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Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder

Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder
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retten, würden Sie, wenn es sein müßte, sämtliche Gefängnisse des Landes öffnen.« Er lachte kurz. »Ein hübscher Einfall! Ein Jammer, daß der Boß ihn nicht verwerten kann. Na ja, vielleicht ein andermal.«
    »Da ist ein kleiner Widerspruch, der Ihnen noch nicht aufgegangen zu sein scheint«, sagte ich. »Wenn wir Steve Brown und Sie nicht freilassen, befinden Sie sich mit ihm in New York. Wie will es Ihr Boß schaffen, die Stadt zu vernichten, ohne nicht gleichzeitig auch Sie zu töten?« Raoul Afir sah verdutzt aus. Dann zuckte er die Schultern. »Sie werden uns freilassen«, beharrte er auf seiner Ansicht. »Sie können nicht das Risiko eingehen, darauf zu bauen, daß der Boß seine Drohung nicht wahr macht.«
    »Inzwischen sind einige Experten damit beauftragt worden herauszufinden, ob es für eine einzelne Person überhaupt die technischen Möglichkeiten gibt, die Stadt in der von Ihnen angedrohten Weise zu vernichten.«
    »Nicht alle werden sterben«, räumte Afir ein. »Dafür fehlen uns die Mittel. Aber wir können es erreichen, daß Tausende ins Gras beißen werden.«
    »Wie?«
    »Das müssen Sie schon den Boß fragen«, höhnte er.
    Das Telefon klingelte. Ich nahm den Hörer ab. »Ja?«
    »Ich bin’s, Phil«, meldete sich mein Kollege. »Die erste Truppe ist schon unterwegs. In spätestens zehn Minuten werden sie dort sein. Vorweg werden ein paar Revierdetektive in Afirs Lokal aufkreuzen, um das Personal und die Gäste festzuhalten und zu befragen.«
    »Danke«, sagte ich und legte auf. Ich schaute Afir an. »Beantworten Sie mir noch eine Frage! Warum wurde das Foto Ihres Bruders in Miß Sullivans Wohnzimmer geschmuggelt?«
    »Wir brauchten einen Sündenbock und hielten es für eine gute Idee, das Mädchen zu belasten. Ungefähr zur gleichen Zeit entdeckten wir, daß das Endprodukt einer langen und schwierigen Versuchsreihe, ein mit Bakterien versetzter Zellstoff, beim Umzug verlorengegangen war. Steve erhielt den Auftrag, die Farm unter einem Vorwand aufzusuchen und sich dort nach der Packung mit den Erfrischungstüchern umzusehen.«
    »Ich komme nicht von dem Gefühl los, daß Ihre Gang in letzter Zeit etwas glücklos operierte«, stellte ich spöttisch fest. »Alles ging völlig durcheinander.«
    »Es war nicht unsere beste Zeit«, gab Afir zu.
    »Das wirkliche Tief steht Ihnen erst noch bevor«, versicherte ich ihm.
    »Oder Ihnen«, konterte er scharf. »Ihnen und dieser Stadt!«
    Margie machte einen Schritt nach vorn. »Warum schlagen Sie ihn nicht zusammen?« fragte sie empört und ballte die Fäuste. »Er hat es verdient.«
    Ich antwortete nicht und blickte auf die Uhr. Die Zeit verrann. Wir hatten einige Teilerfolge erzielt, aber auch ein paar Fehler gemacht. Es gab keinen Chemiker namens Raoul, der für uns wichtig war. Auf der Suche nach dem Bandenboß waren wir von falschen Voraussetzungen ausgegangen.
    Ich kannte jetzt das Grundmotiv der Bande und wußte, was es mit dem Toten vom Müllabladeplatz für eine Bewandtnis hatte. Aber die tödliche Gefahr für diese Stadt blieb. Sie ließ sich nur dann abwenden, wenn wir rechtzeitig den Boß und sein Giftlager entdeckten.
    Ich ging um den Schreibtisch herum und öffnete die Schubladen, um mir ihren Inhalt anzusehen. Noch ehe ich damit fertig war, trafen zwei Revierdetektive ein. Sie legten Afir Handschellen an. Ich folgte ihnen durch ein paar Korridore in das Lokal, wo unter den Gästen infolge der Polizeiaktion beträchtliche Aufregung herrschte, und von dort auf die Straße.
    Um diese Zeit war in der 52nd Street Hochbetrieb. Das Licht der Neonreklamen tanzte, zuckte und glühte in grellen Schockfarben. Trotzdem sah ich inmitten dieser Lichtkaskade ein Aufblitzen, das ich nur allzugut kannte, das Mündungsfeuer eines Gewehrs.
    »Deckung!« schrie ich und sprang zurück in den Schutz des Treppenaufgangs.
    Die beiden Detektive reagierten prompt. Sie rissen den Gefangenen mit sich zu Boden. Die Schüsse hatten einen seltsam dünnen, kraftlosen Klang. Wer kein geschultes Ohr dafür hatte, mußte sie für die Fehlzündungen eines Wagens in irgendeiner Nebenstraße halten.
    Ich hechtete aus dem Treppenaufgang hinaus zwischen zwei parkende Wagen und rannte dann über die Straße, ohne mich um das wütende Hupen der aufgeschreckten Kraftfahrer und die erstaunten Blicke einiger Passanten zu kümmern.
    Die Leute hatten noch immer nicht begriffen, daß scharf geschossen worden war. Möglicherweise hielten sie mich für einen Gauner, der seine Zeche
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