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Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Titel: Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder
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die Alte auf Tauchstation.«
    »Wann war das?«
    »Vor einer halben Stunde.«
    »Zeigen Sie mir die zwanzig Dollar.« Er holte zwei Zehndollarnoten aus der Tasche und grinste dabei. »Glauben Sie mir jetzt?«
    »Nein«, sagte ich. »Warum hätte er Sie vorher bezahlen sollen? Sie hätten mit dem Geld und dem Paket türmen können. Los, sagen Sie mir die Wahrheit.«
    Er mimte den Beleidigten und verschränkte seine Arme vor der Brust.
    »Typische Bullenmanier!« beklagte er sich. »Da hält man sich Wort für Wort an die Tatsachen und muß sich dann zu einem Lügner abstempeln lassen.«
    Ich riß den Bindfaden auf. Mrs. Baylon hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt. Sie atmete pfeifend und beobachtete mich mit schreckhaft geweiteten Augen.
    »Nein!« schrie sie plötzlich und hob warnend beide Hände. Ihre Stimme überschlug sich vor Angst. »Nein!«
    Ich blickte sie an. »Was ist los?«
    Wieder glitt Mrs. Baylons spitzer Adamsapfel erregt auf und nieder. »Was ist, wenn das Päckchen eine Bombe enthält? Ich verbiete Ihnen, das Päckchen in meiner Wohnung zu öffnen! Ich habe keine Lust, in die Luft zu gehen.«
    Ich beruhigte sie. »Für eine Bombe ist das Paket zu leicht.« Dann streifte ich das Papier ab. Ein kleiner Karton kam zum Vorschein. Ich öffnete ihn und beobachtete dabei den jungen Mann. Er sah nicht sonderlich neugierig aus, nur sauer und verkniffen.
    »Geld!« hauchte Mrs. Baylon.
    Sie hatte recht. Der Karton enthielt fünf Päckchen mit je zwanzig Fünfdollarnoten. Die Bündel wurden von schmalen roten Gummis festgehalten.
    »Wieviel ist es?« wollte Mrs. Baylon wissen. Wieder war das begehrliche Funkeln in ihren Augen.
    »Fünfhundert Dollar«, sagte ich. Der Karton enthielt weder einen Zettel noch einen anderen Hinweis auf den Absender oder den Verwendungszweck des Geldes.
    »Fünfhundert Dollar für einen Massenmörder!« keuchte Mrs. Baylon empört. »Haben Sie dafür noch Worte?«
    »Ich nicht«, antwortete ich. »Aber gewiß kann unser junger Freund uns einiges dazu sagen.«
    Der Mann, der sich Bill Brown nannte, verursachte ein verächtlich klingendes Geräusch mit seiner Nase.
    »Mann, das hätte ich wissen sollen! Glauben Sie, ich hätte für zwanzig Bucks diese Schau abgezogen, wenn ich auf die leichte Tour fünfhundert hätte verdienen können?«
    »Wie sah der Mann aus, der Ihnen das Päckchen übergeben haben soll?«
    »Gar nicht so übel. Ungefähr in meinem Alter. Gut angezogen. Trug eine Sonnenbrille und so ein Robin-Hood-Hütchen.«
    »Rufen Sie Lieutenant Spencer an«, bat ich die Frau. »Er sojl das Geld abholen.«
    »Es ist ein Jammer um das schöne Geld«, seufzte Mrs. Baylon. »Wirklich ein Jammer!« Sie schlurfte ins Wohnzimmer und tätigte den Anruf.
    »Kann ich endlich gehen?« fragte der junge Mann. »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
    »Wir nehmen es zu Protokoll — auf dem nächsten Revier«, sagte ich zu ihm. »Wollen Sie mich fertigmachen?«
    »Ich verstehe Ihre Aufregung nicht. Wenn Sie die Wahrheit sagen, kann Ihnen nicht viel passieren. Aber Sie müssen Ihre Aussage unterschreiben.«
    »Okay«, grollte er. »Gehen wir!«
    Fünf Minuten später standen wir auf der Straße. Mein Jaguar parkte etwa fünfzig Yard von dem Haus entfernt. Ich wußte, was im Kopf des jungen Mannes herumspukte, und warnte ihn vor einem Fluchtversuch. Er schwieg verstockt. Seine Blicke huschten unruhig hin und her. Ich spürte, daß er Angst hatte.
    Angst vor wem?
    Ich fragte mich, wer daran interessiert gewesen war, Larry Coster fünfhundert Dollar zuzustecken. Der Vorfall paßte nicht in das Bild, das ich mir von Larry Coster gemacht hatte.
    Bis jetzt hatte ich ihn für einen Einzelgänger gehalten, der nur durch einen dummen Zufall in ein Gewaltverbrechen verwickelt worden war. Das Päckchen mit den fünfhundert Dollar erschütterte diese Theorie. Offenbar gab es noch einige andere Punkte, die ich bislang unberücksichtigt gelassen hatte.
    Wir erreichten meinen Jaguar. Ich öffnete den Wagenschlag. »Einsteigen«, sagte ich.
    Es war das letzte Wort, das ich mit dem jungen Mann wechseln konnte.
    Der Schuß kam von der Straße her. Dann noch einer. Ich warf mich sofort zu Boden. Auch der junge Mann fiel blitzschnell um — freilich nur deshalb, weil ihn eine der Kugeln getroffen hatte.
    Ich kam vorsichtig hoch und peilte über das Wagendach hinweg. Auf dem Parkplatz standen gut vier Dutzend Wagen. Die Straße war belebt. Niemand schien die Schüsse ernst genommen zu haben.
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