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Jessica

Jessica

Titel: Jessica
Autoren: Linda Lael Miller
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sie, »hör auf, dich so zu benehmen.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, in dem Mann und Frau stumm etwas in einer Sprache austauschten, die nur sie beide kannten. Obwohl Gage beide furchtbar gerne hatte, spürte er kurz einen scharfen Stich von Eifersucht bei ihrem Anblick. Einmal hatte er gedacht - Narr, der er war -, dass er dasselbe bei Liza gefunden hätte. Er hatte ihr vollkommen vertraut, ihr jedes Geheimnis anvertraut, jeden seiner Träume, und dann hatte sie ihn verraten. Sich auf die Seite von Luke und seinem Großvater gestellt. Es war zweifellos ein großartiger Witz für Liz a gewesen, von Anfang an nur ein Witz, aber Gage trug Narben davon und scheute fortan das Risiko. Liebe war für ihn eine gefährliche Sache.
    Doch Jacob und Junebug waren seit über vierzig J ahren verheiratet, und in dieser Zeit hatten sie Zwillinge großgezogen und verloren und unzählige andere Schwierigkeiten gemeinsam gemeistert. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Jacob einen Herzanfall erlitten, der ihn fast umgebracht hätte, aber auch das hatten sie geschafft, und jetzt war der alte Mann so gesund wie die Maultiere, die die Postkutsche zogen. Gage kam es so vor, als hätte jedes Unglück sie nur noch mehr aneinander gebunden, bis ihre Seelen eins waren und unzertrennlich.
    Gage wünschte sich das, was die McCaffreys hatten, und fürchtete, dass er das selber nie finden würde. Vielleicht war Liza die einzige Frau gewesen, die er zu lieben gewagt hatte, aber tief innerlich wünschte er sich Feuer und Leidenschaft. Er wünschte sich Liebe.
    Gage war sich klar darüber, dass - was immer er auch erreichen mochte — etwas in seinem Leben fehlen würde, wenn er nicht die richtige Frau fand. Allerdings hätte es ihm sehr geholfen, wenn er gewusst hätte, wo er suchen sollte.
    »Setzt euch und esst«, befahl Junebug und unterbrach seine Gedanken, während sie sich die Schürze aufband. »Und wo ist Toby hin, wo ich doch gerade das Essen aufgetragen habe? Dieser Junge hat nicht mehr Ruhe im Leib als ein junges Kätzchen.«
    Toby, der fünfzehnjährige Pflegesohn der McCaffreys, war so in Emma, die Tochter von Trey und Rachel Hargreaves, verliebt, dass er die meiste Zeit bei ihnen gegenüber verbrachte und laut Jacob »blumige Blicke« wechselte. Trey und seine hübsche Frau schienen nichts dagegen zu haben - sie hatten ohnehin immer das Haus voll, weil sie selber drei Kinder hatten, und die Wainwright-Kinder kamen, sobald sie in der Stadt waren.
    »Toby wird schon kommen«, beschwichtigte Jacob. Er und Junebug nahmen ihre Plätze am Tisch ein, und Gage tat es ihnen nach.
    Und wirklich platzte Toby herein, als Jacob den Segen sprach, so taktvoll wie ein Schneesturm im Juli. Der Junge wusch sich rasch und setzte sich dann dazu, als das Amen gesagt wurde.
    »Wie geht es denn Trey und Rachel?«, fragte Jacob mit einem Lächeln in der Stimme, aber mit ernstem Gesicht. »Und Miss Emma natürlich?«
    Toby, ein gut aussehender junger Bursche mit blondem Haar und dem selbstbewussten Auftreten, das Mädchen anscheinend immer gefiel, errötete leicht und nahm sich einen Keks von der Platte, die Jacob ihm reichte. »Es geht ihnen gut«, antwortete er, zögerte kurz und nahm sich einen zweiten Keks, ehe er den Rest an Gage weiterreichte. »Sie haben mi c h zum Essen eingeladen, aber ich habe gesagt, dass ich um nichts in der Welt eines von Miss Junebugs Essen verpassen will.«
    Gage unterdrückte ein Lächeln. Der Junge war offensichtlich ein Charmeur.
    »Hatte Emma das hübsche neue Kleid an, das ihre Mutter und ich ihr letzten Samstag gemacht haben?«, fragte Junebug. Ihre Augen sahen den Jungen voller Wärme an, der sich ein wenig wand, als er merkte, dass sie ihn neckte.
    »Ja, Ma’am«, erwiderte er und schaffte ein gewinnendes Lächeln. »Sie sah sehr gut aus.«
    »Nun, natürlich«, erwiderte Junebug. »Und von dir, junger Toby, erwarte ich, dass du pünktlich zum Essen erscheinst. Es sind keine guten Manieren, andere warten zu lassen.«
    Nicht, dachte Gage bei sich, dass sie wirklich gewartet hätten.
    Toby ließ den Kopf hängen. Sein Vater hatte ihn als Kind im Wald ausgesetzt, wo er alleine gelebt hatte, bis die damalige Lehrerin des Ortes, Rachel Hargreaves, ihn gefunden hatte. Seitdem lebte er bei den McCaffreys. Sein Vater Mike, ein übler Schuft, hatte einmal versucht, Toby zurückzubekommen, aber nicht aus plötzlicher Vater li ebe. Mike Houghton hatte jemanden haben wollen, der für ihn die Pferde versorgte, während er
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