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Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten

Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten

Titel: Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten
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Wänden hingen ein paar Geweihe und über dem Kamin drei Jagdgewehre. Es war offensichtlich, daß Shafford ein passionierter Jäger gewesen sein mußte.
    »Nehmen Sie doch Platz, Mr. Hopkins. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten? Oder möchten Sie lieber einen Whisky?«
    »Wenn ich Ihnen bei einem Kaffee Gesellschaft leisten darf?«
    »Gern. Ich komme gleich wieder. Mein Mädchen ist in der Stadt, um einige Besorgungen zu machen.«
    »Aber ich möchte Ihnen keine Mühe machen.«
    »Es ist keine Mühe.«
    Sie verschwand hinter einem Durchgang, der nur halb von einem dunkelblauen Vorhang verdeckt war. Ich konnte einen Ausschnitt von einer modernen Küche erkennen, wo Mrs. Shafford eine Weile hantierte, bevor sie mit einem Tablett zurückkam. Sie baute das Geschirr auf einem niedrigen Tisch auf, der in der Nähe des Kamins stand.
    Inzwischen hatte ich auf dem Kamin die Fotos gemustert, die seinen Sims zierten. Ein etwa sechzehnjähriger Junge, ein vierzehn- und ein zehnjähriges Mädchen schienen Shaffords Kinder zu sein. Den Ehrenplatz hatte das Hochzeitsfoto. Nirgendwo etwas, das einem Kriminalisten interessant hätte Vorkommen müssen. Gutbürgerliche Verhältnisse, wie man sie von einem Ministerialbeamten erwarten mußte. Mrs. Shafford schenkte Kaffee ein und hielt mir eine Schachtel »Camel« hin. Ich nahm und reichte ihr Feuer. Sie rauchte in bedächtigen, langsamen Zügen. Der erste grausame Schmerz über den Tod ihres Mannes schien überwunden zu sein und der trostlosen Trauer Platz gemacht zu haben, die solchen Ereignissen schließlich folgt.
    »Nun, Mr. Hopkins«, sagte sie mit ihrer weichen Altstimme, »was möchten Sie wissen? Ob mein Mann Selbstmord begangen hat? Ich sage es Ihnen gleich: Nein. Das wäre geradezu idiotisch. Dan wäre niemals in der Lage gewesen, Hand an sich zu legen. Er war — er war zu religiös für so etwas.«
    Ich begriff. Sie hielt mich für einen Detektiv, der für die Versicherung arbeitete. Mir konnte es recht sein.
    »Soweit ich orientiert bin«, sagte ich vorsichtig, »hält auch die Polizei einen Selbstmord für unwahrscheinlich. Aber die ganze Sache ist sehr mysteriös. Und Ihr Mann hatte immerhin einen nicht unbedeutenden Posten im Innenministerium. Wenn einem solchen Mann etwas zustößt, ergeben sich zwangsläufig eine Menge Fragen mehr als bei Leuten, die nicht für die Regierung arbeiten.«
    »Daran habe ich selbst auch schon gedacht. Aber Dan sprach selten über seine Arbeit. Es ist zwar gelegentlich vorgekommen — selten, muß ich sagen, aber immerhin —, daß er sich Arbeit mit nach Hause brachte, aber auch dann sprach er nicht darüber. Wenn irgend etwas Dienstliches im Zusammenhang mit seinem Tod steht, dann fürchte ich, werde ich Ihnen kaum eine Hilfe sein können. Ich weiß ja nicht einmal, wie sein Büro aussah: In all den Jahren bin ich nicht ein einziges Mal in seinem Office gewesen. Dan hätte das nicht geschätzt.«
    »War Ihr Mann in der letzten Zeit nervös? Vielleicht verängstigt? Irgendwie verändert?«
    Sie nippte an ihrer Tasse, stellte sie sehr behutsam auf die Untertasse zurück und blickte in eine unbeschreibliche Ferne. Ihr Blick ging durch alles hindurch.
    »Ja und nein.«
    Die Antwort überraschte mich. »Können Sie das ein bißchen deutlicher machen?« fragte ich behutsam.
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Wenn sich Dan je in seinem Leben verändert hat«, sagte sie leise, »so war es vor ungefähr anderthalb Jahren. Es war keine Veränderung, die man sozusagen mit den Händen hätte greifen können. Etwas fast Unmerkliches eher. Es ist kaum zu beschreiben.«
    »Vielleicht versuchen Sie es trotzdem einmal?«
    »Sehen Sie, Dan war immer ein wenig pedantisch. Vielleicht hätten Sie ihn einen typischen Bürokraten genannt. Ich nehme an, daß er so sein mußte, um seine Arbeit richtig machen zu können. Sie wissen doch, wie das Ministerium ist. Da kommen Untersuchungsausschüsse vom Kongreß, vom Senat und was weiß ich woher noch. Wenn eine Büroklammer im Inventarverzeichnis fehlt, gibt es gleich ein großes Geschrei wegen der Verschleuderung von Steuergeldern und so weiter.«
    »Ich verstehe. Wollen Sie sagen, daß er vor anderthalb Jahren anfing, weniger genau, weniger pedantisch zu sein?«
    »Auch wieder ja und nein. Er behielt seine strenge Ordnung bei in allen Dingen, die ihn selbst betrafen. Aber er wurde ein wenig großzügiger mir gegenüber und auch den Kindern gegenüber. Er hatte immer eisern zu befolgende Regeln auf gestellt. Wann die
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