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Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben
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gedeckten Tisch zwei hohe schmale Gläser und eine Schale mit Wasser, das vor ein oder zwei Tagen die Form von Eiswürfeln gehabt haben mochte. Die Gläser waren noch halb voll. Ich ging vor dem Tisch in die Knie, um die Gläser gegen das Licht genau betrachten zu können.
    »Da haben wir’s«, sagte ich leise. Phyllis trat an mich heran. »Was haben Sie entdeckt?« fragte sie ängstlich.
    »Sehen Sie sich die Gläser an«, sagte ich. »Aber nicht berühren, bitte.«
    Phyllis folgte der Aufforderung. »An dem linken Glas sind deutlich Finger- und Lippenabdrücke zu erkennen«, stellte sie fest. »An dem anderen nichts.« Ich nickte grimmig. »Es sieht ganz so aus, als hätte Ray Stenton mit seinem Mörder hier einen Whisky getrunken. Jedenfalls hat der Unbekannte vor dem Verlassen des Hotels sein Glas gründlich abgewischt.«
    »Damit ist bewiesen, daß wir es mit einem gräßlichen Verbrechen zu tun haben, nicht wahr?«
    »Schauen wir uns die Hotelzimmer an«, meinte ich. »Vielleicht hat der Mörder im Hotel gewohnt — genau wie Ray. Möglicherweise ist mein Kollege sogar wegen des Mörders hier abgestiegen. Ray war ein alter Profi mit einer Nase fürs Verbrechen. Wie die meisten von uns, war er eigentlich immer im Dienst.«
    »Ich möchte weg von hier«, murmelte Phyllis und trat an das Fenster. »Ich halte das nicht aus!«
    »Es ist besser, Sie bleiben«, sagte ich. »Ich bringe Sie später zum Flugplatz.« Phyllis schaute mir in die Augen. »Haben Sie Angst, der Mörder könnte mich überfallen?«
    »Trotz allem wissen wir noch immer nicht genau, ob es diesen großen Unbekannten überhaupt gibt«, wich ich aus.
    »Aber der Anruf, die fehlende Seite, die abgewischten Spuren am Glas!«
    »Das beweist noch nicht viel«, sagte ich. »Rays Tischpartner kann aus irgendeinem Grund Handschuhe getragen haben, vielleicht auch einen Verband…« Phyllis zuckte mit den Schultern und blickte aus dem Fenster. Ich spürte, daß sie meine Worte nicht ernst nahm. Offen gestanden, glaubte ich selbst nicht daran.
    Plötzlich stieß Phyllis einen Schrei aus. Es war, als sei mein zentrales Nervensystem von einer glühenden Nadel berührt worden. Ich wirbelte herum. »Was gibt es?« stieß ich hervor.
    Phyllis starrte aus dem Fenster. Sie hob den Arm und wies mit ausgestrecktem Zeigefinger die Main Street hinab, die sie vom Fenster aus überblicken konnte.
    Mit wenigen Schritten war ich neben ihr.
    Ich blickte in die von Phyllis angezeigte Richtung, aber ich sah nichts, woran mein Blick sich festhalten konnte, nichts, was der Grund für Phyllis’ zitternde Erregung sein konnte. Ich sah nur die kochende, wabernde Glut in einer langgestreckten, häßlichen Straße, die gleichsam über Nacht zu einem Friedhof geworden war.
    »Ich sehe nichts Verdächtiges«, murmelte ich.
    »Er ist verschwunden!« rief Phyllis. »Eben War er noch da…«
    »Was denn, um Himmels willen?«
    »Freds Wagen! Der Ford des Sheriffs!« keuchte Phyllis. »Er steht nicht mehr an seinem Platz.«
    ***
    »Kommen Sie«, sagte ich und nahm Phyllis Carter bei der Hand. Wir eilten hinaus auf die Straße und stoppten vor dem Office des Sheriffs.
    »Hier stand er«, sagte Phyllis und wies auf zwei in der Sonne glänzende Ölflecken. »Sehen Sie — sie sind noch ganz frisch!«
    Phyllis hatte recht. Aber wie hatte der Unbekannte es geschafft, den Wagen praktisch lautlos zu starten? In der drückenden Stille des Ortes hörte man doch jedes Geräusch!
    Das Office des Sheriffs war allerdings gut hundert oder hundertfünfzig Yard vom Hotel entfernt. Möglicherweise hatten Phyllis und ich in der Erregung das Anlassergeräusch einfach überhört. Im nächsten Moment sah ich jedoch, daß es dafür noch eine andere Erklärung gab.
    Die Main Street hatte ein leichtes Gefälle. Wenn man den Wagen zurückschob und dann die Straße hinabrollen ließ, konnte man hineinspringen und später ebenso leise wie behutsam den Motor starten.
    »Glauben Sie noch immer, daß es den großen Unbekannten nicht gibt?« fragte Phyllis.
    Ich schüttelte den Kopf und überlegte, ob ich eine Chance hatte, den Fahrer des Sheriffwagens einzuholen. Ich war mit einem Leihwagen nach Springfield gekommen — geradewegs von Lafayette, dem nächsten Flugplatz.
    Springfield lag in einer Ebene. Nur die Main Street lag etwas erhöht. Sobald man den Stadtrand erreicht hatte, konnte man bis zum Horizont oder bis zu den kahlen Saw Mountains blicken. Ein Wagen, der über das ausgedörrte Land fuhr, mußte weithin an
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