau des Segelschiffes. Die Matrosen zogen es nahe heran, damit man es genau betrachten konnte.
    Der Drache hatte wirklich ein Lob dafür verdient, daß er den Freunden gerade diese Insel angegeben hatte. Eine bessere gab es wohl auf der ganzen Welt nicht.
    Sie war zwar noch etwas kleiner als Lummerland, aber beinahe noch hübscher. Drei grüne Rasenterrassen, auf denen verschiedene Bäume standen, erhoben sich stufenweise. Unter den Bäumen waren übrigens drei durchsichtige, wie sie in Mandala wuchsen.
    Darüber freute sich die kleine Prinzessin besonders. Um die Insel herum lief ein flacher Sandstrand, der ganz famos zum Baden geeignet war. Und auf der obersten Terrasse entsprang ein kleiner Bach und rauschte in mehreren Wasserfällen bis ins Meer hernieder. Natürlich gab es auch eine Menge wunderschöner Blumen und bunter Vögel, die in den Zweigen der Bäume ihre Nester gebaut hatten.
    »Wie gefällt dir die Insel, Li Si?« fragte Jim.

    Und sie waren sich einig darüber, daß sie beide bald wieder eine große Fahrt ins Ungewisse unternehmen würden.
    »O Jim, sie ist einfach wundervoll!« sagte die kleine Prinzessin begeistert.
    »Is’ sie nicht vielleicht ein bißchen klein?« erkundigte sich
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