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Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Titel: Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft
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»Das ist sie. Clarice. Die Person daneben ist schwer zu erkennen. Aber es könnte eine Frau sein.« Jemand, etwas größer als Clarice, sehr schlank, mit einer dunklen Baseballkappe, den Kopf gesenkt, stand direkt neben ihr. »Das Zimmer hat Clarice gebucht und bezahlt. Das Personal wurde befragt, aber niemand konnte sich an sie und ihre Begleitung erinnern. Man hat den Leuten auch Fotos von Hank Hamilton gezeigt. Niemand hat ihn erkannt.«
    Phil hatte sich unsere Ausführungen mit unbewegtem Gesicht angehört. Dann gab auch er seinen Kommentar dazu.
    »Naomi hat niemals an der Columbia ein Studium begonnen. Ihr Name taucht in keinen Unterlagen auf. Stattdessen bin ich bei der routinemäßigen Überprüfung der Namen aller neuen Studenten des fraglichen Jahres auf eine andere Person gestoßen. Diese hier.«
    Er hob die Kopie eines Jahrbuchs mit einem Foto hoch. Ein schmales, kantiges Gesicht, kurze, dunkelbraune Haare. Es war Deborah Ann Walker.
    »Kann Zufall sein. Aber irgendetwas sagt mir, dass zwischen ihr und Naomi Cline eine Verbindung besteht.«
    Das Klingeln meines Telefons schrillte in die Stille nach Phils Ausführungen. Es war die Gefängnisdirektion von Rikers Island.
    »Agent Cotton, wir haben eine Aussage von Fernandez. Er hat zugegeben, die Nachrichten in Hines’ Zelle gelegt zu haben. Die Person, die ihn darum gebeten hat, war seine Anwältin. Es war ein Deal. Er hinterlegt die Briefe, sie sorgt dafür, dass er schnellstmöglich verlegt wird. Fernandez hatte dabei keine Ahnung, welche Brisanz diese Nachrichten hatten.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte ich dumpf. »Seine Anwältin ist Deborah Ann Walker.«
    Der Bestätigung hätte es nicht mehr bedurft. Wir waren ins Zentrum dieses tödlichen Plans vorgedrungen. Aber was bewog die Anwältin, ein solches Spiel zu spielen? Für wen tat sie das? Ich betrachtete die Fotos von Naomi Cline und Deborah Ann Walker. So, wie sie direkt nebeneinanderlagen, erkannte ich etwas. Es waren die Augen, vielmehr der Blick.
    »Naomi Cline ist nicht ins Ausland gegangen. Sie hat das getan, was sie vorhatte. Sie kam nach New York und hat hier studiert. Aber nicht mehr Wirtschaftswissenschaften, sondern Jura. Nicht unter ihrem früheren Namen. In New York wurde aus dem pummeligen, blond bezopften Teenager mit Brille, der braven Pflegetochter, eine andere Person. Sie trainierte ihren Körper, veränderte ihr Aussehen und ihr Auftreten. Aus der zurückhaltenden Naomi Cline wurde die Anwältin Deborah Ann Walker. Sie verwandelte sich auch in einer anderen Hinsicht. Aus einem Opfer wurde eine Täterin.«
    »Deborah Ann Walker ist unsere Mörderin?«, stießen Phil und Blair fast unisono hervor.
    »Da bin ich mir fast sicher. Sie ist die Schlüsselperson, die Verbindung zwischen Hamilton, Clarice, Fernandez. Sie könnte die Person gewesen sein, die Marjorie Rosenberg vor Dr. Gillmores Tür gesehen und für einen jungen Mann gehalten hat. Diejenige, die mit Clarice in Atlantic City war. Sie hat Fernandez beauftragt, Hines die Botschaften zuzustecken. Und sie hatte ein Motiv, das beste von allen: Sie hat durch Hines direkt und indirekt ihre ganze Familie verloren.«
    »Sie hat unseren Verdacht gegen Hank Hamilton benutzt, um von sich abzulenken. Vermutlich war sie es auch, die ihm riet unterzutauchen«, fügte Blair hinzu.
    ***
    Deborah Ann Walker steckte das Mobiltelefon in ihre Jackentasche zurück. Nun war es an der Zeit, die Dinge zu Ende zu bringen. Sie betrachtete die wehrlose und halb betäubte Clarice. Die erste der drei Hines-Frauen, die heute sterben würden. Eigentlich war es anders geplant gewesen, aber nun hatten sich die Dinge überstürzt. Marge und Betty wurden vom FBI überwacht, sie konnte sich den Luxus, ihre Rache hinauszuzögern und langsam zu genießen, nicht mehr leisten.
    Mit leisem Knistern blies sie die Plastiktüte auf. Sie klebte ein wenig an den Latexhandschuhen. Langsam ging Deborah Ann auf Clarice zu. Versuchte, Züge ihres Vaters, des Killers, in ihrem Gesicht zu entdecken. Vergeblich. Clarice sah aus wie immer, sie ähnelte stark ihrer Mutter. Deborahs Finger zitterten leicht, als sie an Marge dachte. Die so erfreut darüber gewesen war, dass Clarice sich mit Deborah Ann angefreundet hatte. Auch wenn Marge nicht hatte ahnen können, wie intensiv diese Freundschaft kürzlich geworden war.
    Deborah Ann hob mit einer Hand Clarice’ Kopf vom Kissen und schob die Plastiktüte darüber. Schon wenige Atemzüge genügten, und das durchsichtige Material
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