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Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Titel: Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder
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jungen Menschen doch dumme Gedanken kommen, nicht wahr? Nein, ich bin nicht überrascht, daß er der Mörder ist — das habe ich auch den Reportern gesagt«, schloß sie zufrieden. »Wie viele waren denn schon hier?«
    »Fünf«, sagte sie. »Sehr nette Burschen!«
    »Was haben Sie für die Interviews bekommen?«
    »Je einen Hunderter«, meinte sie und bewegte schnüffelnd die spitze Nase. »Ich kann nur sagen, daß das eine kleine Entschädigung für den Schock ist, den er mir angetan hat.«
    »Wer hat Sie denn schockiert?«
    »Na, Coster! Oder meinen Sie, es sei eine Kleinigkeit, sich sagen lassen zu müssen, daß man einen gefährlichen Massenmörder bei sich aufgenommen hat?«
    Ich erhob mich. Mrs. Baylon war eine recht einseitige Informationsquelle. Sie hatte sich ein bestimmtes Bild zurechtgelegt und war entschlossen, es mit allen Mitteln zu verteidigen.
    »Darf ich mir einmal sein Zimmer ansehen?« fragte ich.
    »Bitte, aber Sie werden nichts von Interesse darin finden«, meinte Mrs. Baylon. »Die Polizei hat alles durchwühlt. Sogar die guten Polstermöbel hat sie auf geschlitzt! Mir wurde versprochen, daß ich dafür eine Entschädigung bekomme.«
    In diesem Moment klingelte es an der Wohnungstür.
    »Entschuldigen Sie mich, bitte«, sagte Mrs. Baylon, in deren Augen es begehrlich aufblitzte, »das wird wieder einer dieser Reporter sein.« Sie hastete hinaus Und schloß die Wohnzimmertür hinter sich. Ich nahm erneut Platz.
    Ich saß noch keine fünf Sekunden, als mich einige merkwürdige Geräusche aufspringen ließen.
    Mrs. Baylon hatte die Tür geöffnet, aber sie kam nicht dazu, irgendwelche Fragen zu stellen. Ich hörte einen dumpfen Schlag, dem ein langgezogenes Stöhnen folgte.
    Dann ertönte ein Fall. Er hörte sich an, als ob ein Sack mit Wäscheklammern zu Boden fiel.
    Ich huschte an die Tür. Mir juckte es in den Fingern, die Tür aufzureißen und nach dem Rechten zu sehen, aber der Instinkt sagte mir, daß es klüger sei, noch zu warten.
    Ich lauschte. In der Diele war es jetzt still. Nur ein leises Schnappen ertönte. Jemand drückte die Tür ins Schloß. Ich bezweifelte nicht, daß das von innen geschah.
    Dann hörte ich die Schritte. Sie kamen näher. Ich preßte mich dicht neben der Tür an die Wand und starrte auf den Türknauf, aber er bewegte sich nicht.
    Ich fragte mich, wer Mrs. Baylon niedergeschlagen hatte und warum.
    Der Eindringling ging am Wohnzimmer vorbei. Eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen, dann war es vorübergehend still. Ich blickte auf meine Uhr. Eine halbe Minute verstrich. Ich wurde unruhig. Ich mußte mich um Mrs. Baylon kümmern. Vielleicht brauchte sie dringend ärztliche Hilfe.
    Ich hörte, wie in einem Zimmer Möbelstücke hin und her geschoben wurden. Dann kam der Eindringling zurück. Als er mit der Wohnzimmertür auf einer Höhe war, stieß ich die Tür so rasch und hart zurück, daß die Füllung gegen seinen Kopf knallte.
    Im nächsten Moment war ich in der Diele. Der Bursche, dem ich mich gegenübersah, erholte sich blitzschnell von seiner Überraschung. Er ging mit beiden Fäusten auf mich los. Ich stoppte ihn mit einer gerade herausgestochenen Linken, aber das vermochte seinen Angriffsgeist nicht zu dämpfen.
    Er schlug sich wie jemand, für den es um Tod oder Leben geht. Ich war gezwungen, mitzuhalten. Es beruhigte mich, daß Mrs. Baylon in diesem Augenblick wieder zu sich kam und sich ächzend an einer Kommode hochzog.
    Die Diele war nicht sehr groß, im Grunde handelte es sich nur um einen langen, schmalen Schlauch. Weder mein Gegner noch ich konnten uns frei bewegen. Es war kein Platz für Ausweichmanöver. Wir mußten nehmen, was kam, und teilten aus, was wir drin hatten.
    In der Diele brannte eine trübe Glühbirne. Sie ermöglichte es mir, meinen Gegner genau anzuvisieren. Er war nicht viel älter als fünfundzwanzig Jahre, und er demonstrierte die ganze bullige Kraft, mit dem diese Altersklasse aufwarten kann. Es war mein Glück, daß seine Technik mit diesen Reserven nicht Schritt halten konnte. Ich sammelte langsam Punkte.
    Er merkte, daß die Partie sich zu seinen Ungunsten verschob, und gab sich Mühe, mir ein paar Haken zu verpassen, die auf der falschen Seite der Gürtellinie lagen. Ich blockte sie ab und kam mit einem Schwinger durch, der ihn voll auf den Punkt traf.
    Er drehte sich einmal um die eigene Achse, versuchte sich mit beiden Händen an der mit einer scheußlichen Tapete beklebten Wand festzuhalten und rutschte dann
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