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Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Titel: Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft
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Sporthallen erinnerte, denn es hing ein Duft von Sandelholz und Zeder in der Luft.
    Ein halbes Dutzend Frauen in lässiger Sportkleidung stand im Halbkreis um Deborah Ann Walker herum, die gerade etwas erklärte. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass Blair und ich mitten in eine Demonstration von Selbstverteidigung geraten waren. Die Anwältin zeigte ihren Teilnehmerinnen gerade, wie sie sich gegen einen Angriff von vorn verteidigen konnten: mit einem beherzten Griff in die Nasenlöcher oder mit einem Fußwurf, wenn sie einen der Beine des Angreifers von innen wegdrückten, um ihn dann zu Boden zu werfen. Die Frauen beeilten sich, diese Verteidigungstechniken aneinander zu üben.
    »Bitte nur andeuten, nicht dass jemand hier zu Schaden kommt!«, rief die Anwältin ihnen zu, bevor sie zu Blair und mir herüberkam. Zum ersten Mal fiel mir auf, wie durchtrainiert sie war. Kein Gramm Fett am Leib, diese Frau bestand nur aus Muskeln und Sehnen.
    »Möchte das FBI einen Kurs bei mir buchen?« Ihre Bemerkung klang scherzhaft, doch ich hörte einen harten Unterton heraus.
    »Wir suchen Hank Hamilton«, schaffte ich gleich klare Verhältnisse.
    »Er hat die Auflage, sich bei seinen Eltern aufzuhalten«, erwiderte die Anwältin. »Versuchen Sie es im Trailerpark.«
    »Wir kommen gerade von dort. Er ist verschwunden, seit Sie ihn unserem Gewahrsam entzogen haben.«
    »Agent Cotton, höre ich da einen leisen Tadel heraus?« Ihre Augenbrauen zuckten nach oben.
    »Miss Walker, wir spielen hier keine Spielchen. Hank ist verschwunden, eine wichtige Zeugin wurde ermordet, er steht unter Verdacht, seine Eltern wissen nicht, wo er ist. Also – wie steht es mit Ihnen?«
    Sie sah mich mit diesem undurchdringlichen Blick an, den ich noch nie hatte deuten können.
    »Bei mir ist er nicht. Ich habe meine Pflicht als seine Anwältin getan. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe zu tun.« Sie drehte sich abrupt um und ging zu ihren Schützlingen zurück.
    Blair drehte sich zu mir um. Seine Augen sprühten vor Zorn. »Diese Lady ist ein eiskaltes Biest. Würde mich nicht wundern, wenn sie ihren Klienten versteckt hält und alles dafür tut, dass wir ihn nicht finden!«
    ***
    »Bleibt die Frage, warum Hank Hamilton Marjorie Rosenberg umgebracht hat. Er konnte nicht mit Sicherheit wissen, dass sie unsere Zeugin war.« Ich trommelte nervös mit den Fingern auf dem Lenkrad.
    Blair hatte seine langen Beine mit Mühe und Not im Jaguar verstaut und machte eine finstere Miene. »Er hat sie vielleicht doch auf der Treppe stehen sehen an dem Abend. Jetzt ist er nicht nur der Gegenüberstellung entgangen, sondern hat die Zeugin erledigt und sich davongemacht.«
    So schwer es mir auch fiel, langsam schien Blairs These zu den Morden, insbesondere sein Verdacht gegen den jungen Hamilton, sich zu erhärten. Mir bereitete aber noch etwas anderes Kopfschmerzen.
    »Was ist das für eine komische Geschichte, die Hamilton uns erzählt hat? Er sagte, Deborah Ann Walker habe ihm Hoffnung gemacht, dass der Prozess gegen Hines neu aufgerollt werden könne. Das kommt mir ziemlich dünn vor. So etwas stand doch bei der Beweislage nie zur Debatte. Was hatte sie damals vor, und warum hat sie sich in der Sache so reingehängt?«
    Blair rieb sich die Stirn. Er schien zu überlegen.
    »Die anderen zehn Familien sind sauber. Wir haben die Alibis akribisch überprüft. Einige wollen mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben, andere sind umgezogen, haben sich ein neues Leben aufgebaut. Nach unseren bisherigen Erkenntnissen kommen nur noch die Hamiltons oder die Clines in Frage. Oder es gibt keinerlei Zusammenhang mit den früheren Morden, und jemand will Hines eins auswischen. Was, zugegebenermaßen, etwas unglaubwürdig scheint.«
    ***
    Clarice kam langsam zu sich. Ihr Gehirn schien die Konsistenz von Wackelpudding angenommen zu haben. Sie drehte sich in ihrem Bett vorsichtig um. Zerknüllte Kissen, eine Decke lag über ihren Beinen, eine zweite war vom Bett gerutscht, sie konnte sie als dunklen Schemen auf dem Boden erkennen.
    Die junge Frau hob ihren Arm und schnupperte. Sie roch nicht gut. Ungewaschen. So, als habe sie Fieber und zu lange im Bett gelegen.
    »Baby?«, rief sie in das Dunkel hinein, an das ihre Augen sich langsam gewöhnten. Niemand antwortete. Clarice hob die Hände an ihre pochenden Schläfen. Verdammt, was war los mit ihr? Das war doch kein normaler Kater. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht,
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