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Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht

Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht

Titel: Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht
Autoren: Uwe Erichsen
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die linke Hand und schlug mit der rechten im Morserhythmus auf das Wasser: P - H -1 - L, mehrmals. Mein Freund sollte wissen, daß ich da war.
    Ich maß die Höhe des Rohres mit den Augen. Zehn, zwölf Fuß. Konnte Phil einen Sprung riskieren? Das Wasser stand knapp drei Fuß hoch. Er mußte es darauf ankommen lassen. Ich klatschte wieder mit der flachen Hand auf die dreckige Brühe: S-P-R-I-N-G.
    Auch die Cops hatten ihre schweren Dienstrevolver gezogen. Wartend standen wir da.
    ***
    Andy Keen schloß die Elektroden an die Enden des Zündkabels an. Boquet verteilte die Bündel mit dem Sprengstoff unter dem Fundament. Er kroch in den Spalt hinein und drückte die roten Pakete tief in die Erde.
    Aus dem Kanal war nichts mehr zu hören. Hatte Phil sich getäuscht? War da niemand gewesen? Hatte er vielleicht nur einer Herde Ratten Signale gegeben?
    Keen knurrte und lutschte an seinem Zeigefinger. Er hatte sich geschnitten. Leise fluchend trennte er ein Stück von dem Kabel ab und versuchte, die Isolation zu entfernen. Seine dicken Finger waren für diese Arbeit kaum geeignet. Phil betrachtete ihn schweigend.
    Langsam drang ein neues Geräusch in sein Bewußtsein. Irgend etwas klatschte unten aufs Wasser. Er hob seine Hüften und zog sich mit den Beinen etwas näher zum Loch hin. Die Gangster achteten nicht auf ihn. Plötzlich erkannte Phil den Rhythmus. Das waren Morsezeichen! Kurz, lang, lang, kurz — P! Kurz, kurz, kurz, kurz — H! Kurz, kurz — I! Kurz, lang, kurz, kurz — L! Kein Zweifel, da unten war Jerry!
    Jetzt kamen andere Zeichen, in rascher Folge wiederholten sie sich. Er konzentrierte sich. Dann hatte er verstanden: Spring!
    Mit Füßen und Schultern schob er sich wie eine Schlange in die Nische über dem Rohr und tastete nach dem Rand. Die Füße glitten ins Leere. Dann ging es schneller. Mit dem Kreuz hing er auf der Kante, ein kurzer Ruck aus den Schultern, und er fiel.
    Phil schlug hart auf das Wasser. Es wurde dunkel vor seinen Augen. Krampfhaft preßte er die Lippen zusammen. Beißende Flüssigkeit drang unter seine Lider. Die Knie stießen hart auf den Boden. Er drückte sich ab und tauchte auf. Über sein Gesicht zog ein Grinsen.
    Andy Keen sprang auf und stieß einen Schrei aus. Sprachlos deutete er auf die Stelle, wo eben noch der G-man gelegen hatte. Dann hörte er den Aufschlag auf das Wasser. Er stürzte zum Loch und starrte nach unten. Mehrere Männer wateten in der aufgewühlten Brühe herum. Einer hob einen Revolver. Keens Kopf zuckte zurück. Eine Kugel zischte an ihm vorbei. Donnernd brach sich der Knall in dem Gewölbe.
    »Rauf«, schrie Boquet, »hol die Kanonen!«
    Keen hechtete zum Schacht. Der Franzose wieselte aus dem Spalt heraus, einen Packen TNT in der Hand. Er griff nach dem Zündkabel und bohrte die kupfernen Stifte in die Masse. Er schob die Bombe in den Spalt, so weit sein Arm reichte.
    Atemlos tauchte Andy Keen wieder auf, in jeder Hand einen Revolver und im Hosenbund noch einen. Er warf einen dem Franzosen zu, der ihn geschickt auffing. Flach auf den Boden gepreßt, robbten sie auf den Spalt zu. Mühsam zerrte ich unten im Kanalisationsrohr Phil auf die Beine.
    »Ein Messer!« schrie ich.
    Der lange Nick Barlett kramte aufgeregt in seinem Seesack.
    »Los, mach schon!« rief ich ihm zu. Ich schüttelte Phil. »Alles okay, Alter?«
    Er nickte vorsichtig. »Ich denke schon.«
    Barlett warf das Messer. Ich ließ die Klinge aufschnappen und schnitt Phils Handfesseln auf. Dann tauchte ich in die Abwässer und löste auch den Strick um die Fußgelenke.
    »Vorsicht!« brüllte Steve und schoß. Wir warfen uns ins Wasser. Von oben wurde zurückgeschossen. Eine Kugel schlug dicht neben mir in die Mauer.
    Ich sah eine Hand mit einem Revolver. Meine Waffe flog hoch und bellte auf. Die Finger öffneten sich kraftlos und ließen die Waffe fallen. Eine fast unwirkliche Stille folgte.
    »Jerry, wir müssen rauf! Die sprengen jeden Moment!« keuchte Phil los.
    Boquet glitt zurück und hastete zum Einstieg. Er hatte nur noch eine winzige, hauchdünne Chance: Sprengen! Vielleicht wurden die da unten verschüttet.
    Die Millionen hinter der dicken Mauer erschienen ihm jetzt weiter entfernt als zu Beginn ihrer Aktien, als Yellow Joey mit diesem Plan, fix und fertig ausgearbeitet, angerückt war.
    Das Geld interessierte ihn nicht mehr so sehr. Er spürte, daß alles verloren war. Aber er wollte sehen, ob die 40 Pfund TNT die Mauer knacken konnten, so wie damals in Indochina, wo er
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