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Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht

Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht

Titel: Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht
Autoren: Uwe Erichsen
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hatte. Dafür hatte er ein Jahr abgesessen.
    Als wir zwischen den unzähligen Kneipen und Imbißbuden im Westen der 23rd Street vor Jack Valentis Bar ankamen, dröhnte uns eine Musikbox entgegen. Wir tasteten uns vorsichtig über ausgetretene Steinstufen zum Eingang hinab. Wir waren noch nicht ganz unten, als die Tür aufgerissen wurde und ein Mann uns wie eine Rakete entgegenschoß. Wir packten ihn an den Armen.
    Es war eine reine Reflexbewegung. Sein Kopf wackelte kraftlos hin und her, die Augen blickten verglast. Über dem rechten Backenknochen hatte er eine dicke Beule.
    »Bist du verfluchter Bastard noch immer da?« dröhnte eine kräftige Stimme aus dem Lärm heraus. Dann tauchte der Riese, der dazugehörte, aus dem Dunst auf und wollte nach dem Mann greifen. Als er uns bemerkte, hielt er verblüfft inne. »Wenn das nicht der verfluchte G-man ist, der mich damals hochgenommen hat!«
    Ich spannte meine Muskeln, auf alles gefaßt. Den Betrunkenen ließen wir fallen wie eine heiße Kartoffel.
    ***
    In dem engen Tunnel roch es nach feuchtem Lehm und Schweiß. Große Glühlampen baumelten von den Stützbalken herab und tauchten den Gang in grelles Licht. Männer in durchgeschwitzten Hemden und dreckverschmierten Jeans schleppten keuchend große Körbe mit Erde nach hinten, die ein anderer mit wuchtigen Schlägen seiner Spitzhacke am Ende des Tunnels losbrach. Sein nackter Oberkörper glänzte feucht. Ein älterer Mann von zähem Aussehen schaufelte die Brocken in einen Korb.
    Der Mann mit der Spitzhacke rammte sein Werkzeug in den Lehm und reckte sich ächzend. »Ich habe Feierabend«, sagte er nach einem Blick auf seine Armbanduhr und stolperte über die Balken, die überall herumlagen, dem Ausgang zu. Nach ungefähr 20 Yard erreichte er einen schmalen Schacht, der senkrecht nach oben führte.
    Die beiden Korbträger hockten auf einem Balken. Der größere, ein muskulöser, kräftiger Mann mit pechschwarzem Haar und einem kleinen Schnurrbart, schnippte seinen Zigarettenstummel weg. »Ist deine Schicht schon zu Ende, Mallory?« Der nickte. »Vier Stunden Knochenarbeit sind genug. Bin ja kein Bergmann.«
    »Unsere Schicht dauert sechs Stunden.«
    »Beschwert euch bei der Gewerkschaft!« feixte Mallory. »Vielleicht stufen die euch günstiger ein. Ich gehe jedenfalls einen saufen.«
    »Augenblick noch, die Jungens oben ziehen gerade den letzten Korb rauf. Safety first, verstehst du?«
    Mallory peilte vorsichtig nach oben. Der Weg war frei. Geschickt turnte er über die massiven Kanthölzer, die die Verstrebung bildeten, zog sich schnaufend das letzte Stück hoch und kletterte in den geräumigen Keller.
    Der Raum hatte die Größe einer mittleren Turnhalle. Er gehörte zu einem der zahlreichen leerstehenden Lagerhäuser im Hafengebiet des East River. Im Halbdunkel standen acht Feldbetten mit stinkenden Matratzen und schmutzigen Armeewolldecken bedeckt. In vier Betten lagen schlafende Männer. Der große Tisch an der Längsseite, gegenüber der Treppe, war mit ungewaschenem Geschirr, offenen Butterpaketen, Wurst und Brot bedeckt. Ein schmaler Mann mit dünnem gelbem Haar kritzelte auf einer großen Zeichnung herum, die ein altmodisches verstaubtes Telefon halb verdeckte. Ein zweiflammiger Gasherd mit der Butanflasche stand neben dem rissigen Waschbecken am Boden.
    In der Falltür am oberen Ende der Treppe erschienen zwei Männer mit leeren Körben. Die Tür zogen sie sorgfältig hinter sich zu. Mit Seilen ließen sie die Körbe in den Tunnel hinunter und setzten sich dann auf den Rand des Schachtes.
    Mallory zog seine Jeans aus und trat ans Waschbecken. Prustend wusch er sich Gesicht und Hände.
    Der Mann am Tisch sah auf. »Wieviel hast du geschafft?«
    »Knapp fünf Yard.«
    »Mehr nicht?«
    »Die ganze Erde da unten hängt voll von Rohren und Kabeln. Man kann gar nicht richtig durchhauen.«
    Der Schmale maß mit einem Lineal. Ärgerlich verzog er den Mund. »Vom Kanalrohr hast du noch nichts gesehen?«
    »Nicht die Spur.«
    »So ’n Mist! Dann muß Gus es jetzt schaffen. He! Gus, aufstehen!« Seine helle Fistelstimme klang so unangenehm wie eine Feuersirene.
    Ächzend schälte sich ein plumper Kerl aus seinen Decken und schob die dicken Beine über den Bettrand. Murrend schlurfte er zum Einstieg und verschwand leise fluchend in dem Loch.
    »Wenn wir am Kanalrohr sind, hauen wir oben ein Loch rein und schmeißen die Erde einfach runter. Dann brauchen wir den Dreck nicht mehr hochzuschaffen.«
    »Die Idee ist gut. Von
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