Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten

Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten

Titel: Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten
Autoren:
Vom Netzwerk:
das Gästebuch zur Eintragung hin, legte Zimmerschlüssel parat, kippte einen Aschenbecher aus, hob eine Büroklammer kopfschüttelnd vom Teppich hoch und wienerte mit einem Staubtuch eine Schreibtischkante blank.
    »Alle unsere Zimmer haben Telefon mit eigenem Zähler, Klimaanlage und Fernsehen. Für Abfälle benutzen Sie bitte die Müllschluckanläge. Tarife für Sonderleistungen, wie Wäsche und Anzugreinigung, können Sie aus der Tabelle in Ihrem Kleiderschrank ersehen. Im Keller steht Ihnen ein Tischtennis-Raum zur Verfügung, eine kleine Bar, die freilich um Mitternacht geschlossen wird, sowie der Turnsaal mit einigen Geräten zur körperlichen Ertüchtigung. Damenbesuch auf Ihren Zimmern widerspräche der Hausordnung, die Sie in jedem Zimmer ausgehängt finden. Ich hoffe, daß Sie sich bei uns recht wohl fühlen. Herzlich willkommen, meine Herren!«
    Er schüttelte uns noch einmal die Hand und blickte uns mannhaft in die Augen. Das Gepäck wurde von einem Hausdiener hinaufgebracht. Wir hatten die gewünschten Zimmer in der dritten Etage erhalten und sahen uns um, nachdem wir die Verbindungstür geöffnet hatten. Es war halb neun, und Phil bereitete sich auf seinen neuen Job vor, indem er sich wusch und Hemd und Anzug wechselte. Unterdessen saß ich schon auf dem Bett, hatte den Telefonhörer in der Hand und drehte NA 8282.
    »Ja?« fragte eine Männerstimme.
    »Hier ist Hopkins aus der Pension Vollmer«, sagte ich.
    »Gut. Kommen Sie mit einem Taxi zum Nationalfriedhof Arlington. Mischen Sie sich unter die Touristen, die an Kennedys Grab vorbeidefilieren. Sie werden angesprochen.«
    Das Kläcken im Hörer verriet, daß mein unbekannter Gesprächspartner bereits aufgelegt hatte, bevor ich auch nur »Ja« hätte sagen können. Ich ließ ebenfalls den Hörer sinken.
    »Da scheint mich jemand mit einem Rekruten bei der Armee zu verwechseln«, knurrte ich. »Tun Sie dies, tun Sie das, machen Sie jenes. Was bilden sich die Kerle hier eigentlich ein? So kommandiert uns ja nicht einmal Mr. High herum.«
    Phil erschien in der offenstehenden Verbindungstür und lächelte überzeugend dümmlich, während er einen viel zu großen Knoten in seine Krawatte band.
    »Möchtest du tauschen?« fragte er. »Willst du den Bürotrottel…?«
    »Man soll nicht wankelmütig sein«, sagte ich tapfer. »Wir sehen uns zum Mittagessen und um sechs Uhr abends. Wenn einer verhindert ist, hinterläßt er Nachricht, telefonisch oder schriftlich — einverstanden?«
    Phil nickte stumm.
    »Ich muß weg«, fuhr ich fort. »Wer auch immer sich hinter NA 8282 verbirgt, jedenfalls erwartet er mich auf dem Nationalfriedhof.«
    Ich nahm mir weisungsgemäß ein Taxi und ließ mich nach Arlington bringen. Unterwegs grübelte ich darüber nach, was sie wohl mit uns vorhätten. Nach den Vorbereitungen zu schließen, rechnete man damit, daß wir für einige Zeit in Washington bleiben mußten. Und davon war ich nicht sonderlich erbaut. Ich habe mich an New York gewöhnt, und wenn ich ein paar Stunden von der Stadt weg bin, fehlt sie mir auch schon.
    Der Weg war leicht zu finden. Es kommen täglich Tausende von Besuchern nach Washington, offizielle und private, Diplomaten und Touristen, Geschäftsleute, Militärs und Politiker. Schulklassen werden zu den historischen Stätten der Nation geführt. Und viele von ihnen mögen die Hauptstadt nicht verlassen, ohne nicht das Grab jenes jungen Präsidenten auf gesucht zu haben, der Amerika zu neuen Grenzen aufrief. Eine Schlange von Frauen, Männern und Kindern bewegte sich langsam vorwärts. Eine alte Negerin weinte still vor sich hin. Kaum jemand sprach ein Wort. Ich reihte mich hinten an. Plöfzlich stand ein schwergewichtiger Mann von ungefähr fünfundvierzig Jahren neben mir.
    »Hallo, Cotton«, sagte er leise.
    Er hatte ein kantiges Gesicht, buschige Brauen und vor Überanstrengung leicht gerötete Augen. Ich kannte diesen Zustand nur zu gut. Es gibt Fälle, bei denen man tagelang nicht aus den Schuhen kommt.
    »Hallo«, erwiderte ich ebenso leise. »Woher kennen wir uns?«
    Er schmunzelte.
    »Auf dem Bild in Ihrer Personalakte sehen Sie jünger aus«, meinte er.
    »Es ist ja auch ein paar Jahre her, daß für mich eine Personalakte beim FBI angelegt wurde.«
    »Ich bin Rag Clifford. Kommen Sie, wir gehen ein bißchen zwischen den Gräbern spazieren.«
    Wir lösten uns aus der Schlange und schritten die kiesbestreuten Wege entlang. Cliffords Augen waren ständig in Bewegung. Er berichtete: »Es geht um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher