Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Titel: Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Minuten. Dann kam telefonisch sein Name durch. In Washington hatten sie seine, Fingerabdrücke, weil er vier Jahre lang Soldat gewesen war.
    Phil und ich standen auf.
    »Vielen Dank, Sergeant«, sagte ich. »Auch wenn es eine Verwechslung war. Und Sie, Mister, sollten in Zukunft nicht den wilden Mann spielen. Man wird gegen Sie verhandeln, weil Sie einen Cop tätlich angegriffen haben. Das ist nicht mehr als recht und billig. Ich habe Ihnen gesagt, daß wir einen gefährlichen Verbrecher suchen. Sollte dieser Stewitt in der Zeit, die wir mit Ihnen sinnlos vergeuden mußten, eine neue Gewalttat begangen haben, Mister, dann sind Sie indirekt daran mitschuldig. Guten Abend!«
    Wir ließen das Prachtexemplar eines hochanständigen Bürgers stehen und fuhren zum Distriktgebäude zurück. Als wir im Hof den Jaguar abstellten, war es bereits dunkel geworden. Ein wenig abgespannt betraten Phil und ich die Halle durch den Hintereingang. Am Nachtschalter saß Steve Dillaggio. Er winkte uns.
    »He, ihr beiden!«
    Steve stellte einen großen Karton auf den Tisch, der mit braunen Klebstreifen verschlossen war. Obenauf klebte ein weißer Zettel mit der ungelenk in Großdruckbuchstaben auf gemalten Aufschrift:
    An das FBI — wegen Bruce Stewitt.
    Ich schnitt die Klebstreifen auf. Steve Dillaggio und Phil reckten neugierig die Hälse. Ich klappte die Deckel hoch.
    »Oh, verdammt!« sagte jemand.
    Vielleicht war es Phil, vielleicht war es Steve, vielleicht war ich es auch selbst gewesen.
    ***
    Der schwere Lastzug rumpelte die Tunnelausfahrt empor. Der Fahrer drehte mit schwarzbehaarten klobigen Händen das Lenkrad. Er war an die vierzig Jahre alt und einer von diesen gutmütigen Riesen, die keine ernsthaften Gegner hatten und deshalb auch keiner Fliege etwas zuleide tun.
    »So, mein Junge«, sagte er zu dem etwa achtzehnjährigen jungen Mann, der neben ihm saß. »Da hast du New York.«
    »Mann!« staunte der Junge atemlos. »Mich haut’s um! Die Häuser sind ja noch höher, als ich dachte.«
    Der Fahrer lachte.
    »Ja, die Wolkenkratzer«, meinte er nicht ohne Stolz. »Da kommt eben doch keine andere Stadt mit. Ich bin drüben in Brooklyn geboren. Die ganze Woche bin ich auf Achse. Aber wenn ich die Skyline von Manhattan allmählich vor mir emporwachsen sehe, dann weiß ich: Junge, du kommst nach Hause. Wo kommst du doch gleich her?«
    »Den Namen haben Sie noch nie gehört, das verspreche ich Ihnen. Es ist ein kleines Nest im Mittleren Westen. Ungefähr fünfhundert Einwohner. Ich arbeite dort in einer Gebrauchtwagenhandlung. Na ja, Schrott kaufen wir auch auf. Eigentlich ist die Firma ziemlich groß für unser Städtchen. Wir machen nämlich sogar Exportgeschäfte.«
    »Aha. Und was willst du hier in der City?«
    Der Junge wurde ernst.
    »Meine Freundin ist durchgebrannt«, sagte er traurig. »Einfach von zu Hause abgehauen. Sie hat schon hin und wieder mal davon gesprochen. Aber ich habe doch nicht' gedacht, daß sie es wirklich tun würde.«
    »Ja, die Weiber«, seufzte der Fahrer. »Bei denen weiß man nie, woran man ist. Woher willst du überhaupt wissen, ob sie nach New York gegangen ist?«
    »Davon hat sie immer geschwärmt. Außerdem lebt hier eine entfernte Verwandte von ihr. Ich will mal sehen, ob ich sie da finde. Wenn sie nicht zurück will — okay. Dann bleibe ich eben auch hier. Einen Job werde ich schon finden. Und wenn Nancy — das ist meine Freundin — wenn Nancy achtzehn geworden ist, dann könnten wir doch heiraten.«
    »Dich hat’s aber richtig erwischt, was?«
    »Na ja, ziemlich. Nancy ist ein feiner Kerl. Gar nicht so eingebildet wie manche hübschen Mädchen. Bloß zu Hause, da konnte sie es einfach nicht aushalten. Ich glaube, es liegt an ihren Eltern. Die sind verdammt altmodisch. Tanzen halten die schon für eine Sünde.«
    »Mann«, sagte der Fahrer staunend. »Die leben wohl hinterm Mond, was?«
    »So ungefähr. Mr. Winters — das ist Nancys Vater, wissen Sie — ist Prediger bei einer Sekte. Die haben ganz verschrobene Ansichten. Die Mädchen dürfen sich nicht schminken, nicht tanzen, nicht rauchen, keinen Alkohol trinken und was'Weiß ich alles. Man kann es Nancy nicht verdenken, daß sie ausgerissen ist.«
    Der schwere Lastzug rumpelte über die Durchgangsstraßen. Der Fahrer fing an, auf ein paar Sehenswürdigkeiten hinzuweisen. Aber plötzlich unterbrach er sich: »Wo willst du denn heute abend noch hin?« fragte er. »Wir sind jetzt mitten in Manhattan. Da müssen wir uns langsam überlegen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher