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Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42
Autoren: Rüdiger Paul
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hatten sie auch diesen Titel im
gestrigen Repertoire.
     
     
    „Road trippin “
    Red Hot Chilli Peppers
     
     
    Als ich nach einem ausgiebigen Erholungsschlaf
wach werde, ist der Abend schon fortgeschritten. Im Dunkeln verlasse ich das
Haus in Richtung einer Hochhausburg, um dort etwas Essbares zu finden.
Fehlanzeige. Das Wohngebiet befindet sich etwas südlicher auf dem vorhin, über
die Endlostreppe, erklommenen Hang. Auch hier geht es nur noch beständig
bergauf. Ein Haus gleicht dem anderen, von Gastronomie keine Spur. Als einziger
Lichtblick in dieser nächtlichen Häuserbergwelt erweist sich eine kleine
Sportbar. Was soll’s, dann setze ich mich halt dem ungetrübten
Fußballbegeisterungslärm aus. Der Magen hat sich entschieden, bis hierher und
nicht weiter. Im Raum dröhnen die Fernsehlautsprecher noch wesentlich lauter
als er auf der Straße zu vernehmen ist. Cirka fünfzehn männliche Basken schauen in Richtung TV.
    Sie kommentieren begeistert und
dementsprechend lautstark das gezeigte Spiel. Es laufen einige torlose Angriffe
über das flimmernde Spielfeld. In dieser etwas lauen Phase des Spiels kann ich
dem Wirt endlich vermitteln, dass ich etwas bestellen möchte.
    Im abendlichen Angebot sind Oliven und
Tortilla. Die Tortilla ist neben Paella spanisches Nationalgericht. Es handelt
sich hierbei um ein Kartoffelomelett , ähnlich dem
Bauernfrühstück. Nur etwas nüchterner und zu dieser späten Stunde im kalten
Zustand. Das abendliche Menü erinnert mich ein wenig an die nach der Disco
stattfindenden nächtlichen Kühlschrankinspektionen meiner Jugendzeit. Als ein
bestelltes Bier über den Tresen gereicht wird, umspült mich etwas das Flair der
Berliner „Grünen Woche“. Im Glas befindet sich nur ein kleiner Schwapp. Nach
genauerem Studium der anderen Gäste erfasse ich, dass hier fast alle so das
Bier genießen. Jeweils wird das Glas nur kurz unter den Zapfhahn gehalten und
so serviert. Eine mögliche Erklärung erfahre ich an späterer Stelle noch.
Gleichzeitig werden die Oliven aus einer Art großem Bowleglas in eine mittelgroße Suppenschüssel geschaufelt und mir vorgesetzt. Das ganze
langt bestimmt für vier ausgewachsene Olivenesser. Dafür fällt die Tortilla
zwei Nummern kleiner aus. So beruhigt sich allmählich der Magen und den Rest
meines Körpers zieht es nur noch hangabwärts, ins Bett. Also dann, Almabtrieb
und hinein in den Schlafturm. Ein letzter Blick aus dem Fenster und ein Foto
der nächtlich erleuchteten Großstadt unter mir, beenden diesen erlebnisreichen
Tag.
     
    Buenas Noche Juan, Miguel und Señor Delgado

Donnerstag, 20.04.2006
    Bilbao   -   Getxo   -   Portugalete   -   La
Arena   -   Onton
     
    Mit dem Berufsverkehr, welcher auf der Stadtautobahn
vor meinem Fenster vorbeirauscht, beginnt paradoxerweise der erste Tag als
Pilger. Ab diesem Zeitpunkt werde ich mich voll und ganz auf meine Beine
verlassen und jeglicher anderer Fortbewegungsmittel entsagen. Versprochen.
Halt, einmal noch. Ich benutze den Fahrstuhl, dieser befördert mich unbeschwert
in das Erdgeschoss. Junge Leute, vorwiegend Studenten, bringen eine muntere
Lebendigkeit in den sonnigen Frühstücksraum. Bevor ich nun die ersten ersehnten
Pilgerschritte gehe, wird die Jakobsmuschel fest an den Rucksack geknüpft.
     
    Also Pauline von Schraplau ,
Paul geht jetzt los.
     
    Parallel zu dicht befahrenen Straßen und
vorbei an endlosen Reihen parkender Autos bahne ich mir den Weg durch reine
Wohnsiedlungen, wie sie am Rande von Industriestädten üblich sind. Schmucklose
Wohnblocks, graue Strassen , dazwischen verschiedene
Häuser, die schon standen bevor die Betonmischer anrückten. In einem kleinen
Geschäft kaufe ich mir Aqua, also pures Wasser und etwas Wegzehrung. Zwei
Kundinnen möchten wissen, wohin ich um diese frühe Stunde mit einem so großen
Sack gehe. Als ich ihnen sage das Santiago mein Ziel ist, schauen sie sich nur
an und die jüngere von beiden macht mit der Hand eine Bewegung als ob sie sich
gerade die Finger verbrannt hat.
    Neben einer Schule spielen vier Jungen auf
einer eigens dafür angelegten Anlage Pelota. Uber der Prallwand des Frontón steht die Jahreszahl 1900. Es ist interessant, die
Spielzüge in diesem taktischen Ballsport zu verfolgen. Badminton lässt im
entferntesten Sinne grüßen. Später erfahre ich, dass Pelota im Baskenland die
Sportart Nummer eins ist.
    Allmählich weichen die Wohnhäuser alten
Hafenanlagen, welche um die Jahrhundertwende in voller Blüte
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