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Jetzt Plus Minus

Jetzt Plus Minus

Titel: Jetzt Plus Minus
Autoren: Robert Silverberg
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dringend verlangt und muß sofort zum interkontinentalen Datenanschluß in den Computerraum kommen. Direktgespräch. Ja?«
    »Wir können den Anschluß direkt an Ihren Tisch in der ›Astralkugel‹ legen«, erwiderte Concierge.
    Ich schüttelte entschieden den Kopf.
    »Tut, was ich sage. Bitte.« Ich preßte den Daumen auf die Trinkgeldplatte von Concierge und übermittelte fünf Pfund Sterling. Concierge lächelte.
    Sieben Minuten nach sechs Uhr huscht ein Roboter in die ›Astralkugel‹ und eilt auf den Tisch zu, wo ich mit Selene sitze.
    »Interkontinentaler Datenanschluß, Mr. Kevorkian«, sagt der Roboter. »Dringend. Computerraum.« Ich wende mich Selene zu. »Verzeih mir, Liebste. Untröstlich, aber ich muß gehen. Dringende Geschäfte. Nur ein paar Minuten.«
    Sie greift zärtlich nach meinem Arm.
    »Liebling, nein! Laß den Anruf warten. Wir feiern Jubiläum. Wir kennen uns seit achtundvierzig Stunden!«
    Ich mache mich sanft frei, strecke den Arm aus, zeige die juwelengeschmückte Uhr.
    »Noch nicht, noch nicht! Wir haben uns am Mittwoch erst um halb sieben kennengelernt. Ich bin rechtzeitig zurück, und dann feiern wir.« Ich küsse die Spitze der herrlichsten Nase. »Keine Fremden anlächeln, während ich fort bin«, sage ich und eile mit dem Roboter hinaus.
    Ich gehe nicht zum Computerraum. Ich kaufe mir schnell eine Herald Tribune vom Freitag und sperre mich in der Toilette in einer Kabine ein. Die Verbindung mit Jetzt minus n vom Mittwoch, der noch nicht ahnt, was ihm an diesem glorreichen Abend begegnen wird, erfolgt plangemäß. Ich lese die Aktennotierungen für zwanzig Werte ab, komme zum Ende und blicke auf die Uhr. Jetzt minus n schließt derzeit die Verkäufe von sieben Werten und den Kauf von einem Wert ab. In der Zwischenzeit versuche ich Verbindung mit Jetzt plus n vor mir am Sonntag abend aufzunehmen. Keine Antwort. Nichts.
    Schließlich verliere ich auch den Kontakt mit Jetzt minus n. Wie erwartet; denn das ist der Augenblick, in dem mein Ich vom Mittwoch zum erstenmal in Selenes Psi-Unterdrückungsfeld geraten ist. Ich warte geduldig. Nach einer Weile geht Selene minus n sich die Nase pudern. Der Kontakt stellt sich wieder her.
    Jetzt minus n sagt zu mir: »Also. Was weißt du, das ich wissen müßte?«
    »Wir haben uns verliebt«, sage ich.
    Der Rest des Gesprächs wie gehabt. Was gewesen ist, muß sein. Ich überlege mir, ob ich das Bruchstück erwähnen soll, das ich von Jetzt plus n über die angeblichen Kräfte von Selenes Amulett gehört habe. Soll ich es schnell erwähnen, bevor die Verbindung unterbrochen ist? Unmöglich. Es ist nicht zu mir gesagt worden. Das Gespräch setzt sich fort bis zu dem Augenblick, in dem ich sagen kann: »Ich glaube, ich weiß, wie sie es macht. Da ist ein –«
    Eine Mauer des Schweigens senkt sich herab. Selene minus n ist an den Tisch von Jetzt minus n zurückgekehrt. Deshalb wird mein Ich von Jetzt zum Tisch von Selene jetzt zurückkehren. Ich eile zurück in die ›Astralkugel‹. Selene sitzt mit düsterer Miene allein und trinkt aus ihrem Glas. Als ich näherkomme, hellt sich ihr Gesicht auf.
    »Siehst du?« rufe ich. »Gerade noch rechtzeitig zurück. Alles Gute zum Jubiläum, Liebling. Alles, alles, alles Gute!«
    Als wir am Samstag morgen erwachten, beschlossen wir, in Zukunft nur ein Zimmer zu bewohnen. Selene duschte sich, während ich hinunterging, um den Umzug zu arrangieren. Ich hätte alles am Telefon erledigen können, ohne auch nur aufzustehen, aber ich ging lieber persönlich zum Empfang und ließ Selene allein. Man kann sich denken, warum.
    In der Halle empfing ich eine Mitteilung von Jetzt plus n vom Montag, dem 12. Oktober.
    »Es ist eindeutig das Amulett«, sagte er. »Ich kann dir nicht sagen, wie das funktioniert, aber es ist eine Art mechanisches Psi-Unterdrückungsgerät. Weiß der Himmel, warum sie es trägt, aber alles wäre in Ordnung, wenn ich nur dafür sorgen könnte, daß sie es verliert. Es liegt am Amulett. Gib das weiter.«
    Das erinnerte mich an den kurzzeitigen Kontakt am Donnerstag vor dem Schnüffler-Palast. Ich begriff, daß ich eine Nachricht zu senden, eine Verabredung mit ihm einzuhalten hatte, der Jetzt minus n geworden war.
    Am späten Samstag nachmittag stellte ich nur vorübergehend wieder eine Verbindung mit Jetzt minus n her. Wieder verfiel ich auf einen Trick, um den notwendigen Ablauf des Schicksals zu garantieren. Selene und ich standen im Flur und warteten auf einen Fallschacht. Mit uns warteten
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