Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben
Autoren:
Vom Netzwerk:
sagte sie.
    »Wer?«
    »Der Mörder«, antwortete das Girl. »Er ist noch in der Stadt!«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Der Anruf«, sagte Phyllis. »Alle Anrufe gehen über Miß Archibalds Zentrale. Egal, ob sie von auswärts oder aus dem Ort kommen. Jemand ist vor uns hier gewesen.«
    »Er muß seine Stimme verstellt haben«, murmelte ich. »Aber warum hätte er sich mir als Leonie Archibald vorstellen sollen? Das ist doch verrückt!«
    Die Mundwinkel des Girls senkten sich zu tiefen Kerben der Bitterkeit, der Verzweiflung und der Resignation. »Sie sagen das so ratlos dahin«, meinte es. »Möglicherweise enthüllt der letzte Satz die Wahrheit. Ein Verrückter ist in der Stadt. Ein Irrer, der alles Leben auslöscht.«
    Ich blickte die Main Street entlang. Ich sah im Flimmern der unbarmherzigen Hitze die geschlossenen Fensterläden, ich sah die dunklen Querrippen der Jalousien, und ich fragte mich, ob uns von irgendwoher ein funkelndes mordgieriges Augenpaar beobachtete. Wenn Phyllis’ Worte zutrafen, war der mysteriöse Superkiller noch in der Stadt.
    »Wir müssen ihn finden«, sagte Phyllis. »Er oder wir — es gibt keine andere Möglichkeit.«
    Ich bereute es jetzt, ohne meine Waffe nach Springfield gekommen zu sein. Auch Ray hatte keinen Revolver bei sich geführt. Es sah freilich so aus, als hätte ihm sein Smith and Wesson kaum etwas genützt. Der Tod von Springfield trug ein Gesicht, das ohne Parallelen war.
    »Es ist nicht bewiesen, daß alle tot sind«, hörte ich mich sagen. »Selbst wenn ein Dutzend Menschen auf rätselhafte Weise ums Leben gekommen sein sollten, kann es in der Stadt noch ein paar Leute geben, die dem Tod entrinnen konnten. Vielleicht hatte einer von ihnen wegen des Geschehens den Verstand verloren. Vielleicht war er der Anrufer.«
    »Jaja«, meinte Phyllis leise, »so könnte es gewesen sein. Mir ist selbst zumute, als würde ich gleich durchdrehen. Dieser Alpdruck ist mehr, als ich ertragen kann.«
    »Gehen wir zurück zum Hotel«, schlug ich vor.
    »Lassen Sie uns erst noch zu Andys Saloon gehen«, bat Phyllis. »Sie müssen sich das Lokal ansehen. Wenn Sie einen Blick auf die Toten geworfen haben, werden Sie wissen, wie mir im Augenblick zumute ist. Es ist nicht der Tod. Es ist nicht einmal die Zahl der Toten. Es ist das Grauen, das sich damit verbindet — das Unerklärliche.«
    Ich schaute mich in Andy Clydes Saloon um. Phyllis blieb draußen. Ich begann zu schwitzen, aber nicht nur wegen der Hitze. Ich hatte als G-man Dinge erlebt, die bis an die Grenzen der menschlichen Nervenkraft gegangen waren, aber das hier übertraf alles bisher Dagewesene. Es war ein Geschehen ohne Beispiel, es sprengte jedes Maß.
    »Glauben Sie jetzt, daß es in der Stadt kein Leben mehr gibt?« empfing mich Phyllis, als ich ihr wieder gegenüberstand.
    »Die Stadt ist groß«, sagte ich ausweichend, aber ich hatte mich innerlich damit abgefunden, daß auch die anderen Häuser das gleiche schreckliche Geheimnis bargen — einen Tod, für den es keine plausible Erklärung gab.
    »Gibt es in der Nähe ein militärisches Versuchsgelände?« fragte ich Phyllis, als wir die Main Street entlang zum Hotel gingen.
    »Denken Sie an radioaktive Strahlen oder so etwas?« fragte Phyllis. »Meines Wissens liegt kein Militär in der Nähe. Es gibt auch keine geheimen Entwicklungs- oder Versuchsanstalten in der Umgebung.« Sie machte eine kurze Pause und schaute mich an. »Was wollte Ihr Kollege in der Stadt?« fragte sie. »Ray? Er war privat hier. Es ging um eine Erbschaftssache, die er mit seinem Schwager regeln wollte.«
    »Wie heißt sein Schwager?«
    »Glenn Buston«, sagte ich. »Kennen Sie ihn?«
    »Ja, er hat eine kleine Farm am Stadtrand. Aber weshalb wohnte Ihr Kollege nicht bei seinem Schwager? Weshalb zog er ins Hotel?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht verstand er sich nicht mit seinem Schwager, oder Buston hatte keinen Platz…«
    »Glenns Haus hat gut ein Dutzend Gästezimmer«, sagte Phyllis. »Und der Service im Hotel war noch nie gut. Der Besitzer mußte alles selber machen. Personal konnte er sich nicht mehr leisten.«
    »Wir können Ray nicht mehr nach seinen Motiven fragen«, sagte ich.
    Wir betraten die Hotelhalle. Ich schaute mir erneut den Toten an, aber er gab sein Geheimnis nicht preis.
    »Da, sehen Sie sich das mal an«, sagte ich und wies auf das Gästebuch. »Die letzte Seite fehlt.«
    Dann ging ich ins Hotelrestaurant. Phyllis folgte mir. In der Nähe der Bar standen auf einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher