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Jerry Cotton - 0574 - Teufel mit blutigen Rosen

Jerry Cotton - 0574 - Teufel mit blutigen Rosen

Titel: Jerry Cotton - 0574 - Teufel mit blutigen Rosen
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Kleinstadt. Zu beiden Seiten der schnurgeraden Hauptstraße schlossen sich die Wohnviertel an. Hinter dem Bahndamm war der Wohnbezirk der Farbigen. Er war relativ klein. Hawthorne bestand im wesentlichen aus gepflegten Bungalows. Im südwestlichen Teil des Ortes war das eigentliche Villenviertel. Es gab zwei Golf- und drei Tennisklubs. Der vornehmste Klub nannte sich Kensington. Ich fuhr ungehindert bis vor das flache weißgestrichene Klubhaus und betrat die Bar.
    Am Tresen saßen drei Männer in mittleren Jahren. Sie hatten gerötete Gesichter und tranken Whisky mit Soda. Der Mixer lachte gequält über ihre Witze. Vermutlich hörte er sie zum hundertsten Male.
    Ich hatte das Gefühl, daß ich hier meine Zeit nutzlos vertat, und machte kehrt. Links vom Klubhaus waren die ebenfalls weißgestrichenen Wirtschaftsgebäude des Klubs. Aus einem von ihnen erklang plötzlich ein Schrei.
    Ich ging rasch darauf zu. Im Rahmen der Tür erschien ein Girl. Es war,höchstens zwanzig Jahre alt und stürmte an mir vorbei auf den Parkplatz zu. Ich blickte dem Mädchen nach. Es trug einen Kiltrock mit Schottenkaros und einen weißen, eng anliegenden Pulli. An den Füßen hatte es Sportschuhe mit Gummisohlen.
    Ich marschierte weiter. Das Girl hatte die Tür hinter sich aufgelassen. Als ich die Hütte betreten wollte, prallte ich mit einem Mann zusammen. Er war ungefähr achtundzwanzig Jahre alt und trug zu seinen Shorts einen weißen Wollpullover mit V-Ausschnitt. Er war groß, athletisch und braun gebrannt. Sein schmales Gesicht mit den blauen Augen war gut geschnitten; es hatte den leicht feminin wirkenden Anstrich, den man oft bei gut aussehenden Männern findet. Er hatte dunkles, kurz geschnittenes Haar.
    »Hallo«, sagte er und blickte an mir vorbei zum Parkplatz hinüber. Ich hörte, wie ein Motor aufheulte, dann fuhr ein Wagen davon.
    Der junge Mann grinste. Er hatte ein Taschentuch in der Hand, mit dem er sich behutsam den Mund abtupfte.
    »Kleines Biest!« murmelte er. Dann hob er die Augenbrauen und schaute mich an. »Lennox«, stellte er sich vor. »Derek Lennox. Kennen wir uns?« Die V-förmige Stellung seiner Augenbrauen gab ihm etwas Diabolisches.
    »Nein«, erwiderte ich. »Mein Name ist Cotton. Sind Sie Mitglied des Klubs?«
    »Gott bewahre«, meinte er und steckte sein Taschentuch ein. »Das wäre das letzte!«
    Ich sah, daß seine Lippe aufgeplatzt war. Zweifellos hatte er versucht, das Mädchen in dem Geräteschuppen zu küssen. Sie hatte sich dagegen zur Wehr gesetzt und ihm in die Lippe gebissen.
    »Sind Sie hier angestellt?« fragte ich ihn.
    »Sie wollen es aber genau wissen«, meinte er.
    Wir verließen den Schuppen. Lennox schob seine Hände in die Hosentaschen. Er blieb stehen und wippte auf den Zehenspitzen. Seinen Mund umspielte ein selbstvergessenes Lächeln. »Ich bin nur als Gast hier«, sagte er dann plötzlich. »Und ich finde es zum Kotzen langweilig. Trinken wir einen?«
    Ich blickte auf die Uhr. Ich konnte es mir nicht leisten, meine Zeit .zu verplempern. Wenn ich mich schon mit jemand zusammensetzte, dann mußte es jemand aus diesem Ort sein.
    »Wohnen Sie in Hawthorne?« fragte ich ihn, als wir auf das Klubhaus zugingen.
    Er .lachte. »Ehe es soweit kommt, springe ich in den Hudson«, erklärte er. »Ich bin New Yorker.«
    Ich hätte es mir denken können. Er war der Typ des Playboys, den man auf Partys herumreichte und der überall dafür sorgte, daß sich der Schlagrhythmus der Mädchenherzen gebührend erhöhte.
    »Gehören die Ardworths diesem Klub an?« fragte ich ihn.
    »Ja, aber sie kommen niemals her. Weshalb auch? Die Töchter interessieren sich nicht für Golf. Tennis spielen sie zu Hause. Außerdem sind die Klubmitglieder entsetzlich fade. Was tun Sie denn hier in Hawthorne? Ich frage mich immer wieder, was die Leute nach Haw- ' thorne treibt. Die Wüste Gobi bietet sicherlich mehr Abwechslung.«
    »Sie vergessen den Mord, der hier vor einem Jahr eine Menge Staub aufwirbelte«, sagte ich.
    »Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten?« fragte er und grinste verschmitzt. »Ich weiß, was es mit diesem Verbrechen für eine Bewandtnis hat. Irgend so ein armer Irrer hat das Mädchen vor lauter Verzweiflung umgebracht. Aus Langeweile. Weil hier nie etwas geschieht.«
    »Ich muß gehen«, sagte ich.
    »Sind Sie etwa eingeschnappt?« fragte er. »Mann, so war es doch nicht gemeint. Setzen Sie sich mit mir an die Bar. Mit den Leuten von Hawthorne kann man das nicht tun. Über deren Witze hat schon
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