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Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Titel: Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen
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waren wohl noch nie im Village, was?«
    Großer Gott, dachte ich. In deinem Zorn hast du das alte Weib erfunden, das nichts Besseres mehr zu tun hat, als überall Gespenster zu sehen. Ich erkundigte micht mit dem letzten Rest von Höflichkeit, zu dem ich mich zwingen konnte, nach ihrem Namen und der Adresse. Dann legte ich den Hörer auf und rieb mir über die Stirn.
    »Der wievielte ist das jetzt?« fragte mein Freund und Berufskollege Phil Decker von seinem Schreibtisch her, wo er die Dienststunden dazu mißbrauchte, Zeitungen zu lesen.
    Ich zählte die Striche auf meinem Notizblock.
    »Der vierundachtzigste«, sagte ich. »Innerhalb von zweieinhalb Stunden.« Phil nickte überheblich.
    »Ich habe dir’s gleich gesagt, daß' es Blödsinn ist, das Bild von so einem Dutzendgesicht übers Fernsehen' ausstrahlen zu lassen«, maulte er. »Das muß ja zu unzähligen Verwechslungen führen.«
    Ich legte die Hände flach auf den Schreibtisch, beugte mich vor und knurrte wütend: »Warum sagst du das nicht den Burschen am grünen Tisch in Washington, he? Du weißt verdammt genau, daß die uns die Suppe eingebrockt haben. Der Befehl, das Fernsehen einzuschalten, kam per Fernschreiben aus Washington! Auf meinem Mist ist dieser geniale Gedanke doch nicht gewachsen.«
    »Sag mal«, meinte Phil ungerührt, während er seine Zeitung zusammenfaltete und aufstand, »willst du hier große Vorträge halten, während eine pflichtbewußte amerikanische Staatsbürgerin auf unsere Hilfe wartet?«
    Er stülpte sich den Hut auf und marschierte gravitätisch zur Officetür hinaus. Ich nahm meinen Hut und lief ihm nach. Vierundachtzigmal Bruce Stewitt binnen hundertfünfzig Minuten! Das konnte einem die Nerven wundscheuern.
    Im Hof kletterten wir in meinen roten Jaguar. Er war über Nacht von meiner Garage gewaschen und poliert worden und sah aus wie alles Schöne, was eine technische Welt in einem einzigen Stück nur bieten kann. So eine Verschwendung wichtigen Bodens, dachte ich, während ich den Zündschlüssel drehte. Grundstück mit Gartenlaube — mitten im Häusermeer von New York City!
    Die Adresse lag unweit des Washington Square. Wir kamen in eine Gasse mit Häusern, die man in jeder verschlafenen Kleinstadt eher erwartet hätte als im südlichen Zipfel von Manhattan. Aber so ist diese Stadt nun einmal. Phil klingelte an der niedrigen Haustür. Die alte Lady schien schon auf uns gewartet zu haben, denn die Tür ging beinahe augenblicklich auf — allerdings nur knapp eine Handbreit. In dem Spalt wurden gleich drei Sicherheitsketten erkennbar.
    »Bitte?« krähte eine etwas schrille Stimme.
    »Wir sind Beamte der Bundespolizei«, sagte Phil und ließ seine FBI-Plakette sehen. »Sie hatten uns angerufen.«
    »Augenblick!«
    Die Tür flog zu, und wir hörten das Klirren der Ketten. Dann wurde sie erneut geöffnet. Vor uns stand eine alte Dame, die mit Mühe fünf Fuß Größe erreicht hatte. Phil und ich sahen auf das zerbrechlich anmutende weibliche Wesen, das uns aus gierigen, wässerigen blauen Augen anstarrte.
    »Wieviel Mann haben Sie mitgebracht?« flüsterte sie. »Sie wollen doch das Viertel abriegeln — oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das hatten wir eigentlich nicht vor. Wo steht die Gartenlaube, wo Sie den Mann gesehen haben? Zeigen Sie uns den Weg.«
    Sie sah uns an, als hätten wir uns ganz allein vorgenommen, sämtliche Streitkräfte der Vereinigten Staaten in die Flucht zu schlagen. Mit dem klauenförmigen Daumen deutete sie auf die linke Hausecke.
    »Gehen Sie nach hinten. Sie können die Laube gar nicht verfehlen.«
    »Wie viele Ausgänge hat die Laube?«
    »Nur einen! Junger Mann! Bauen Sie eine Gartenlaube mit sechs Türen?«
    »Keine Ahnung, Ma’am. Ich habe noch nie eine Gartenlaube gebaut. Wie viele Fenster hat sie?«
    »Zwei. Eins zum Haus her und eins in der Rückwand.«
    »Okay. Wir werden uns die Sache mal ansehen. Vielen Dank für Ihren Anruf.« Sie nickte mit dem hageren Raubvogelkopf. Hastig hakte sie ihre Ketten wieder ein, während Phil und ich zur Hausecke und den Durchgang nach hinten gingen. Vor uns öffnete sich ein richtiger kleiner Garten mit ein paar Rosenstöcken, zwei Gemüsebeeten, ein paar Quadratyard Rasen und einem windschiefen Bretterhäuschen mittendrauf. Es war abends gegen halb acht, noch taghell, aber in einigen auf den Hof blickenden Fenstern in der Nachbarschaft brannte schon Licht. Radiomusik und der Lärm von ungezählten Plattenspielern hallten aus einem Dutzend
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