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Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Titel: Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder
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Es war schwer, im Licht der Laterne die genaue Farbe zu bestimmen. Grün und braun, dachte er. Er starrte das Girl an, als sei es ein Wunder, eine Erscheinung.
    Das Girl ließ das Abendtäschchen aufspringen und holte ein goldenes Zigarettenetui hervor. Die Initialen waren mit kleinen Brillanten eingelassen. F. M.
    Larry gab sich einen Ruck, als das Mädchen eine Zigarette zwischen ihre weichen, sanft geschwungenen Lippen klemmte. Er kramte sein Feuerzeug aus dem Anzug hervor und schämte sich plötzlich, daß es nur ein billiges Reklamemodell war, ein Werbegeschenk mit dem Aufdruck einer Allerweltsbenzinmarke.
    »Danke«, sagte das Girl und inhalierte tief. Es lächelte ihm in die Augen und traf keine Anstalten, weiterzugehen. Das Mädchen benahm sich so, als sei er ein alter, lieber Bekannter.
    Larry stand sehr steif. Schönheit war etwas, womit er nichts anzufangen wußte. Er selbst hatte davon zu wenig mitbekommen. Seine Mädchen waren wie seine möblierten Zimmer gewesen — billig.
    »Sie gefallen mir«, sagte das Girl. Es lächelte noch immer. Das Lächeln war amüsiert, aber nicht spöttisch. Ihm schien es so, als sei es dazu imstande, mit einem Blick seine Schwächen und Stärken zu erfassen.
    Er grinste matt. »Sie mir auch«, meinte er. »Was mir nicht gefällt, ist der Umstand, daß Sie allein durch die Nacht spazieren. So etwas kann leicht schiefgehen.«
    »Ich habe keine Angst.«
    Larry drehte sich um und blickte über seine Schulter. Die Straße war leer. Wo war der Mann geblieben, der die ganze Zeit hinter ihm hergegangen war?
    Larry wandte sich wieder dem Girl zu. Er wünschte nicht, daß es seinen suchenden Blick mißverstand. »Sie stammen nicht aus dieser Gegend«, sagte er. Er war unzufrieden mit sich. In der Phantasie führte er mit eingebildeten Partnern oft die geistvollsten Gespräche, aber sobald es darauf ankam, wirkte er hölzern und ungeschickt.
    Das Girl schien sich nicht daran zu stoßen. Es behielt sein freundliches Lächeln bei. Larry bemerkte plötzlich den Ring an ihrer Hand. Einen Ehering. Er spürte einen leisen, schmerzhaften Stich in seiner Herzgegend.
    »Ich liebe häßliche Nächte«, sagte die junge Frau verträumt. »Regen, Nässe, Kälte. Es ist so echt und unverfälscht, so frei von der synthetischen Verlogenheit unseres Lebens, es sind Dinge mit Inhalt und Charakter.«
    »Es ist leicht, so zu fühlen, wenn man nur mit einem Finger zu schnippen braucht, um einen Cadillac Vorfahren und sich in ein großes komfortables Haus bringen zu lassen«, hörte Larry sich spöttisch sagen.
    »Ja«, meinte das Girl und schaute sich um. »Ich brauche ein Taxi. Ich kann den Weg bis nach Long Island nicht zu Ftiß zurücklegen.«
    »Ich begleite Sie«, entschied Larry.
    »Ich bin gern allein«, sagte die junge Frau kopfschüttelnd.
    Larry versuchte, sich ihren Mann vorzustellen. Warum ließ er es zu, daß sie in einer solchen Nacht allein durch die Straßen dieses Viertels ging?
    »Wie heißen Sie?« fragte die junge Frau.
    »Larry«, antwortete er. »Larry Coster.«
    »Ich heiße Fay«, sagte sie lächelnd.
    Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke. Er war auf einmal da und ließ ihn nicht wieder los. Er fand das Ganze schrecklich komisch und lachte darüber.
    »Was stimmt Sie denn plötzlich so heiter?« fragte Fay.
    Er ballte die Hände in seinen Taschen zu Fäusten und spürte dabei die Feuchtigkeit des dünnen Mantelstoffes. »Sie sind nur ein verdammter Köder«, sagte er. »Blond, schön und aufregend. Sie würden normalerweise nicht einmal im Traum daran denken, einen Burschen meines Kalibers nachts auf der Straße anzusprechen, wenn es nicht Ihr Beruf wäre.«
    Eine leichte Röte kroch in Fays Wangen. Ihre Augen blitzten ärgerlich. »Sie glauben doch nicht etwa, daß ich…« Sie führte den Satz nicht zu Ende.
    Er schüttelte den Kopf. »Die Polizei sucht den Killer mit der Stahlkralle«, sagte er. »In dieser Gegend hat er schon zweimal zugeschlagen. Er tötet nur junge blonde Frauen, warum auch immer. Ich wette, Sie haben den Auftrag, den Killer anzulocken. Sie arbeiten für die Poilzei! Ich bin bereit, diese Wette noch zu erweitern. Ich behaupte, daß uns in diesem Augenblick ein halbes Dutzend Ihrer Leute beobachtet und hofft, mich bei einem Mordversuch überraschen zu können. Ich muß Sie und Ihre Kollegen enttäuschen. Ich pflege nicht mit einer Stahlkralle spazierenzugehen.«
    Fay lachte leise. »Gute Nacht«, sagte sie und ging an ihm vorbei. Der Gruß klang fast
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