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Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Titel: Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen
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einen Schein blasser.
    »Er — er hat mir nur was gebracht«, stotterte er unbeholfen.
    »Und das hat fünf Minuten gedauert?« bluffte ich ihn.
    Denning kam mir vor wie ein in die Enge getriebenes Raubtier. In seinen Augen lagen Haß und Angst zugleich. Warum, fragte ich mich, wenn er mit der Sache nichts zu tun hatte?
    »Also los, Denning«, sagte ich hart. »Ihr Freund Simpson ist spurlos verschwunden. Vielleicht konstruiert die Polizei zwischen seinem Besuch bei Ihnen und seiner Flucht einen Zusammenhang. Vielleicht ergibt sich sogar eine Verbindung zu meinem verschwundenen Vorgänger.«
    Meine Worte schlugen bei Denning wie der Blitz ein. Er riß die Augen auf wie ein gestochenes Kalb, machte ein paar fahrige Handbewegungen, als ob er einen imaginären Feind abwehren wollte, und lehnte sich endlich erschöpft an die Wand.
    »Ich habe es ja gewußt«, stöhnte er leise, »die Sache konnte ja nicht gut ausgehen.«
    »Natürlich nicht«, pflichtete ich ihm bei und tat so, als ob ich über alles unterrichtet wäre.
    »Wer sind Sie?« fragte Denning leise.
    In Bruchteilen von Sekunden mußte ich mich entscheiden. Der Mann war weich. Vielleicht versetzte ich ihm den Knockout, wenn ich ihm die Wahrheit sagte.
    Bewußt langsam zog ich meinen Ausweis aus der Tasche. »Mein Name ist Jerry Cotton, Special Agent des FBI.« Der Mann schien einen schwachen Magen zu haben. Er würgte, als ob ihm schlecht geworden sei. Ich ging auf ihn zu, riß ihn hoch und drückte ihn gegen die Stahlwand. Unsere Augen waren kaum zwei Zoll voneinander entfernt.
    »Vielleicht gebe ich Ihnen noch eine Chance«, sagte ich hart. »Aber dann packen Sie aus! Was hat Simpson mit dem Verschwinden von Lieutenant Templer zu tun?«
    Dennings Augen traten vor Angst fast aus den Höhlen. »Er… Ich… Wir haben…«
    »Los, reden Sie, Mann! Warum ist Simpson so plötzlich abgehauen? Wo ist er hin?«
    Denning schien immer nur den Sinn meiner letzten Frage zu verstehen.
    »Er wollte… Er ist… Golden Gate, er hat es mitgenommen.«
    Ehe er weitersprechen konnte, pfiff etwas Blitzendes durch die Luft und blieb im Hals Dennings stecken. Lautlos brach der Obermaat zusammen.
    Mit einem Satz war ich an der Stahltür, die zwei Handbreit offen stand. Der dahinterliegende Gang war nur schwach beleuchtet. Dort, wo er zu den Mannschaftsunterkünften führte, glaubte ich eine Bewegung zu erkennen.
    Aber der heimtückische Mörder kannte sich in dem Gewirr der unteren Decks besser aus. Als ich die Biegung erreichte, war nichts mehr zu sehen. Nur einen Augenblick überlegte ich, ob ich Alarm schlagen sollte. Aber ich begnügte mich mit einer Meldung bei Kapitän Nelson. Ich wollte nicht noch mehr im Mittelpunkt stehen.
    Es gelang uns, die Ermordung von Obermaat Denning vor der Besatzung geheimzuhalten. Wir mußten nur den Leitenden Ingenieur und Sub-Lieutenant Barron ins Vertrauen ziehen. Er übernahm selbst für die nächsten Stunden den Posten von Denning.
    Phil, mit dem ich wenig später auf der Hafenstraße zusammentraf, meinte, als ich ihm die Ermordung Dennings schilderte, bitter: »Offenbar kommt die Sache ins Rollen. Ich werde mich mal nach dem rothaarigen Bootsmann Umsehen. Dieses Golden Gate kann doch nur eine Bar oder eine Kneipe sein.«
    »Wahrscheinlich«, gab ich zurück. »Bestimmt findest du im Büro ein Verzeichnis aller New Yorker Spelunken. Aber es sollte mich nicht wundern, wenn nicht wenigstens ein Dutzend Golden Gates darunter wären.«
    Phil maulte: »Und ich soll also auf Staatskosten eine Lokalrunde machen, bis ich meinen Mann gefunden habe. Das ist kein angenehmer Job für einen Antialkoholiker, und wenn ich an meine arme Leber denke…«
    »Denk nicht daran«, sagte ich mitleidig. »Ein oder zwei Whisky wirst du doch wohl vertragen können. Sonst mußt du eben Fruchtsaft trinken…«
    ***
    Als Phil am Chatham Square das Taxi verließ, torkelte er nach Chinatown hinein wie ein Betrunkener. Er spielte den Angesäuselten wie ein Schauspieler vom ersten Broadway-Theater. Er suchte das fünfte Golden Gate, das an der Ecke Pell und Doyer Street lag, gleich neben der berüchtigten Bowery. Wenn er den Stadtplan nicht so genau studiert hätte, wäre er bestimmt an der chinesischen Kellerkneipe vorbeigegangen, so versteckt lag sie.
    Quer über dem schmalen Eingang hing ein Schild mit chinesischen Schriftzeichen. Darunter waren mit Ölfarbe kleine Längsbuchstaben gemalt. Golden Gate entzifferte Phil mühsam.
    Die Fassade war wenig einladend. Um so
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