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Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen

Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen

Titel: Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen
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der nächsten Zeit weg musste, und begannen dann der Einfachheit halber bei den Mieterinnen im Erdgeschoss mit der Befragung. Da wir etwa fünfzehn Frauen zu befragen hatten, machten wir die Interviews getrennt – Phil auf der linken Seite des Treppenhauses, ich auf der rechten.
    Die erste Dame, die ich befragte, war Miss Anne McInger, eine hübsche, rothaarige Mittzwanzigerin, die Sekretärin in einer angesehenen Arztpraxis war.
    »Was für ein Mensch war Mister Baxter?«, fragte ich sie, nachdem ich grundlegende Daten wie Personalien aufgenommen hatte.
    »Er war sehr nett und freundlich. Er hat mir mal geholfen, den Ablauf im Bad zu reparieren, als er verstopft war. Auf Handwerker muss man ja immer so lange warten«, sagte sie, wobei ich ihre emotionale Tonlage nicht ganz einordnen konnte. Es schien mir, als schwankte sie zwischen Freude und Wut, versuchte jedoch, dies zu verbergen.
    »Dann muss sein Tod Sie schwer getroffen haben«, stellte ich in den Raum, um ihre Reaktion zu testen.
    »Ja, ich war sehr betrübt, als ich davon erfuhr«, antwortete sie schnell, mit gesenktem Kopf. »Es ging uns allen hier so. Er war wirklich nett.«
    Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie versuchte, mich von dem zu überzeugen, was sie sagte, ohne dahinterzustehen. Daher stellte ich ihr noch einige weitere Fragen zu Mr Baxter, die sie auch alle beantwortete, ohne aber meine Zweifel zerstreuen zu können.
    Nachdem ich das Gespräch mit ihr beendet hatte, ging ich zu Miss Cecilia Delany, einer jungen Schauspielerin, die noch schöner war als die Frauen, die ich in diesem Haus bereits getroffen hatte.
    Während des Gesprächs mit ihr hatte ich keine Zweifel mehr – sie hatte Mr Baxter gehasst. Aber sosehr ich auch fragte und bohrte, sie erzählte mir nur, dass er ein netter Kerl gewesen sein und sehr hilfsbereit.
    »Hatte er Feinde?«, fragte ich sie, doch sie schüttelte ihren schönen Kopf und machte eine traurige Miene, während ihre Augen vor Hass leuchteten.
    »Nein, Mister Baxter doch nicht. Warum hätte er Feinde haben sollen? Er war zu allen nett. Immer, wenn er mich sah, fragte er, ob er mir helfen könne – Einkaufstaschen in die Wohnung tragen, den Wasserhahn reparieren oder was auch immer gerade anfiel. Er war sehr zuvorkommend, zu allen.«
    »Soweit ich feststellen konnte, wohnen hier nur junge Frauen. Können Sie sich vorstellen, warum das so ist?«, fragte ich weiter.
    »Ich sagte doch schon, er war sehr hilfsbereit«, fuhr sie mich an. »Er wusste, dass es gerade für junge Frauen schwierig ist, gut bezahlte Jobs zu finden, um sich die Mieten in New York leisten zu können, deshalb hat dieser gutherzige Mensch uns bevorzugt. Hören Sie auf, immer wieder dieselben Fragen zu stellen!«
    Offensichtlich hatte ich einen wunden Punkt getroffen.
    »Wie verstehen Sie sich denn mit den anderen Mieterinnen?«, erkundigte ich mich.
    Sie schaute mich wachsam an, entgegnete aber scheinbar gelassen: »Wie man sich in einem Mietshaus in New York eben so kennt. Man sieht und grüßt sich, aber den Namen kenne ich nur von wenigen.«
    Ich nickte verständnisvoll. »Und woher kommen Sie? Sie hören sich nicht an wie eine gebürtige New Yorkerin. Südstaaten?«
    »Ja, ich bin aus Texas, aber was hat das mit der Sache zu tun?«
    Ich gab ihr eine ausweichende Antwort, stellte noch ein paar Fragen, erreichte aber nicht, dass sie mir etwas erzählte, was für unsere Ermittlung relevant war.
    Nach dieser Kratzbürste waren die folgenden Gespräche beinahe eine Wohltat, auch wenn sie nicht viel Neues brachten.
    ***
    Gegen drei Uhr nachmittags waren wir mit allen Befragungen durch. Wir suchten uns ein nettes, ruhiges Restaurant in der Nähe, um bei einem verspäteten Mittagessen unsere Ergebnisse zu besprechen.
    »Wenn du mich fragst: Die lügen, dass sich die Balken biegen, und zwar allesamt«, platzte Phil heraus, nachdem wir an einen Tisch geführt worden waren und die Kellnerin sich wieder entfernt hatte.
    Dem konnte ich nicht widersprechen. Zwar war es nicht bei allen der Frauen, mit denen ich gesprochen hatte, so offensichtlich gewesen wie bei Miss Kratzbürste. Manche wirkten beinahe überzeugend, andere waren offensichtlich nervös gewesen, aber bei allen hatte ich gespürt, dass etwas nicht stimmte.
    Ich teilte Phil das mit und fragte ihn dann: »Hat denn bei dir eine gesagt, was dahintersteckt?«
    »Nein, kein Wort. Immer nur, wie nett und hilfsbereit er war. Am Ende konnte ich den Text auswendig, ich wäre fast
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