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Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Titel: Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle
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man sie bei einem bewaffneten Raubüberfall auf eine Bankfiliale in West-Hollywood gefaßt. Fünf Monate später wurde sie zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Aber jetzt war sie frei, und nun wollte sie versuchen, sich hier in New York eine runde Million unter den Nagel zu reißen.
    Helen trank den Sekt aus, bezahlte bei der Serviererin und trat hinaus in die Junisonne. Der Dicke, dachte sie, wird die 200 Dollar und die beiden Ringe verschmerzen. Wahrscheinlich benachrichtigt er nicht mal die Polizei. Und bis er merkt, daß ich sein Konto benutzt habe, bin ich nicht mehr zu finden.
    In einer Drogerie kaufte sie eine Sonnenbrille. Dabei sah sie ein Plakat mit Leeds Vitaminpillen; und als sie den Namen las, fiel ihr Jim ein. Jim Leeds. Ob es ihn noch gab? Acht Jahre war es her, seit sie eine wilde, aufregende Zeit miteinander verbracht hatten. Jim war ihre große Liebe gwesen, bis ihn eines Nachts die Polizei abholte. Jim wurde wegen Erpressung verurteilt. Für sieben Jahre wanderte er nach Sing-Sing, er, der seine Geschäfte unter dem Deckmantel einer Detektiv-Agentur betrieben hatte.
    Sing-Sing — das Ende einer großen Liebe. Zweimal hatte sie ihn im Zuchthaus besucht und gesehen, wie er verfiel, unfähig, die Strafe zu ertragen. Helen hatte sich von ihm abgewandt. Sie liebte das Leben. Aber jetzt, dachte sie, ist seine Zeit längst um. Vielleicht lebt er wieder in New York. Wenn ich ihn auftreibe… Versuchen müßte ich es! Wenn er den Knast einigermaßen überstanden hat, wäre es die richtige Hilfe.
    Helen ging zum Postamt in der Centre Street und blätterte im Branchenverzeichnis. Die Agentur Leeds bestand nicht mehr.
    Sie wälzte das Telefonbuch von Manhattan. Es gab über hundert Leeds, darunter drei, die Jim hießen. Der erste war ein alter Mann, wie sie an der Stimme hörte. Sie legte sofort wieder auf. Beim zweiten meldete sich niemand. Der dritte hob nach etwa einer Minute den Hörer ab.
    »Ja?«
    Eine klanglose harte Stimme.
    Helens Herz schlug schneller.
    »Jim, bist du es? Hier spricht Helen.« Stille. Aber sie spürte, wie die Spannung durch die Leitung lief, auf ihn Übergriff. Sekunden vergingen. Sie hörte ihn atmen.
    Dann: »Helen? Helen May?«
    »Ja, Jim. Deine Helen. Bin ich froh! Ich hätte nicht geglaubt, dich zu finden. Wie geht es dir?«
    »Danke. Und dir?«
    »Das erzähle ich dir unter vier Augen, nicht am Telefon. Seit — seit wann bist du wieder hier?«
    »Vor zweieinhalb Jahren haben sie mich entlassen.«
    »Wie steht’s um deine Gesundheit?«
    »Alles okay. Sing-Sing war das reinste Ferienhotel.«
    Sie spürte den Hohn, aber sie sagte: »Treffen wir uns?«
    »Natürlich, Helen. Ich betreibe einen Pudelsalon! Lach nicht! Ich stehe noch unter Aufsicht und muß von irgendwas leben. Die Adresse…«
    »Manhattan, Chambers Street«, las Helen laut, den Finger auf der Zeile des Telefonbuchs. »In ein paar Minuten bin ich bei dir.«
    Der Pudelsalon war in einem Eckhaus untergebracht und bestand aus einem schlauchartigen dunklen Raum mit Glasfassade zur Straße hin. Auf die Scheibe neben der Tür war mit weißer Farbe das Wort Pudelsalon gemalt.
    Helen trat ein. Der Raum war leer. Doch in diesem Augenblick wurde die Tür im Hintergrund geöffnet, und Jim trat heraus. Helen spürte, wie sie von einer heißen Welle durchflutet wurde. Er war älter geworden, gewiß. Aber er sah großartig aus, war hochgewachsen, breitschultrig, sehnig, blond, mit kantigem Gesicht und vorspringender Adlernase. Nur die Augen lagen tief in den Höhlen und hatten schwarze Ringe.
    Sie fielen sich nicht in die Arme. Sie blieben voreinander stehen und musterten sich, als gelte es, den anderen einzuschätzen.
    »Du siehst gut aus, Helen.«
    »Danke. Dabei haben sie mich gestern erst entlassen.«
    »Du warst auch…«
    »Sechs Jahre. In Ivy Bliss in Kalifornien. Wegen Banküberfalls.«
    Seine Brauen schoben sich zusammen. »Du bist damals aus New York weggegangen? Das wußte ich nicht.«- »Nicht gleich. Ich meine nicht nach unserer Zeit.« Sie strich sich eine Locke aus der Stirn. »Du brauchtest nicht alles abzusitzen?«
    »Wegen guter Führung bin ich vorzeitig entlassen.« Er grinste. Seine Lippen zogen sich zurück. Und sie sah, daß er zwei Zahnlücken hatte.
    »Moment, Helen.« Er ging zur Tür und schloß ab. Mit einer Handbewegung lud er sie dann in das Hinterzimmer ein. Es war klein und schäbig. Auch bei Tage brannte hier Licht, denn es gab kein Fenster, nur eine Ventilationsklappe in der Wand. Helen
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