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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel
Autoren: Jason Dark
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Cambridge. In einer Landschaft, wo ich nicht tot über dem Zaun hängen möchte.«
    »Die aber ein Paradies für Insekten ist – oder?«
    »Ja. Aber woher weißt du das?«
    »Du hattest die Tür nicht richtig geschlossen. Da konnte ich nicht anders und mußte zuhören.«
    »Wenn das der liebe Gott wüßte«, sagte ich.
    »Wen meinst du damit? Sir James?«
    »So ähnlich«, erwiderte ich, zog meine Jacke an und verließ winkend das Vorzimmer.
    Suko folgte mir. Ich hörte noch, wie er zu Glenda sagte: »Manchmal kann man ihn nicht bremsen…«
    ***
    Damals
    Susan Wade kicherte, als sie ihren Arm anhob und nach dem Deckel des Einmachglases faßte. Auf dem Boden des Glases krabbelten die Käfer über träge daliegende Würmer hinweg, denen es nichts ausmachte, von den dünnen Beinen berührt zu werden.
    Susan lächelte, als ihre Hand in das Glas hineinglitt. Sie saß auf dem Schreibtischstuhl, das Glas stand auf der Platte, und sie bewegte ihren Kopf zur Seite, um besser hineinschauen zu können, denn sie hatte sich bereits einen bestimmten Käfer ausgesucht.
    Es war eine dunkle, simple Küchenschabe, die sie zwischen Zeigefinger und Daumen klemmte, ohne das Tier zu verletzen, das allerdings, als es angehoben wurde, mit den Beinen um sich schlug. Da sie so dünn waren, sahen sie aus wie Fäden, die ihren Weg durch die Luft fanden.
    Darum kümmerte sich die Vierzehnjährige nicht, deren dunkles Haar flach wie eine Mütze auf dem Kopf lag und in der Mitte gescheitelt war.
    Der Mund verzog sich zu einem Lächeln, die Augen glänzten in einer gewissen Vorfreude, dann lehnte sie sich auf dem Stuhl zurück und hob den Arm so weit an, daß ihre Hand mit dem krabbelnden Käfer zwischen den Fingern über dem Gesicht schwebte.
    »Schön siehst du aus«, flüsterte sie. »Wirklich schön. Du bist ein kleiner Kraftbolzen und steckst voller Energie. Das ist genau das, was ich will, mein Kleiner.« Sie sprach zu dem Käfer wie zu einem Menschen, bevor sie die Hand senkte, aber das Tier nicht wieder zurück in das offene Glas legte, sondern es auf ihren weit aufgerissenen Mund zuführte.
    Noch zappelte die Küchenschabe mit ihren kleinen, dünnen Beinen. Im nächsten Moment lag sie auf der Zunge des Mädchens, das sofort seinen Mund schloß.
    Susan Wade biß zu.
    Einmal, zweimal.
    Dabei lauschte sie dem Knacken, als die Zähne den Panzer zerknackten. Sofort hatte sie den bitteren Geschmack auf der Zunge, was ihr nichts ausmachte. Sie hielt die Augen geschlossen, und sie genoß es auch, die letzten Reste der Küchenschabe zu zerkauen, um sie dann zu schlucken.
    Durch ihren geschlossenen Mund drang ein zufriedenes Stöhnen. Es tat immer wieder gut, sich auf diese Weise Nahrung zu besorgen, auch wenn die übrigen Bewohner des Ortes immer mehr von ihr Abstand nahmen und eigentlich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollten. Aber das war ihr egal. Sie führte ein Leben, wie sie es für richtig hielt, und sie ließ sich von niemandem reinreden, auch nicht von ihren Großeltern, bei denen sie wohnte.
    Susan atmete auf und öffnete die Augen. Sofort schaute sie auf das offene Glas. Einige Käfer versuchten, an der glatten Innenwand in die Höhe zu klettern, um zu entfliehen. Das wollte Susan nicht zulassen. Sie drückte die Tiere wieder zurück, nahm die Hand aber nicht aus dem Glas, denn sie brauchte noch einen Nachtisch. Sie hatte sich für einen der Würmer entschieden, die sich auf dem Boden zu einem Knäuel zusammengefunden hatten.
    Susans Finger waren geschickt, als sie ihren Wurm herausholte. Es war einer der größeren, sie holte ihn ebenso hervor wie zuvor den Käfer. Er klemmte zwischen zwei Fingern, bewegte sich dabei, ohne eine Chance zu haben, seinem Schicksal zu entgehen.
    Susan hatte bereits den Mund geöffnet und die Zunge ausgestreckt.
    Zielsicher ließ sie den Wurm fallen und zerkaute ihn.
    Der Wurm schmeckte ihr, und sie war zufrieden.
    Nun fuhr sie mit dem Stuhl zurück. Im Zimmer mit den schrägen Wänden und den beiden Dachfenstern blickte sie sich um und lächelte dabei.
    Es war ihre Wohnung, ihr Reich, in das sie nur wenige Menschen hereinließ. Selbst die Großeltern betraten das Zimmer nur sehr selten; beide hatten für das Hobby ihrer Enkelin nichts übrig.
    Daß sie eine Freundin der Insekten war, konnte man sofort beim Betreten des Zimmers sehen. An den Wänden hingen mehrere Poster, auf denen die heimischen Insekten abgebildet waren.
    Tote und präparierte Insekten hatte sie nicht gesammelt. Lebende Tiere waren ihr
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